Beiträge von di-hu

    Zitat


    Original von Pauli:
    ?( Warum wurde denn der Barthel- Index entwickelt ? Und warum wird er gerade in Krankenhäusern eingeführt (nur für Schlaganfallpatienten ) ????I) Pauli


    Hallo Pauli,
    der Barthel-Index ist kein Instrument, das für die oder von der Pflege entwickelt wurde, sondern wurde aus dem für die epidemiologischen Geriatrie entwickelten ADL-Index (Katz et al. (1963) in einem Krankenhaus für chronische Erkrankungen weiter entwickelt. Seine Gütekriterien sind sehr unterschiedlich getestet worden - insgesamt aber nicht zufriedenstellend (siehe Halek 2002). Zur Einschätzung der Pflegeabhängigkeit oder gar zur Ressourcenallokation ist er nicht geeignet (hierzu ausführlich z.B. Dewing 1992). Der BI erfasst ausschließlich ausgewählte physische Aspekte - psychische oder, die auslösend sind für Pflegehandeln individuelle Aspekte sowie Kontexte können nicht berücksichtigt werden. Es gibt noch eine Menge weiterer Autoren, die den BI sehr kritisch sehen, auch aus den Bereichen, in denen der BI häufig eingesetzt wird (Reha).
    Warum der BI jetzt eingeführt werden soll, ist mir auch schleierhaft - deshalb hatte ich meine Frage ans Forum gestellt (Wohlgemerkt: Es geht mir nicht um eine Kritik an den Instrumenten selbst, sondern darum, dass sie nicht geeignet sind, Pflege abzubilden, aber möglicherweise dafür genutzt werden sollen)
    Gruß
    DH

    Zitat


    Original von Scholz:
    Als ich diese Schlüsselnummern im ICD10-GM 2004 fand, war ich der Meinung, dass hier versucht wird, die Pflegebedürftigkeit besser abzubilden.

    Hallo, Herr Scholz,
    ähnliches habe ich 'befürchtet', nämlich dass viele Menschen hoffen, über diesen Weg (FIM und Barthel) Pflegebedarf oder gar -bedürftigkeit abbilden zu können. Leider werden so viele Forschungsbemühungen torpediert, denn alles wird sich auf diese beiden Instrumente stürzen, zumal es sich um direkt verwendbare Instrumente handelt (auch wenn sie für einen vollkommen anderen Zweck entwickelt wurden!).
    Da die Pflegewissenschaft in Deutschland noch relativ jung ist, kann sie (noch) nicht die Lösungen im Sinne von Instrumenten anbieten, die erforderlich wären. Derzeit finden intensive Arbeiten (u.a. Uni Witten-Herdecke) statt, um Pflegebedürftigkeit so weit zu operationalisieren, dass sie messbar wird. Ich hoffe sehr, dass diese "zarten Pflänzchen" nun nicht austrocknen müssen, weil die Energie in die falsche Richtung gelenkt wird. (Aber dies nur am Rande)
    Ich bin gespannt, wie der Weg weiter gehen wird...

    Gruß
    Dirk Hunstein

    Bei der Berechnung der Kosten pro PPR-Minute sollten auch nicht die unterschiedlichen Kosten für die Alterstufen der MitarbeiterInnen vergessen werden sowie die Zahl der Arbeitstage (v.a. nicht bundeseinheitliche Feiertage).
    Nicht berücksichtigt ist in der PPR die tatsächlich erforderliche Personalmenge (die PPR erfasst nur einen Ausschnitt aus dem Leistungsprofil, kann aber nichts über die erforderlichen Leistungen oder gar der erforderlichen Qualifikaitonen aussagen). Wenn Sie viele PPR-Minuten mit wenig Personal erbringen, erhalten Sie einen anderen Wert, als wenn Sie dieselben Minuten mit mehr Personal erbringen.
    Die Stellen für den Nachtdienst müssten - nach ursprünglicher PPR-Konzeption - aus der Berechnung herausgenommen werden.
    Vorschlag: Sprechen Sie einmal mit Ihrer Personalabteilung, wie dort die Personalkosten ermittelt werden und wie weit diese überhaupt abteilungsbezogen heruntergebrochen werden können.
    Wir haben einmal eine solche Berechnung durchgeführt und mit denen anderer (vergleichbarer) Einrichtungen (kommunale Großkrankenhäuser) gegenübergestellt und sind zu sehr unterschiedlichen Aussagen gekommen.
    Insofern hat die Kalkulation der DRGs bezüglich der Personalkosten Pflege einen riesigen Bias, solange sie auf PPR-Daten beruht!!! (von der Qualität der PPR-Verschlüsselung in den Kalkulationshäusern einmal abgesehen)

