... solange die psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken Patienten nur noch mit Eurozeichen in den Augen behandeln (glücklicherweise wird das nicht überall so gehandhabt), wird jedes - auch das aktuelle - Abrechnungssystem Fehlanreize vorhalten. Das PEPP lässt sich auch nicht in zwei Sätzen erklären und "ein bißchen" Einblick ins System hilft nicht weiter.
Meine Empfehlung: lassen Sie sich nicht verunsichern und arbeiten Sie weiter, so wie Sie es gewohnt sind.
Hallo Anyway,
danke für die Information und die Empfehlung, mich nicht verunsichern zu lassen. Leider wird das nicht ganz klappen. Unsere ärztliche Leitung macht Vorgaben, um die Kriterien der Komplexbehandlung nach PEPP auch in 4-Tage-Wochen zu erreichen. Und bei unserer ärztlichen Leitung ist Psychotherapie generell nicht so hoch angesehen, wie es mMn verdient wäre, und die Gruppentherapie ist innerhalb der Psychotherapie nochmals das ungeliebte Kind. Aber ich habe nun eine ganz andere Lösung anvisiert. Also, danke nochmals, Ihr Beitrag zielte auf den richtigen Knackpunkt, meine Verunsicherung.
Aber ja, selbstverständlich wird das PEPP-System Auswirkungen auf die Therapie der Patienten haben. Verweildauern werden bundesweit gesenkt werden (was, wenn Sie mir den Einwurf erlauben, nicht immer ganz verkehrt ist bei bestimmten Erkrankungen unserer Patienten - wir sind schließlich kein Hotel) und es wird zu Verlagerungen zwischen Ambulant - Teilstationär - Vollstationär geben. Das ist schließlich der Sinn des Ganzen.
Es ist nur die Frage, wie man als Klinik mit den zu erwartenden Änderungen umgeht. Und diese Gedanken sollte man sich vielleicht nicht erst nächstes Jahr machen. Das PEPP-System schwebt nämlich seit vier Jahren über uns und es ist mir absolut unverständlich, wie es sein kann, dass einige Kliniken das bisher vollkommen ignorieren konnten. Aber das ist nur meine Meinung; die muss man nicht teilen.
Hallo B. Gohr,
auch Ihre Ausführungen haben mir nochmals verdeutlicht, wie wenig ich bisher über OPS und PEPP verstanden habe. Ich fühle mich gerade wie ein Schüler von Sokrates, der eingehämmert bekommt: "ich weiß, dass ich nichts weiß". Und es ist gut so, so kann ich mich langsam dem Verstehen annähern. Und Sie haben recht, mir war noch nicht klar, wie OPS und PEPP zusammenhängen, auch jetzt hab ichs noch nicht verstanden. Verstanden habe ich jetzt allerdings, dass mindestens 3 TE durch Ärzte oder Psychologen pro Woche erbracht werden müssen, damit eine Komplexbehandlung codiert werden kann, vorausgesetzt, die anderen Rahmenbedingungen dafür stimmen. Das heißt, wenn ich in 4-Tage-Wochen 2 Einzel (1x50 und 1x25 Minuten) und keine Gruppentherapie durchführe, hab ich die 3 TE erreicht. Würde ich stattdessen 3x Gruppentherapie a 100 Minuten durchführen, müsste ich noch 1 Einzel a 50 Minuten machen, was in 4-Tage-Wochen wenig realistisch ist. Das heißt für mich, dass PEPP auch bezüglich der Psychotherapieformen Fehlanreize setzt und die Gruppentherapie entwertet, die mMn (richtig durchgeführt) effektiver als Einzeltherapie ist und zugleich deutlich weniger Zeit in Anspruch nimmt. In anderen Worten: im schlimmsten Fall erreicht PEPP, dass die Therapie qualitativ schlechter wird.
Ich stimme Ihnen im übrigen völlig zu, dass bei manchen Patienten die Verweildauern zu lang sind (oder die stationäre Aufnahme überhaupt nicht nötig wäre), allerdings gibt es auch Patienten, die deutlich mehr Zeit bräuchten. PEPP dürfte jedoch dazu führen, dass Verweildauern tendenziell abnehmen und der Entlassdruck aus wirtschaftlichen Gründen zunimmt, sodass ich davon ausgehe, dass die Anzahl der Drehtürpatienten, die jedes Jahr einmal aufschlagen, zunehmen wird. Nun gut, damit könnte ich leben. Eine auf diese Weise forcierte Intervallbehandlung kann ja auch Vorteile für den Patienten haben: man rührt nicht zu lange an einer Sache herum, sondern der Patient hat die Möglichkeit, das in kürzerer Zeit verstandene und geübte in den Alltag zu transferieren und dann wiederzukommen.
Hab ichs jetzt soweit richtig verstanden, ja? Ich denke gerade laut, um Rückmeldungen zu erhalten, damit ich weiß, ob ich jetzt auf dem richtigen Gleis unterwegs bin.