Guten Abend,
"R63.6 Ungenügende Aufnahme von Nahrung und Flüssigkeit infolge Vernachlässigung der eigenen Person" kann nicht Hauptdiagnose bei Dementen sein. Demente vernachlässigen sich nicht, denn zur Vernachlässigung gehört, dass man auch anders könnte. Das ist bei Dementen nicht der Fall. Und diese "Vernachlässigung" wird ja auch nicht behandelt, weil sie nicht behandelbar ist. Zu einer Behandlung gehört ein zumindest potenziell erreichbares Behandlungsziel, und es ist nicht vorstellbar, dass eine Dementer durch welche Therapie auch immer die postulierte "Vernachlässigung" aufgibt, da es einfach absehbar nicht geht. Daher wird die Vernachlässigung auch nicht behandelt. Behandelt wird auch nicht die Schluckstörung, jedenfalls nicht in der Hauptsache. Behandelt wird das Defizit an Flüssigkeit, Nahrung und Energiezufuhr.
Davon abgesehen gehören Einstellung der Flüssigkeits-, Nahrungs- und Energiezufuhr zum Sterbeprozess am Ende des Lebens. Die im letzen Post von Wurmdobler erwähnte PEG-Anlage ist bei Dementen in diesem Stadium kontraindiziert, da nach inzwischen seit 10 Jahren bestehender Erkenntnislage der Patient keinen Nutzen davon hat, der die potenziellen Gefahren rechtfertigt. Es gibt keine Evidenz, dass ein Dementer im Endstadium durch eine PEG_Sonde länger oder besser lebt (im Gegenteil) oder dass es zu weniger Aspirationen kommt.