    MfG
    Dirk Hunstein

    Wer weiss schon genaueres zu den neu (d.h. im ICD-GM-2004) aufgeführten Diagnosen U50.x (motorische Funktionseinschränkung) bzw. U51.x (kognitive Funktionseinschränkung), die als "Schlüsselnummern für besondere Zwecke" bezeichnet werden?
    Wenn ich das richtig verstehe, gilt es, bei jedem Patienten den FIM bzw. Barthel-Index zu erheben, denn Code U50.0-! heißt z.B. "keine oder geringe Funktionseinschränkung, FIM = 85-91; Barthel 100 Punkte".
    Daraus folgere ich, dass bei jedem ?( Patienten diese beiden Instrumente eingesetzt werden müssen, denn er kann eine Beeinträchtigung haben (dann gilt ein Code > U50.0-!) oder auch nicht (dann U50.00! oder U50.01!).
    Welchen Sinn macht das, insbesondere unter Berücksichtung der Tatsache, dass beide Instrumente für das Akutkrankenhaus kaum geeignet sind (FIM = Reha, Barthel = gerontologische Epidemiologie)? Zur Abbildung eines erhöhten Pflegebedarfs oder gar der Pflegebedürftigkeit ist das sicher der falsche Weg, um nicht zu sagen: Kontraproduktiv zu allen Vorarbeiten in diesem Bereich [aber wegen der Pflege werden die Codes auch wohl kaum eingeführt worden sein...]
    Vielleicht hat jemand von Ihnen einen Tipp oder eine Vorstellung davon, wie mit diesen Codes umzugehen sein wird?
    Vielen Dank
    Dirk Hunstein
    Abt. Pflegeforschung
    HSK-Wiesbaden

    Wer weiss schon genaueres zu den neu (d.h. im ICD-GM-2004) aufgeführten Diagnosen U50.x (motorische Funktionseinschränkung) bzw. U51.x (kognitive Funktionseinschränkung), die als "Schlüsselnummern für besondere Zwecke" bezeichnet werden?
    Wenn ich das richtig verstehe, gilt es, bei jedem Patienten den FIM bzw. Barthel-Index zu erheben, denn Code U50.0-! heißt z.B. "keine oder geringe Funktionseinschränkung, FIM = 85-91; Barthel 100 Punkte".
    Daraus folgere ich, dass bei jedem Patienten diese beiden Instrumente eingesetzt werden müssen, denn er kann eine Beeinträchtigung haben (dann gilt ein Code > U50.0-!) oder auch nicht (dann U50.00! oder U50.01!).
    Welchen Sinn macht das, insbesondere unter Berücksichtung der Tatsache, dass beide Instrumente für das Akutkrankenhaus gar nicht geeignet sind (FIM = Reha, Barthel = gerontologische Epidemiologie)?
    Vielleicht hat jemand von Ihnen einen Tipp oder eine Vorstellung davon, wie mit diesen Codes umzugehen sein wird - wann bei welchen Patienten in welchen Einrichtungen sind diese Daten von Bedeutung?
    Vielen Dank
    Dirk Hunstein
    Abt. Pflegeforschung
    HSK-Wiesbaden

    An alle Interessierten:
    Seit gestern ist unter http://www.dbfk.de/bv/icd-drg/dpricd10.htm eine aktualisierte Fassung des Diskussionsvorschlages zu ICD-Codes, die auch von Pflegenden erfasst werden können, erschienen.
    Bei der Diskussion empfehle ich vor allem, weniger die Listen (deren kürzeste Fassung 22 Einträge umfasst), sondern eher den einleitenden und abschließenden Text zu beachten. Dort werden zum einen Kriterien für eine die mögliche Anwendung der Liste benannt, zum anderen die Anwendung von ICD-10 durch Pflegende kritisch beleuchtet.
    Da es sich um eine [/b]Diskussionsgrundlage[/b] handelt, sind alle Anregungen, Rückmeldungen usw. willkommen (entsprechende Adresse ist auf der Seite angegeben)
    Ich bin gespannt auf Ihre weiteren Rückmeldungen!
    Mit freundlichen Grüßen
    Dirk Hunstein