Beiträge von Joki

    Liebes Forum,
    abschließend möchte ich nochmal Stellung nehmen.

    Die Diskussion hat für mich gezeigt, dass neben der korrekten Anwendung der DKR eben auch die Dokumentation und die Plausibilität von entscheidender Bedeutung sind.
    Ansonsten hatte die Diskussion zwei Richtungen: zum einen orientiert an den DKR, zum anderen fachlich an dem genannten Krankheitsbild.
    Als kardiologisch tätiger Arzt muß ich Herrn Mautner absolut zustimmen: erstens ist die AP ein Symptom. Das kann man weder bestätigen noch ausschließen. Dazu muß man die zugrundeliegende Erkrankung = Diagnose ausschließen. Im vorliegenden Fall also die KHK. Diese ist sicher nur mittels Coro auszuschließen. Dazu ist es aber nicht gekommen. Bleibt (zweitens) die eingeleitete Behandlung: der Betablocker kann auch zur Hypertoniebehandlung eingesetzt worden sein. Aber mit Aspirin behandelt man nun mal ausschließlich Gefäßerkrankungen. Von einem Ausschluß kann also m.E. nicht die Rede sein. (Wäre doch nicht plausibel, oder?)

    Der Schwachpunkt des Fallbeispiels liegt für mich in der Dokumentation: Streitigkeiten und Diskussionen mit den Kostenträgern sind vermeidbar, wenn die Kodierung kongruent mit der Dokumentation ist und einer Plausibilitätsprüfung standhält.

    Was nutzen korrekt angewendete DKR, wenn die Akte im Streitfall etwas anderes sagt.

    Herzlichen Dank für die engagierten Beiträge !

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    Dr. med. Jochen Haack
    Kliniken des Main-Taunus-Kreises
    Medizincontrolling/Kardiologie

    Guten morgen,
    wir haben uns entschlossen unsere Kodierfachkräfte nach BAT V b zu bezahlen, was dem Niveau einer MDA entspricht. Eine Übersicht u.a. auch darüber finden Sie unter http://www.dvmd.de Dort ist eine Umfrage unter den MD7MDAs veröffentlicht.
    Gruß,
    Haack
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    Dr. med. Jochen Haack
    Kliniken des Main-Taunus-Kreises
    Medizincontrolling/Kardiologie

    Liebes Forum,
    anknüpfend an den Beitrag http://p15110835.pureserver.info/apboard/thread…=1111&start=1#0 (mit wenig Resonanz) versuche ich es heute nochmal mit einem konkreten Fallbeispiel:
    Aufnahme einer 79-jährigen Patientin auf die intern. Intensivstation mit der Diagnose I20.0 (instabile Angina pectoris). Behandlung mit Heparin/Nitro iv, Labor und EKG-Kontrollen. Es erfolgt der Ausschluß eines Infarktes. An Vorerkrankungen ist lediglich ein Zn Schilddrüsen-OP mit Hormonsubstitution bekannt.
    Nach Ausschluß Infarkt erfolgt ein Belastungs-EKG und eine Echokardiographie. Es wird ein Hypertonus und eine Hypercholesterinämie diagnostiziert und eine Behandlung eingeleitet. Entlassung als vertebragener, extrakardialer Thoraxschmerz. Medikation: Asprin, Betablocker, ACE-Hemmer, Choletserinsenker.
    Nun die entscheidende Frage: darf die I20.0 HD oder nur ND sein, oder sogar gar nicht verschlüsselt werden, weil die Dokumentation eindeutig von einem extrakardialen Thoraxschmerz spricht ?
    Zwei Varianten:
    A) HD: I20.0, ND: Hypertonus, Hypercholesterinämie, Hypothyreose nach medizinischen Maßnahmen, Beobachtung bei V.a. Herzinfarkt; DRG F72B, RG 0,89
    B) HD: extrakardilaer Thoraxschmerz, ND: I20.0 + wie A); DRG: F74Z, RG: 0,54
    Eure Meinung ?
    Danke und herzliche Grüße,

    Hallo,
    nach so zahlreichen Wortmeldungen möchte ich auch nochmal Stellung nehmen:
    @ alle: allen Modellen gemeinsam sind, wenn ich es richtig verstanden habe, zwei Dinge:
    1. es wird versucht medizinischen Sachverstand in Verwaltungspositionen zu holen. Das ist m.E. auch absolut notwendig.
    2. bei allen Modellen handelt es sich um eine zentrale Lösung.
    Dazu folgendes: wir haben uns entschieden, das MC in zentral/dezentral zu teilen und eine entsprechende Zuordnung der Kompetenzen/Tätigkeiten vorzunehmen. Unsere MDAs sind also der dezentrale Teil. Dadurch können Sie eine Reihe weiterer Vorteile umsetzen:
    a) die Arbeiten an der Schnittstelle Verwaltung-Arzt-Pflege werden transparenter, es ist immer jemand "aus der Verwaltung" in der Fachabteilung ansprechbar. Dadurch lassen sich Reibungsverluste minimieren.
    b) wir konnten so ein monatliches Berichtswesen etablieren und haben so so ein sehr schnelles feedback über die Wirsamkeit von Ablaufänderungen.
    c) Änderungen der DKR oder "Kodiergepflogenheiten" lassen sich so schneller umsetzen.
    d) neuen Ärzten kann ein abteilungsnaher Kodiersupport geboten werden.

