Risiken der vernetzten Welt – Teil 1 Datensicherheit im Gesundheitswesen

Autor / Redakteur: Joachim Jakobs / Stephan Augsten

Die Medizin hat sich dank Forschung und Technik rasch entwickelt. Die Vernetzung könnte nun den nächsten großen Sprung einleiten. Dabei darf die Datensicherheit nicht zu kurz kommen, sonst ist die ärztliche Schweigepflicht nicht mehr als ein leeres Versprechen.

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Die Technik hat das Gesundheitswesen vorangetrieben, die Vernetzung könnte nun für den nächsten Sprung sorgen.
Die Technik hat das Gesundheitswesen vorangetrieben, die Vernetzung könnte nun für den nächsten Sprung sorgen.
(Bild: Archiv)

Ein halbes Dutzend Mal täglich müssen Diabetiker ein Messgerät mit einem Blutstropfen füttern. Auf dieser Basis wird die Menge des benötigten Insulin berechnet. Trotzdem besteht jederzeit die Gefahr, dass die Blutzuckerwerte durch die Gabe einer falschen Insulindosis zu stark abgesenkt werden oder aber sehr ansteigen. „Beide Stoffwechselsituationen sind bedrohlich – im Extremfall sogar lebensgefährlich“, warnt der Arzt Jochen H. Kubitschek.

Doch zumindest dürfen die Patienten auf Erleichterung hoffen – künftig soll eine „künstliche Bauchspeicheldrüse“ die Funktion des menschlichen Organs übernehmen: Dazu soll ein Sensor den Blutzuckerspiegel permanent unter der Haut messen und an einen Computer übertragen; dieser wiederum soll einer Pumpe mitteilen, wie viel Insulin sie auszuspucken hat.

Als problematisch könnte es sich aber erweisen, künstliche Organe per Bluetooth mit Hilfsgeräten zu vernetzen. Im Dezember 2014 wurde darüber berichtet, dass Bluetooth erfolgreich kompromittiert wurde. Und auch die künstliche Bauchspeicheldrüse lässt sich angreifen – per Funksignal und angeblich aus einer Distanz von bis zu 60 Metern. Jerome Radcliffe, Diabetiker und Softwareentwickler, verlangt von der Industrie, von Beginn an über die Sicherheit der Systeme nachzudenken und nicht erst im Nachhinein.

Was die Medizinische Informatik leisten soll

Sollte das Leben tatsächlich für Millionen Betroffene rund um den Globus auf diese Weise weniger kompliziert werden, hätten sie das der „medizinischen Informatik“ zu verdanken. Das Ziel der wissenschaftlichen Fachdisziplin an der Schnittstelle zwischen Medizin und Informatik ist es laut Wikipedia, „die richtige Information zur richtigen Zeit am richtigen Ort der richtigen Person im richtigen Kontext richtig zu präsentieren und zu interpretieren, um Entscheidungen und Prozesse in der Medizin und im Gesundheitswesen zu unterstützen […].“

Daten, Informationen und Wissen sollen die Arbeitsprozesse der im Gesundheitswesen Tätigen unterstützen – in der Hoffnung, dass auf diese Weise auch medizinische Diagnostik, Therapie, Dokumentation, Abrechnung, Epidemiologie (früher: „Seuchenkunde“) und Krankheitsprävention profitieren. Und wenn Vorgänge maschinell verarbeitet werden, wird die Leistung der Beteiligten nebenbei auch noch kontrollierbar.

Mit der Breite der Definition bietet die Wissenschaft der Wirtschaft eine Steilvorlage. August-Wilhelm Scheer, der frühere Vorsitzende des IT-Branchenverbandes BITKOM vertraute der Ärztezeitung vor Jahren an: "Wir wissen seit Jahren, wie man mit IT-Unterstützung ein Auto mit Tausenden von Teilen sekundengenau zusammenbaut oder wie man die Prozesse in einem Lager steuert."

Analog dazu kommt es für Scheer darauf an, die Prozesse im Krankenhaus mit Hilfe der Informationstechnik zu steuern. Und die Prozesse beginnen für das Ärzteblatt nicht erst in der Notaufnahme: „Durch die intelligente Verarbeitung und Verteilung von EKG-Daten mittels etablierter Kommunikationstechnologien lässt sich die Kommunikation zwischen Notarzt, Klinikarzt und dem Herzkatheterteam optimieren – zum Nutzen des Patienten.“

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