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DIE WELT

Was Mediziner können müssen

Gesundheit und Pflege gelten als zukunftsträchtige Wachstumsbranchen, doch sie bergen auch besondere Herausforderungen. Für ärztliche Führungskräfte zahlt sich eine Management-Weiterbildung aus

Zugegeben, wer sich im Krankenhaus behandeln lassen muss, der interessiert sich vermutlich eher für die medizinischen Qualifikationen seines Arztes als für dessen Managementfähigkeiten. Doch auch die entscheiden heute in wachsendem Maße mit über das Wohl der Patienten: Deutsche Krankenhäuser würden zunehmend zu Krankenhausunternehmen, schreibt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in einer aktuellen Studie. Wer im harten Wettbewerb um Patienten, Personal und finanzielle Mittel erfolgreich bestehen will, müsse dauerhaft hocheffizient und zugleich qualitativ vorbildlich arbeiten.

Keine leichte Aufgabe, angesichts einer alternden Gesellschaft, in der die medizinischen Ansprüche und die Patientenzahlen zwar steigen, die Beitragseinnahmen und die Zahl der Ärzte und Pfleger jedoch zurückgehen. Die Führungsebene im Krankenhaus steht deshalb vielerorts unter starkem Erfolgsdruck, der Chefsessel wird zum Schleudersitz: Jahr für Jahr tauscht laut KPMG-Studie mehr als jedes vierte Krankenhaus Mitglieder der Geschäftsführung aus. „Das Risiko eines Krankenhausgeschäftsführers, ausgewechselt zu werden, ist um mehr als 50 Prozent höher als das des Vorstands eines DAX-30-Unternehmens“, so Studienleiter Professor Volker Penter, Leiter des Bereichs Health Care bei KPMG in Berlin.

Um den Spagat aus Kostensparen und optimaler medizinischer Versorgung zu bewältigen, müssen kaufmännische und medizinische Führungskräfte in Kliniken aund anderen Gesundheitseinrichtungen eng und gut zusammenarbeiten. Insbesondere Ärzte, die eine leitende Position anstreben, brauchen mehr als ausgezeichnetes medizinisches Fachwissen. Von einem Chefarzt werde heute erwartet, dass er eine Klinik nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten führen kann, sagt beispielsweise Professor Rüdiger von Eisenhart-Rothe,Direktor der Klinik für Orthopädie und Sportorthopädie am Klinikum rechts der Isar der TU München. Unter seiner Regie behandelt ein Team von mehr als 20 Ärzten jährlich rund 2400 stationäre Patienten, die zum Teil extra aus dem Ausland anreisen.

Der habilitierte Mediziner hat sich das nötige Wissen zu Beginn seiner Krankenhauslaufbahn vor 15 Jahren noch auf die harte Tour angeeignet. Als junger Assistenzarzt hat er parallel zum anstrengenden Stationsalltag fünf Jahre lang berufsbegleitend Betriebswirtschaft der Fernuniversität Hagen studiert und verfügt über einen Abschluss als Diplom-Kaufmann.

Inzwischen gibt es kürzere und passgenauere Alternativen zum klassischen BWL-Studium. Verschiedene Hochschulen haben in den letzten Jahren eigene Management-Studiengänge speziell für die Gesundheitsbranche entwickelt. Die privaten Programme dauern in der Regel zwei Jahre und können berufsbegleitend absolviert werden. Zielgruppe sind schwerpunktmäßig Akademiker mit erster Berufserfahrung, die eine Führungsposition im Gesundheitswesen anstreben. „Für mich war vor allem der Kontakt zu anderen Berufsgruppen unglaublich bereichernd und hat meinen Horizont erweitert“, sagt zum Beispiel Friedrich Hubertus Schmitz-Winnenthal, seit Juli 2014 Chefarzt der Chirurgischen Klinik I am Klinikum Aschaffenburg. An der Graduate School Rhein-Neckar GSRN in Mannheim hat der promovierte Mediziner den MBA-Studiengang Gesundheitsmanagement und –controlling absolviert und dabei zusammen mit Ärzten, Physiotherapeuten, Logistikern und Betriebswirten branchenspezifische Fallstudien bearbeitet und interdisziplinäre Lösungsansätze diskutiert.

