Hallo Herr Chandra und Herr Sommerhäuser,
auch wenn ich nicht mehr in der Branche tätig bin, muss ich doch einmal eine Lanze für die KIS-Hersteller brechen: OP-Zeitpunkte wie "Patient und Anästhesie im Saal, Operateur fehlt" oder "Ende Lagerungsbeginn":)) sind nicht auf deren Mist gewachsen, sondern werden fast ausschließlich auf Kundenwunsch individuell eingerichtet. Hintergrund sind meist schwelende Konflikte zwischen den beteiligten Berufsgruppen und Unsicherheiten bzgl. Dokumentationspflicht, rechtlicher Absicherung und Personalbedarfsnachweis.
Als KIS-Projektfuzzi vor Ort kann man hier nur bedingt gegensteuern. Ich habe in einigen Häusern OP-Systeme eingeführt, die interne Diskussion um die zu erfassenden Zeitpunkte war immer die Längste und Lauteste, und führte häufig zu solchen Stilblüten, wie oben genannt. Das hat nichts mit sinnvoller Dokumentation zu tun, das ist OP-Saal-Politik.
Ausgewertet wurden dann eigentlich immer nur Schnitt-Naht-Zeit, Narkosezeit und Anästhesie-Präsenzzeit (Patientenübernahme durch ANA-Pflege bis Übergabe an Schleuse/AWR), alles andere ist in meinen Augen Datenmüll, wenn nicht gerade eine komplette OP-Reorganisation im Gange ist.
Im Kalkulationshandbuch wird noch die Rüstzeit gefordert, die ist jedoch oft nur schwer patientenbezogen zu erfassen und sollte m.E. besser pauschal (gerne genommen: 45 min) angesetzt werden.
Als ideale Ergänzung bietet sich die Erfassung der individuellen Personalbindungszeiten an, dazu muss aber das Einverständnis der Mitarbeitervertretung vorliegen:no:.
Grüße
C.Lehmann
PS: Vom VHitG dürfen Sie nicht erwarten, dass er seine Mitglieder dazu auffordert, die Möglichkeit individueller OP-Zeiten aus der Software zu entfernen. Hier zählt das Verkaufsargument. Für die Erstellung eines verbindlichen Standards wäre auch m.E. eine Fachgesellschaft zuständig, die IT-Hersteller sind da sicher die ganz falsche Adresse. Dasselbe gilt für die Diagnosearten.
Grüße CL