Schönen guten Tag allerseits und insbesondere Frau Klein,
:besen:
Ich möchte jetzt nicht den Streit zwischen den Berufsgruppen im Krankenhaus weiter anfachen, aber einige Ihrer Aussagen bedürfen aus meiner (zugegeben ärztlicher) Sicht doch eines Kommentars:
Zitat
Original von PatKlein:
Die Pflege reißt sich keineswegs darum, noch mehr Bürokram zu machen. Aber sie kapiert vielleicht einfach ein bisschen schneller als die Ärzte, dass Dokumentation auch einen sittlichen Nährwert hat.
Die Frage ist doch, ob dadurch ein Patient besser behandelt oder gepflegt worden ist? Denn ich halte die Behandlung und Versorgung von Patienten immer noch mit Abstand für die Hauptaufgabe der am Patienten arbeitenden Menschen. Es ist sicher Richtig, dass die Pflege durch relativ konsequente Dokumentation eineiges in Bezug auf Ihre Bewertung und den Personalschlüssel erreicht hat. Tatsache ist aber auch, dass die Dokumentation Kapazität bindet (Wobei Ihre Anmerkung, ob weniger Dokumentation auch mehr Zuwendung bedeutet, auch auf das Pflegepersonal anwendbar sein könnte). Es ist einfach schwer, das Optimum zu finden: Maximale Dokumentation bei minimalem Aufwand. Dazu bedarf es tatsächlich einer besseren EDV-Unterstützung.
Zitat
Original von PatKlein:
Wenn die Energie, die in den letzten 18 Monaten von Ärzten und Ärzteverbänden (allen voran der Marburger Bund) ins Jammern und Lamentieren gesteckt wurde, in Schulungen und EDV-Verbesserungen investiert worden wäre, bräuchte jetzt niemand mehr so laut lamentieren. Aber ich muss natürlich zugeben: jammern ist viel einfacher und macht in kollektiven Gruppen auch richtig Spass.;)
Dieses Jammern bezieht sich allerdings nicht nur auf die Dokumentation. Wenn, wie in unserem Haus, die aufgrund einer Stechuhr jetzt "Gleitzeitkonto" genannten Überstunden des ärztlichen Personals zwar hervorragend dokumentiert werden, am Ende des Monats jedoch zusammengestrichen werden, wenn mache Chefärzte dumme Kommentare abgeben (Assistent verlässt um 18 Uhr die Klinik und trifft auf CA: "Na, freien Nachmittag heute!"), wenn zur formalen Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes so lange getrickst wird, bis zwar nicht weniger Arbeit, wohl aber weniger Geld auf dem Lohnzettel da ist usw., dann darf vielleicht auch lamentiert werden.
Ja, ich weiß, die Ärzte sind zu einem großen Teil selbst daran Schuld.:sleep: Sie haben schon immer zu denen gehört, die sich entweder aus dem Argument der "Menschlichkeit" oder aufgrund einer immer vager gewordenen Karriereaussicht ausbeuten ließen. Aber vielleicht darf auch irgenwann damit Schluss sein?
:kong:
Letztenendes ist das eine (Arbeitszeit)wie das andere (EDV) eine Frage des Geldes. Und das, so wird behauptet, sei für das Gesundheitswesen und insbesondere für die Krankenhäuser nicht da.
I)
Lasst uns also doch lieber an einem Strick ziehen und nicht darum streiten, ob die eine Gruppe mehr oder weniger dokumentieren darf, oder mehr oder weniger arbeitet, als die andere. Lasst uns lieber gemeinsam darum kämpfen, dass der die Arbeit von Schwestern, Pflegern, Ärzten und anderen Gesundheitsarbeiterinnen und -arbeitern von der Politik und unserer Gesellschaft in ihrem Wert erkannt wird und die dafür erforderlichen Mittel erhält. Abgesehen von dem Wert eines funktionierenden Gesundheitssystems für die Gesellschaft ist der Gesundheitssektor auch in wirtschaftlicher Hinsicht bedeutend und beispeilsweise fast doppelt so groß (Anteil am BIP, Arbeitsplätze) wie die Autoindustrie, die "heilige Kuh" der deutschen Wirtschaft.
:banane:
Trotzdem schönen Tag noch,
R. Schaffert
Medizincontroller der Kliniken des Wetteraukreises!