Das berufsbegleitende Programm dauert 24 Monate, die Vorlesungen finden in Mannheim abwechselnd als Blockwochen und Wochenendveranstaltungen statt. Für einen leitenden Arzt im Krankenhausbetrieb stellt das schon eine zeitliche Herausforderung dar: „Als Chirurg kann ich schließlich kein Home Office machen“, sagt der 44-jährige MBA-Student. Als private Hochschule sei die GSRN allerdings sehr serviceorientiert und bemühe sich, ihren beruflich stark eingespannten Kunden organisatorisch so weit wie möglich entgegenzukommen. Mit Studiengebühren von knapp 17.000 Euro liegt das Programm preislich derzeit allerdings auch im oberen Bereich. Zum Vergleich: Die SRH Fernhochschule Riedlingen bietet einen 24-monatigen Master Health Care Management für rund 12.500 Euro an, außerdem das modular aufgebaute Weiterbildungsprogramm Gesundheitsökonomie, das auch Bewerbern ohne Erststudium, dafür aber mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung und mindestens dreijähriger Berufserfahrung im Gesundheitswesen offen steht (Kosten pro Modul 324 bis 500 Euro). Der MBA-Studiengang Gesundheitsmanagement, den die Hochschule Würzburg-Schweinfurt FHWS seit 2011 für Mediziner und Wirtschaftswissenschaftler anbietet, kostet ebenfalls 12.000 Euro. Das Programm dauert 24 Monate, Vorlesungen finden am Wochenende in Würzburg und Bad Kissingen statt. Deutlich günstiger ist mit knapp 6000 Euro Studiengebühr der Master of Health Business Administration MHBA der Universität Erlangen-Nürnberg.

Für den berufsbegleitenden Fernstudiengang müssen über einen Zeitraum von drei Semestern insgesamt 60 Lerntexte bearbeitet werden, im vierten Semester wird eine Masterarbeit angefertigt. Aufwendige Präsenzphasen entfallen, damit aber auch die Möglichkeit zum gegenseitigen Austausch und zum Networking.

Diese Aspekte werden beim klassischen Executive MBA der Johannes Gutenberg Universität Mainz groß geschrieben. Fester Programmbestandteil sind die sogenannten Kamingespräche. Bei diesen Diskussionsrunden treffen die Kursteilnehmer regelmäßig in lockerer Atmosphäre mit hochrangigen Vertretern aus Wirtschaft und öffentlichem Leben zusammen. Im Wintersemester 2014/2015 bietet die JGU ihr etabliertes General-Management-Programm erstmals mit einer Spezialausrichtung auf die Gesundheitsbranche an. „Aufgrund der demografischen Entwicklung und dem medizintechnischen Fortschritt ist Gesundheit ein großer Wachstumsmarkt, allerdings wird der Bereich in starkem Maße von außen durch Gesetze und Verordnungen reguliert“, begründet Professor Franz Rothlauf, Leiter des EMBA-Programms, das neue Zusatzangebot.

Wer sich für eine Managementkarriere im Gesundheitswesen weiter qualifizieren möchte, kann deshalb Zusatzkurse wie Krankenhausfinanzierung, rechtliche Rahmenbedingungen oder Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen belegen. Die Studiengebühren für das 24-monatige Programm betragen rund 20.000 Euro.

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Für Friedrich Hubertus Schmitz-Winnenthal, der während des Studiums den Karriereschritt zum Chefarzt geschafft hat, ist der Gesundheits-MBA auf jeden Fall sinnvoll investierte Zeit und Geld: „Große Kliniken werden heute von Betriebswirten geleitet. Als Arzt kann ich jetzt ihre Sprache und Denkweise verstehen und mich ganz anders in das Konzept einbringen.“

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