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Klinik-Ehe in Delmenhorst Städtisches und katholisches Krankenhaus wachsen zusammen

In Delmenhorst wird es mittelfristig wohl nur noch ein Krankenhaus geben, diese Entwicklung nimmt immer klarere Konturen an.
03.01.2015, 17:20 Uhr
Lesedauer: 2 Min
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Von Andreas D. Becker

Ein erster Meilenstein für die Zusammenlegung des städtischen Klinikums und des katholischen Josef-Stifts ist die Gründung einer Holding in diesem Jahr, unter deren Dach beide Krankenhäuser mit nur noch einem zentralen Management weiterarbeiten.

Derzeit bleiben beide Standorte erhalten, mittelfristig sollen beide Häuser an einem Ort zusammengelegt werden. Allerdings wird es in der Holding keine Partnerschaft auf Augenhöhe geben, wie es sich die Delmenhorster Politik stets gewünscht hatte. Eine solche Lösung kann sich die Stadt nicht leisten.

Fünfzig-fünfzig lautete der Verhandlungsauftrag für die Verwaltung, als es darum ging, die Modalitäten des Zusammenschlusses zu gestalten. Das war im Sommer 2014, als alle noch hofften, dass das größere Klinikum trotz des großen Modernisierungsstaus und der hohen Schuldenlast vielleicht mit ein paar Sonderzahlungen ein gleichwertiger Partner in der Holding sein könnte. Doch dann kamen die Wirtschaftsprüfer und berechneten den Wert der Häuser.

Das Ergebnis war eindeutig, denn es zeigte sich, dass das städtische Krankenhaus in den zehn Jahren seiner Selbstständigkeit regelrecht heruntergewirtschaftet worden war. Es erreicht demnach trotz seiner 247 Betten – zum Vergleich: das Stift verfügt nur über rund 140 Betten – lediglich ein Zehntel des Wertes des katholischen Hauses, das in den vergangenen Jahren konsequent erneuert und modernisiert wurde.

Die Stadt wird entsprechend in der neuen Holding nur Juniorpartner mit einem Zehn-Prozent-Anteil sein, allerdings gelingt das auch nur, wenn bis Mitte dieses Jahres 2,3 Millionen Euro gezahlt werden, um die Schuldenlast des Klinikums Delmenhorst zu tilgen. Die ersten 1,3 Millionen Euro davon wurden noch Ende vergangenen Jahres überwiesen.

Laut Konsortialvertrag darf das kommunale Krankenhaus maximal mit einem Schuldenstand von 7,7 Millionen Euro in die Holding eintreten. Die Stadt verfügt dafür trotz des Juniorpartner-Status’ über einige Vetorechte, aktiv kann sie die Krankenhauspolitik vor Ort aber nicht mehr mitgestalten.
Alternativen für die Politik gab es nur in der Theorie: Zwar hätte die Stadt mit weiteren Millionenzahlungen das Defizit des eigenen Krankenhauses drücken und so einen größeren Anteil in der Holding erhalten können, doch dazu fehlt schlicht die Finanzkraft.

Abgesehen davon hatte auch das Land betont, dass es die Krankenhaus-Ehe wünsche: „Im Krankenhausplanungsausschuss wurde am 11. Dezember festgestellt, dass nur ein Zusammenschluss und eine Ein-Standort-Lösung langfristig die medizinische Versorgung in der Stadt sichert“, erklärte Oberbürgermeister Axel Jahnz in einer Sonderratssitzung zum Thema Krankenhäuser am 22. Dezember. Auch bei einem Gespräch mit der Kommunalaufsicht wurde betont, dass Delmenhorst nur Unterstützung erwarten kann, wenn es diesen Weg geht.

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