Hallo Forum,
um die Diskussion mal wieder etwas ins medizinische zu lenken: Was Abbey beschreibt, scheint ein typisches \"Pallacos-Syndrom\" durch Einbringung von KNochenzement zu sein - das Problem ist jedem Unfallchirurgen und jedem Anästhesisten bekannt (glücklicherweise in diesem Fall glimpflich abgegangen, das kann nämlich durchaus auch tödlich enden). Ganz abseits von der Frage nach der Therapie muss man sich also zunächst fragen, was da eigentlich abläuft - dummerweise ist das nicht ganz so eindeutig:
Hauptsächliches Problem ist in der Regel (sowohl nach tierexperimentellen als auch nach Sektionsbefunden) in der Tat eine Embolie, und zwar teilweise durch Zementmaterial, teilweise durch Knochenmark (sogar durch feste Knochenpartikel) und (durch Zementeinfluss ent-emulgierte) Blutfette. Zusätzlich können allergische Reaktionen auftreten, diskutiert wird auch ein direkter kardiotoxischer Effekt der Zementbestandteile. Und zu guter letzt könnte auch die Wärmeentwicklung des abbinden Klebstoffs (Zement ist es ja eigentlich eh nicht) zu Kreislauffehlregulationen führen.
Allen mir bekannten Untersuchungen nach ist der erstgenannte Mechanismus der wichtigste, so dass jeder im OP bei einem entsprechenden Ereignis von einem zumindest teilweise embolischen Geschehen ausgehen wird. Somit ist also die Lungenembolie der spezifischste Code.
Nach DKR D001 a \"gibt es einige Krankheiten, die nicht immer durch Untersuchungsbefunde bestätigt werden\". Eine spezielle DKR, die den apparativen Nachweis einer Embolie fordern würde, gibt es nicht. D-Dimere würden hier wenig weiterhelfen und ein CT zur Abrechnungsdokumentation wird wohl niemand ernstlich verlangen können.
Untermauern kann man die Diagnose dann evtl. noch mit dem Narkoseprotokoll bzw. der Erinnerung des Anästhesisten: Was kam denn zuerst - der Sättigungsabfall oder das auffällige EKG? Denn nur, falls die EKG-Veränderung zuerst kam, kann sie den Sättigungsabfall verursacht haben. Ganz abgesehen davon ist es auch ziemlich unwahrscheinlich, dass eine Innenschicht-Ischämie sich so massiv auf die Pumpfunktion auswirkt, dass die periphere Sättigung abfällt.
Jetzt brauchen Sie also nur noch irgendeine Therapie (ich gehe doch mal davon aus, dass Sättigungs- und Druckabfall irgendwie behandelt wurden? Zusätzliche Volumengabe? Akrinor? Katecholamine?), und schon haben Sie eine Diagnose.
Ich würde mal vermuten, dass der beurteilende MDKler weder Unfallchirurg noch Anästhesist war - es könnte helfen, bei einem evtl. Widerspruch einen solchen als Gutachter zu haben (wie gesagt, das Problem kennt jeder, der längere Zeit in unfallchirurgischen OPs war).
So, das war jetzt zwar lang, aber vielleicht hilfts ja weiter
Sonnige Grüße
MDK-Opfer