Kommentar
Jedem Täli sein Spitäli

Die Schweiz hat soviele Spitäler pro Einwohner wie kaum ein anderes Land. Es stellt sich die Frage, wie lange wir uns diesen Luxus noch leisten können.

Stefan Schmid
Stefan Schmid
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Während Spitäler in anderen Kantonen profitieren, weil sie die Kosten für hochdefizitäre Patienten nicht tragen müssen, verbucht das Unispital Zürich jährliche hohe Defizite. KEYSTONE

Während Spitäler in anderen Kantonen profitieren, weil sie die Kosten für hochdefizitäre Patienten nicht tragen müssen, verbucht das Unispital Zürich jährliche hohe Defizite. KEYSTONE

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Die Zahlen zeigen, worum es geht: 68 Milliarden Franken kostet uns das Gesundheitswesen jährlich – das sind elf Prozent des Bruttoinlandprodukts. Weil die Kosten stärker steigen als der allgemeine Wohlstand, wird dieser Anteil am gesamten Kuchen immer grösser. Rund 16 000 Ärzte und 48 000 Pflegende kümmern sich in 120 Allgemeinspitälern an über 200 Standorten um das Wohlbefinden der Patienten. Die Spitäler sind damit nicht nur die grösste Anbietergruppe aller Gesundheitsdienstleister, sondern auch einer der wichtigsten Arbeitgeber der Schweiz. Und ein grosser Kostenfaktor. 36 Prozent der Gesundheitskosten fallen in den Spitälern an.

Es gibt nur wenig Länder mit mehr Spitälern pro Einwohner als die Schweiz. Gemessen an der Landesfläche kann gar von einer Luxusversorgung gesprochen werden. Gemäss einer Studie der Credit Suisse von 2013 sind 98,4 Prozent
der Bevölkerung in der Lage, mit dem Auto ein Spital innerhalb von nur 20 Minuten zu erreichen. Knapp drei Viertel der Bevölkerung können innerhalb einer halben Stunde unter acht oder mehr Spitälern aussuchen! Das sind im internationalen Vergleich grandiose Werte.

Lieber eine gute und teure Gesundheitsversorgung als eine schlechte und billige. Gewiss. Dennoch stellt sich angesichts unablässig steigender Prämien immer resoluter die Frage, wie lange wir uns diesen Luxus noch leisten können. Die Kantone sind bis dato unfähig, Spitäler gemeinsam zu planen. Der Gesundheitsdirektor, der sich zuerst bewegt und die Schliessung eines Spitals veranlasst, ist politisch erledigt. Das darf nicht mehr sein. Ein Umdenken ist angezeigt. Von uns allen.