Hallo ck-pku
Einige Anmerkungen und vielleicht abweichende Meinungen von meiner Seite zu ihrem Beitrag:
1.
Auch bei DRG und PEPP, also der InEK-Welt gilt: Kosten <> Erlöse!
Das InEK kalkuliert das jeweilige System zwar auf IST-Kosten-Basis (von 2 Jahren vor demSystemjahr), berechnet jedoch lediglich Bewertungsrelationen. Die Erlöse errechnen sich durch Multiplikationen mit dem Basisfallwert bzw. Basisentgeltwert. Ersterer ist schon mal länderspezifisch, letzterer sogar Hausspezifisch sehr unterschiedlich und sie weichen nicht ohne Grund erheblich von der vom InEK verwendeten Bezugsgröße ab (im DRG Bereich > 12%, siehe auch diese Diskussion). Die Basiswerte beruhen nämlich zum einen auf Verhandlungen und nicht auf Berechnungen und enthalten zum anderen schon aus historischen Gründen eben auch andere Tatbestände, als die reinen Fallkosten.
2.
Auch öffentliche und frei-gemeinnützige Kliniken sind in der Regel als Wirtschaftsunternehmen organisiert und arbeiten zunächst einmal gewinnorientiert (bezogen auf den Erlös aus Krankenhausleistungen). Denn es kann (bzw. sollte) sich kein Träger leisten, einem Krankenhaus dauerhaft einen Verlustausgleich zu gewähren. Im Falle kommunaler Häuser käme der aus regionalen Steuermitteln, was einerseits eine zusätzliche Steuerlast für die Bevölkerung bedeuten würde und andererseits hinsichtlich verdeckter Subventionen problematisch ist (siehe z.B. BGH · Urteil vom 24. März 2016 · Az. I ZR 263/14).
Ein Gewinn aus den Krankenhausleistungen ist auch deshalb notwendig, weil die Bundesländer ihrer Pflicht zur Finanzierung der notwendigen Investitionen der Krankenhäuser nicht nachkommen und diese mit "Eigenmitteln", nämlich eben diesen "Gewinnen" mitfinanziert werden müssen.
3.
Soweit gilt dies für alle Trägergruppen gleichermaßen und auch für Häuser mit Regionalbudgets. Erst dann kommt hinzu, dass private Träger in der Regel auch eine Rendite für ihre Besitzer erwirtschaften wollen. Diese wird dann tatsächlich dem Gesundheitssystem entzogen. Das bedeutet jedoch letztlich, dass das Krankenhaus in privater Trägerschaft mit weniger Geld wirtschaften muss, als das kommunale. Wenn dies so eklatante Folgen für die Versorgung hätte - was stellenweise sogar der Fall sein mag - dann wird dies das Krankenhaus auch durch sinkende Akzeptanz und Patientenzahlen und steigende unrühmliche Erwähnungen in der lokalen Presse zu spüren bekommen. Beispiele dafür gibt es in den Forumsneuigkeiten genug, komischerweise aber nicht nur von Krankenhäusern in privater Trägerschaft.
4.
Es gibt zwei Hauptgründe, warum ich denke, dass ein Regionalbudget wie in Modellvorhaben nicht unbedingt flächendeckend funktioniert, und da lasse ich mal die ganzen Probleme von der Definition der zu versorgenden Bevölkerung und des "Klinikhoppings" weg:
Wie sie selbst beschreiben richtet sich das Budget nach der in der Region zu versorgenden Bevölkerung, unabhägig davon, wie das Krankenhaus (oder der sonstige "Verwalter" des Budgets, der ja nicht unbedingt das Krankenhaus sein muss!) die Patienten versorgt.
- Warum, glauben Sie, machen die Krankenkassen bei Modellvorhaben mit? Vordergründig können sie damit nicht sparen, wenn sie zusagen, dass das Budget unabhängig von der Versorgung gleich bleibt. Ihnen geht es - unterstelle ich hier, sagen sie aber gelegentlich auch selbst - darum, festzustellen, wieviel Behandlung in welcher Versorgungsform notwendig ist. Wenn die Kliniken innerhalb der Modellvorhaben stationäre Kapazitäten zugunsten ambulanter (auch aufsuchender) Behandlung abbauen, dann wittern die Kassen hier ein Sparpotential, und zwar außerhalb der Modelle. Sie verweisen dann auf das aus ihrer Sicht ambulante Potential aus den Modellvorhaben. Mit einer flächendeckenden Ausweitung der Regionalbudget wäre diese Argumentation hinfällig und die Kassen gäben zudem die Kontrolle des Budgets aus der Hand. Diesen Fehler, den sie schon im ambulanten Bereich mit der KV gemacht haben, machen sie nicht noch einmal.
- Ich bin immer wieder erstaunt, dass gerade diejenigen, die gegen PEPP mit den damit verbundenen (Fehl-)Anreizen und den ach so schrecklichen Folgen für die Versorgung der Patienten argumentiert haben, beim Regionalbudget plötzlich gar keine negativen Handlungsspielräume entdecken. Dabei ist doch hier das potentielle Interesse, mit wenig Behandlungsaufwand das gleiche Budget zu erhalten, viel viel größer, als bei einer leistungsorientierten Vergütung. Sobald es um Geld geht - und darum geht es auch beim Regionalbudget - gibt es Anreize und Fehlanreize!
Nur um Missverständnisssen und ihren Schubladen vorzubeugen: Ich bin ziemlich weit davon entfernt, wirtschaftsliberal zu sein und falls ich Lobbyist sein sollte, der die Interessen von Krankenhäusern vertritt, dann bekenne ich mich eindeutig zu Krankenhäusern in öffentlicher Trägerschaft. Ich teile auch eine Reihe ihrer Ziele und bin der Ansicht, dass letztlich auch die genannten Probleme lösbar sind, wenn der politische Wille dazu da ist. Den sehe ich jedoch derzeit nicht und um Menschen zu überzeugen benötigt es meines Erachtens eine sachlich-kritische Analyse.
Gruß,