    @ Hr Hoppe: ein Knackpunkt bei uns war, wie wir der gesetzlichen Vorgabe "Die Kodierung erfolgt in Verantwortung des Arztes" umsetzen. Wie gelingt das bei Ihnen, wie werden Änderungen vorgenommen, wenn fehlerhaft oder unvollständig kodiert wurde ? Und: werden bei Ihnen alle Akten, oder nur eine Stichprobe geprüft ?

    @ Hr Noetzel: wir haben anfangs auch in der Chirurgie probiert mit Stationssekretärinnen zu arbeiten, mußten aber schnell feststellen, dass wegen fehlenden Medizinkenntnissen erhebliche Nachfragen entstanden. Das machte es insgesamt sinnlos. Von daher würde ich davon unbedingt abraten.

    @ Hr Rembs: volle Zustimmung: auch mir ist es nicht verständlich, dass so viele (wie viele sind das eigentlich - gibt es da Zahelen ?) Kliniken ohne MC arbeiten. Ich glaube viele Geschäftsführungen ahnen gar nicht, welches ökonomische Bedrohungspotential davon ausgeht...

    Zum Schluß nochmal eine Anmerkung zu der Frage: wer ist geeignet? Das Problem ist doch, Mitarbeiter aus den Reihen eigener Pflegekräfte er zu rekrutieren. Es verschärft den Pflegenotstand und meist gehen dann auch noch besonders gute Schwestern und Pfleger. Aber die Voraussetzungen, die mitgebracht werden, sind tatsächlich ideal.
    Mittlerweile werden eine Reihe von berufsbegleitenden Fortbildung (DRK-Kodierer ect. angeboten. Es tut sich also etwas. Das ist gut so.

    Ein schönes Wochenende wünscht


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    Dr. med. Jochen Haack
    Kliniken des main-Taunus-Kreises
    Medizincontrolling/Kardiologie

    Hallo Herr Lueckert,
    die Kliniken des Main-Taunus-Kreises gehen diesen Weg flächedeckend. Im Rahmen eines Projektes arbeiten diese Kräfte allerdings bei uns extern in den jeweiligen Fachabteilungen. Details entnehmen Sie bitte einem Artikel der Zeitschrift Medizin im Dialog (http://www.medizinimdialog.com), Ausgabe 12/02, Titel: "Arbeitsorganisation im Krankenhaus".
    In diesem jahr wird das Projekt beendet und es folgt die Ausweitung auf das gesamte Krankenhaus. Wenn Sie weitere Fragen haben können Sie gerne mit mir Kontakt aufnehmen: drhaack@gmx.de.
    Herzliche Grüße !
    Haack
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    Dr. med. Jochen Haack
    Kliniken des main-Taunus-Kreises
    Medizincontrolling/Kardiologie

    Guten Tag !

    Ich möchte zur Problematik Thoraxschmerz / Angina pectoris nochmal einige Punkte zur Diskussion stellen (als Einleitung geeignet: http://p15110835.pureserver.info/apboard/thread…d=819&start=1#0 ).

    Die Kollegen der Uni Münster haben ja einen hilfreichen Leitfaden zusammengestellt ( http://drg.uni-muenster.de/de/kodierung/k…achtinfarkt.pdf ), der m. E. jedoch noch Diskussionsstoff bietet.

    Wann ein Infakt HD ist und wann nicht dürfte unstrittig sein. Das ist auch nicht mein Punkt.
    Viel mehr Probleme bereiten (mir) Patienten, die mit der Verdachtsdiagnose „instabile Angina pectoris“ auf der Intensivstation aufgenommen werden und entsprechend den Leitlinien der Fachgesellschaften wie ein akutes Koronarsyndrom behandelt werden (Monitorüberwachung, Heparin/Nitro i.v., Kontrolle von Herzenzymen, EKG).
    Nach sicherem Ausschluß eines Infarktes (i.d.R. nach 24 Stunden) bekommen die Patienten ein Belastungs-EKG. Dann ist zu entscheiden, ob der Patient invasiv mittels Herzkatheter untersucht werden muß/sollte oder nicht.

    Die ohne Herzkatheteruntersuchung werde ich also klinisch einstufen müssen.
    Bei einem Teil wird „extrakardialer Thoraxschmerz“ im Arztbrief stehen. Ist dies dann definitiv und immer die HD und die I20.0 ND oder kann ich auch bei diesen Patienten die I20.0 zur HD machen, auch wenn ich den extrakardialen Charakter eigentlich klar dokumentiert habe ?

    Prinzipell will mir diese Unterscheidung nicht so richtig ins Hirn: DRGs sind Abrechnungsdiagnosen, die dem Resourcenverbrauch und damit den Kosten entsprechen sollen. Bei all diesen Patienten (ohne Herzkatheter versteht sich) ist der Resourcenverbrauch aber gleich, unabhängig, ob der Thoraxschmerz nun extrakardial oder kardial ist.

    Meinungen ?

    J Haack
    aus dem frühlingshaften Taunus

    Hallöchen, schön ein DRG-Forum gefunden zu haben. Zwei Fragen: 1. Wie tief verschlüsselt Ihr die Prozeduren, bzw. welche gesetzlichen Vorgaben gibt es diesbezüglich? Ich arbeite in der Inneren. Theoretisch erwartet mich ein Chaos Montags: alle Prozeduren der neuen Pat. des Wochenendes nachverschlüsseln ect. Muß ich alle Blutentnahmen dokumentieren? 2. Wie dokumentiert Ihr die Mehrarbeit/wie sehen das Eure Chefs/was sagt eure Verwaltung? Bei uns sollten Stechkarten eingeführt werden. Zur Zeit wird das von unseren Oberen torpediert. Gruß Joki