Das im Entstehen begriffene Gewerbegebiet "Stammheimer Feld III" – hier ein Bild von Abschnitt I – kommt als ein möglicher Standort für ein neues Calwer Krankenhaus in Frage. Foto: Fritsch

Landrat soll mit privatem Träger über gemeinsames Krankenhaus in Calw verhandeln. Aufsichtsrat tagt in Sondersitzung.

Kreis Calw - Die Anzeichen verdichten sich: Landrat Helmut Riegger soll nach Informationen unserer Zeitung über ganz neue Kooperationen der Kreiskliniken nachdenken. Selbst ein Ausstieg aus dem Klinikverbund Südwest ist demnach eine denkbare Option.

Wenn der Kreischef nicht nur die Aufsichtsräte der Kreiskliniken Calw-Nagold, sondern auch die Fraktionschefs des Kreistags zu einer Sondersitzung ins Landratsamt bittet, steckt in solchen eigens anberaumten Zusammenkünften meistens Brisanz. Diesmal hat kein renommierter Chefarzt seine Demission angekündigt oder, wie jüngst der Fall, den Kreiskliniken als Arbeitgeber einen Korb gegeben – morgen Abend will Landrat Riegger offenbar die Aufsichtsräte und Fraktionsspitzen ins Vertrauen ziehen, was er in den vergangenen Wochen hinter den Kulissen verhandelte. Der Kreischef liebäugelt, was die künftige Calwer Klinik anbelangt, nach Informationen unserer Zeitung mit einem großen Wurf und will sich dabei mit einem starken Partner zusammentun – einem privaten Reha-Träger. Gemeinsam könnten sie – statt der kleinen Calwer Klinik, die sich aus der langen und kontroversen Diskussion um die beiden Kreiskrankenhäuser als Lösung herauskristallisiert hatte – ein großes Krankenhaus samt Reha-Abteilung stemmen.

Ausstieg käme Aufsichtsräten nicht ungelegen

Die Verhandlungen sind längst noch nicht unter Dach und Fach, schon machen, vor allem im Nachbarkreis Böblingen, Spekulationen die Runde, dass der Kreis Calw aus dem Klinikverbund austreten will.

Sollte es tatsächlich zwischen den Kreiskliniken und einem privaten Träger, auch als Minderheitsgesellschafter, zu einer Kooperation kommen, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder steigt auch der private Träger in die große Holding mit Böblingen ein oder aber, was wahrscheinlicher wäre, die Kreiskliniken steigen aus dem Klinikverbund aus.

Letzteres käme wohl manchen Aufsichtsräten nicht ungelegen: Spätestens seit dem Ausstieg von Sindelfingen aus dem Klinikverbund müssen die Calwer Aufsichtsräte ohnedies aufpassen, dass sie angesichts der neuen Mehrheitsverhältnisse in der Holding nicht an die Wand gedrückt werden. Die 20-prozentige Beteiligung der Sindelfinger haben die Böblinger übernommen, Calw blieb bei seinem Anteil von 24,9 Prozent stehen. Eine Sperrminorität hätten die Calwer streng genommen erst ab 25,1 Prozent. Um zu verhindern, dass die Böblinger Fraktion die Calwer Kollegen nicht völlig dominiert, fand man eine Übergangslösung, die zwei Jahre währt. So lange können die Calwer Aufsichtsräte bei wichtigen Entscheidungen auf Holding-Ebene nicht einfach überstimmt werden, bei den Kreiskliniken Calw-Nagold sind sie de facto allein Herr im Haus.

Ein privater Träger, den die Kreiskliniken quasi als Hochzeitsgabe mit in die Holding bringen könnten, würde indes ganz neue Tatsachen schaffen und den Verbleib im Klinikverbund in Frage stellen. Landrat Helmut Riegger wollte sich auf Anfrage unserer Zeitung nicht zu den Spekulationen äußern.