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Interkonfessionell gesunden

Jürgen Lorey
Lesezeit 3 Minuten
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03. Oktober 2014

Die Computergrafik zeigt den Blick auf die neue »Rhéna-Klinik« an der Kreuzung direkt nach der Europabrücke im Straßburger Rheinhafenviertel; 2017 soll Einweihung sein. ©Redaktion

Um einen effizienteren Klinikbetrieb zu ermöglichen, haben sich die drei großen konfessionelle Krankenhäuser in Straßburg zusammengeschlossen. Unweit der Grenze zu Deutschland entsteht gerade die neue interkonfessionelle »Rhéna-Klinik«, die 2017 eröffnet werden soll.

Noch gleicht das ehemalige Schießgelände Desaix nahe der Europabrücke, wo bislang der Straßburger Jahrmarkt Saint Jean stattfand, jeder anderen x-beliebigen Großbaustelle. Das 4,5 Hektar große Gelände im Straßburger Osten nahe des Rheins ist umzäunt, Bagger- und Presslufthammerlärm übertönt alle anderen Geräusche.

Nur eine Handvoll aufgestellte Schilder etwa mit der Aufschrift »Entrée Malades Couchés« (= Eingang Liegendpatienten) lassen erahnen, dass hier ein neues Krankenhaus entsteht. Es handelt sich um den Neubau der künftigen »Rhéna-Klinik«, einem Zusammenschluss dreier konfessioneller Krankenhäuser, die bislang quer über die Stadt in verschiedenen Gebäuden untergebracht sind: die 1842 gegründete protestantische Diakonissen-Klinik Diaconat, das 1878 gegründete israelitische Krankenhaus Adessa, die die einzige jüdische Klinik in ganz Frankreich ist, und das 1909 gegründete katholische Krankenhaus Sainte Odile. Bei allen drei Klinken handelt es sich um Einrichtungen, die keinen Gewinn machen dürfen, Überschüsse werden reinvestiert.
Den Grund für das Zusammengehen nennt Didier Ernst, Präsident des Aufsichtsrates des Straßburger Diakonissen-Vereins: »Wir können dadurch modernste Geräte und Ausstattung, die neu angeschafft werden müssen, gemeinsam nutzen.«

Die Modernisierung und Sanierung der bisherigen Krankenhausgebäude in der Stadt wären für eine Klinik allein nicht finanzierbar. Außerdem sei der neue Standort im Rheinhafenviertel mit dem Auto, Fahrrad und Tram leichter zu erreichen und es gebe mit 600 Stellplätzen mehr Parkmöglichkeiten als in der Innenstadt. Bereits 2011 beschlossen daher die Klinikleitungen, sich zusammenzuschließen und gemeinsam einen neuen Klinikbau zu errichten, um effizienter zu arbeiten.

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Grundstein gelegt
Am Montag dieser Woche erfolgte die Grundsteinlegung für die künftige »Rhéna-Klinik«. Die Kosten belaufen sich auf 101 Millionen Euro, die drei Kliniken wollen diese vor allem durch den Verkauf ihrer historischer Gebäude in der Innenstadt und im Stadtteil Neudorf finanzieren. 20 Millionen Euro Zuschuss hat das Pariser Gesundheitsministerium zugesagt.
Die Klinik wird das zweitgrößte Klinikum Straßburgs werden mit voraussichtlich rund 1100 Beschäftigten (neben 200 Ärzten auch Krankenschwestern, Pfleger, Techniker und Verwaltungspersonal) und einer Kapazität von 373 Betten.

Geplant ist ein achtstöckiger 30 000 Quadratmeter umfassender Klinikkomplex. Direkt daneben ist ein Gesundheitszentrum mit Arzt- und Therapeuten-Praxen geplant. Die »Rhéna-Klinik« wird zu 80 Prozent auf ambulante und tagesklinische Behandlung und Operationen ausgerichtet sein (vor allem Augen-, Hand- und Notfallchirurgie sowie Endoskopie). Sie umfasst 24 OP-Trakte und sieben Kreißsäle und ist für bis zu 150 000 Patienten jährlich ausgelegt. Ferner soll sie mit modernsten Untersuchungs- und Operationsmethoden ausgestattet werden, unter anderem mit zwei Computertomografie-Scannern (CT) und zwei Magnetresonanztomographen (MRT).  Die ersten Patienten sollen im ersten Halbjahr 2017 aufgenommen werden.

Abstriche müssen die drei Krankenhäuser an der konfessionellen Ausrichtung machen: »Wir werden in den Türpfosten keine jüdische Mesusa-Schriftkapsel anbringen und im Krankenzimmer auch kein Kreuz aufhängen«, so Guillaume Lohr, Generaldirektor der »Rhéna-Klinik«. »Die konfessionelle Seite bei der Pflege wird völlig verschwinden.« Im Zentrum des Klinikums werde es einen multikonfessionellen Andachtsraum ohne religiöse Symbole geben, der für Christen, Juden und auch Muslime offen sei.

Hintergrund

Zum Entbinden von Kehl nach Straßburg?

Für Straßburgs deutsche Nachbarstadt Kehl könnte die Einrichtung einer Gynäkologie- und Geburtshilfe-Abteilung in der neuen »Rhéna-Klinik« im Straßburger Rheinhafenviertel interessant werden: Seit dem 1. Januar 2013 gibt es im dortigen Kreiskrankenhaus keine Geburtshilfe mehr, Schwangere müssen nun zur Entbindung nach Achern (30 Kilometer entfernt), Oberkirch oder Offenburg (je 20 Kilometer) fahren.
»Unsere Geburtshilfe-Abteilung in der neuen Rhéna-Klinik könnte daher für Kehlerinnen eine Alternative werden«, meint Jean-Louis Katz, Gynäkologe und Belegarzt in der Straßburger Diaconat-Klinik. Auf der Ebene des Eurodistrikts Strasbourg-Ortenau habe es bereits erst Überlegungen gegeben, inwieweit Schwangere aus dem Raum Kehl in der »Rhéna-Klinik« entbinden könnten. Ein großes Hindernis stellten derzeit die unterschiedliche Kostenübernahme- und Kostenbewertungs-Praktiken in Deutschland und in Frankreich dar. Mit der Sprache gäbe es in der Klinik keine Probleme: »Viele unserer Ärzte und Krankenschwestern sprechen Deutsch«, versichert Katz.

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