Beiträge von BOSS

    Sehr geehrter Herr Dr. Baller,

    mit Interesse habe ich die Diskussion im Internetforum von „mydrg.de“ verfolgt. Erlauben Sie mir einige Anmerkungen.
    Um es vorwegzunehmen: mysteriös bedeutet letztlich das Gegenteil von transparent. Es ist aber eine grundlegende Geschäftsphilosophie der Firma BOSS AG ihre Produkte und auch die dahinterliegende Idee transparent zu gestalten und im konstruktiven Austausch mit den Anwendern diese Produkte ständig zu verbessern. Es ist uns sehr wohl bewusst, dass nur durch eine solche Geschäftspolitik ein zufriedenes Miteinander mit unsern Kunden zu gewährleisten ist.

    Nun zu Ihrer Kritik.

    Das wir bis heute keine bidirektionale Schnittstelle zu DIACOS entwickelt haben hat keine technischen, zeitlichen oder finanzielle Gründe sondern liegt in der Komplexität des Informationsaustausches begründet.

    Unser System verwaltet Diagnosen, Prozeduren sowie unzählige weitere Daten, die im Verlauf einer Patientenkarriere an den unterschiedlichsten Orten entstehen. So kommen Daten nicht nur aus unseren eigenen Produkten wie dem DEM , der OP-Dokumentation oder z.B. auch der Radiologieanwendung, sondern z.T. in erheblichem Umfang eben auch über angeschlossene Fremdsysteme. Eine Schnittstellenphobie können wir schon von daher für uns nicht in Anspruch nehmen, konnten wir doch in der Vergangenheit Schnittstellen zu multiplen anderen Systemen erfolgreich realisieren.
    Im speziellen Fall einer bidirektionalen Schnittstelle zu DIACOS ergeben sich aber Probleme rechtlicher und logistischer Art, die nach unserer Überzeugung bisher nicht ausreichend gelöst sind.
    So ist zu berücksichtigen, dass besonders in angeschlossenen Subsystemen eine eigenständige Datenverwaltung vorliegen kann. Hier sind auch Daten wie Op-Berichte, Arztbriefe oder ähnliches zu erwähnen, die in aller Regel heutzutage auch Informationen über erfasste Diagnose- und Prozedurencodes enthalten und ggf. längst in schriftlicher Form vorliegen, bevor eine weitere Datenerfassung in DIACOS erfolgt. Bei Vorliegen einer bidirektionalen Schnittstelle würden spätere Änderungen des Datensatzes aber in solche Subsysteme und deren Formulare nicht zu übertragen sein oder hier zu Verfälschungen der primären Dokumentation führen. Und das auch noch unbemerkt von den Anwendern des Subsystems!
    Wie wollen Sie mit diesem Problem umgehen und im Falle einer rechtlichen Auseinandersetzung des Patienten mit dem Arzt nachweisen, wann durch wen welche behandlungsrelevanten Daten in welchem System geändert wurden? Bei Inkongruenzen der Datensätze werden Sie eine solche Auseinandersetzung aber völlig unabhängig von den inhaltlichen Problemen verlieren. In diese Position wollen wir Sie sicher nicht bringen!

    Um allein dieses Problem zu lösen, wäre es wohl erforderlich sämtliche in unserem KIS verwalteten Information an DIACOS zu übermitteln und dort bearbeiten zu lassen. Diese Möglichkeiten sieht das Programm der Firma ID aber naturgemäß gar nicht vor.
    Da die DIACOS-Schnittstelle aber nicht alle, für unser System erforderlichen Informationen verwaltet, könnten wir nur alle Diagnosen und Prozeduren des Patienten in unserem System löschen und komplett aus DIACOS wieder übernehmen. Sie müssten dann die erforderlichen Zusatzinformationen, wie z.B. die Diagnoseart (Ein-, Auf-, Hauptdiagnose usw.) jedes Mal wieder neu nachtragen; dabei ist auch zu berücksichtigen. dass wir bei Verlegungen mittels des §301 bereits Diagnosen an die Krankenkassen übertragen haben.
    Das betrifft natürlich auch ggf. bereits zugeordnete Entgelte. Was, wenn dann durch Änderung der Diagnosen in DIACOS die Abrechnungsvoraussetzungen für eine Fallpauschale gar nicht mehr gegeben sind? Auch hier wären wir also gezwungen die bisher erfassten Daten zunächst zu löschen, wodurch ihre Mitarbeiter nach jedem Aufruf des Patienten in DIACOS überprüfen müssten, welche Veränderungen bei den Entgelten, wohlmöglich auch noch aus anderen Fachabteilungen, entstanden sind.
    Und was, wenn während der Bearbeitung eines Patienten in DIACOS ein anderer Anwender auf den Datensatz im KIS zugreifen will? Dieser würde völlig falsche Informationen erhalten und vielleicht zeitgleich neue Daten hinzufügen, die mit den an anderer Stelle erfassten Informationen aber auch im Widerspruch stehen könnten. Wir müssten konsequenterweise also den Datensatz sperren. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wäre unser System für den Anwender aber tatsächlich mysteriös!
    Es gibt noch weitere Punkte, die nach unserer Auffassung die Erstellung der von Ihnen gewünschten bidirektionalen Schnittstelle behindern, deren Darstellung diesen Rahmen aber sprengen würde.
    Falls Sie uns aber einen logistisch, rechtlich wie auch funktionell einwandfreien Weg aufzeigen können, wie allein die oben beschriebenen Probleme zur Zufriedenheit aller Mitarbeiter Ihrer Einrichtung zu lösen sind, sind wir natürlich gerne bereit unsere Einstellung zu einer solchen bidirektionalen Schnittstelle zu überdenken.
    Um zu verhindern, dass Sie „über Hintergründe nur spekulieren können“ bieten wir Ihnen zwischenzeitlich natürlich gerne auch das direkte Informationsgespräch an!

    Mit freundlichen Grüßen
    BOSS AG
    Johannes Friedlbinder