Ach, Herr Hackmann,
sie haben gut daran getan, Herrn Selter Recht zu geben...denn er hat nun wirklich alle ärztlichen Argumente wiedergegeben, die gegen eine ärztliche Erfassung sprechen...Gesetze hin oder her.
aus meiner Sicht sind zwei Dinge zu trennen:
1. Müssen Arzte verschlüsseln (imho Diagnose und Prozedur Klartext ja - Kodieren nein !!!)
2. Wenn Ärzte verschlüsseln müssen (weil Sie keine Alternativlösung erstellt haben), wie können sie diese motivieren.
zu 1: selbst mit meinen nicht ganz bescheidenen Kodierkenntnissen machen mich unsere Kodierspezialistinnen (case-mix performerinnen)regelmäßig nass. Ob +/*, !, oder einfach exclusiva: als Sspezialistinnen überblicken sie den gesamten Bereich der Inneren Medizin und nicht nur mein Gucklochfach. Nur ganz selten muss ich medizinisch argumentieren oder korrigieren (meist werde ich, bzw. meine Abteilung korrigiert). 1:0 für nichtärztliches Kodieren
zu 2: Motivation durch ärztliches (!) Vorbild ist m.E. der Schlüssel zum Erfolg. Wenn Chefärzte und Oberärzte kodieren können und oder die Kodierung am Krankenbett und bei Visite kontrollieren können (mobile Anwendungen wie mobiledoctor, mein Steckenpferd), wenn sie als Oberarzt mal die Kodierung kollegialerweise übernehmen können, weil die Kollegen an der Front (äh, am Patientenbett) im Nachtdienstfrei sind oder krankheitsbedingte Ausfälle vorliegen, dann werden die Ärzte als Primärkodierer auch diese Arbeit in eigenes Handeln umsetzen.
Chefärzte müsseln halt schnackeln, dass der CMI Überblick oder die Verweildauer tagesaktuell bei Chefarztsitzungen schlagende Argumente sind oder fehlende, farblich Markierte Kodierungen auf einen Erlösverlust hinweisen (Bravo, Herr Wilcke zu Ihrem Batch-Grouper).
Ärzte brauchen aber auch eine entsprechende, arbeitserleichternde Software inklusive einer mobilen Lösung am Krankenbett.
Wenn aber erkennbar ist, dass eine zeitraubende (meine Station benötigt ca 180 minuten für eine komplette Kodierung) Tätigkeit abgewälzt wird und eigentlich patientennahe Dinge viel dringlicher wären (z.B. Arztbriefe schreiben), dann wird eine nicht unbedeutende psychologische Hemmschwelle aufgebaut oder der Verschlüsselungszwang ausgetrickst.
Übrigens, meine Lieblingslektüre ist "Mitarbeiter motivieren" von Bruce/Pepitone.
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Grüße aus Hanau
Poschmann