Kantonsspital
Neuer Kantonspital-Chef: «Wir brauchen Verstärkung»

Der Zustand der drei Spitäler sei grundsätzlich gut, sagt der neue Chef des Kantonspitals Baselland Jürg Aebi. Er will daher auch nicht zwingend einen anderen Weg einschlagen. Er will jetzt Ruhe ins Spital bringen und wieder Vertrauen herstellen.

Hans-Martin Jermann
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«Der Zustand des Spitals ist sehr gut», findet Jürg Aebi (im Bild: Liestal). Niz

«Der Zustand des Spitals ist sehr gut», findet Jürg Aebi (im Bild: Liestal). Niz

Exakt zwei Wochen sind seit dem Showdown am Kantonsspital Baselland (KSBL) vergangen. Heinz Schneider ist nicht mehr CEO, Dieter Völlmin hat damals angekündigt, das Verwaltungsratspräsidium zur Verfügung zu stellen. Völlmin tritt offiziell heute ab. Ins kalte Wasser gesprungen ist Schneiders bisheriger Stellvertreter Jürg Aebi, der seit zwei Jahren den Standort Liestal geleitet hat.

Gestern Abend gab Aebi dem «Regionaljournal» von Radio SRF das erste Interview als interimistischer Chef des KSBL. Obwohl Aebi – verständlicherweise – keine sensationellen Neuigkeiten zur Zukunft des Spitals preisgeben konnte und wollte, liefert das Interview zwischen den Zeilen aufschlussreiche Informationen.

Zur Entlassung Schneiders und seiner eigenen Ernennung: Obwohl die Gelegenheit günstig gewesen wäre, sich vom entlassenen CEO zu distanzieren, äusserte sich Aebi lobend über seinen Vorgänger: «Heinz Schneider hat diesen Abgang nicht verdient.» Aebi würdigte gegenüber dem «Regionaljournal» die Verdienste Schneiders, der den schwierigen Übergang der Baselbieter Spitäler in die unternehmerische Selbstständigkeit managte und zuvor viele Jahre als Direktor das Spital Liestal auf Kurs brachte. «Die Art und Weise, wie ich zu meinem jetzigen Amt gekommen bin, war nicht schön – eher traurig.» Er habe es als seine Pflicht angesehen, in der schwierigen Situation interimistisch das Amt des CEO zu übernehmen. «Ich werde alles geben, dass wir wieder in ruhigere Gewässer kommen.»

Zum Zustand der Spitäler: Abgänge von Ärzten, Lohnklagen des Pflegepersonals, die Frage nach der Überlebensfähigkeit des Spitals Laufen: Das KSBL erweckte zuletzt den Anschein einer Institution in tiefer Krise. Jürg Aebi sagt aber: «Der Zustand ist grundsätzlich sehr gut. Das KSBL erbringt täglich an allen drei Standorten hervorragende medizinische Leistungen, dies auch, weil die Mitarbeitenden alles geben.» Aebi sieht es als seine vordringlichste Aufgabe an, Ruhe ins KSBL zu bringen und Vertrauen zu bilden. Er wolle nicht zwingend einen anderen Weg als sein Vorgänger einschlagen. Das KSBL hatte in den letzten zwei Jahren drei riesige Brocken gleichzeitig zu bewältigen: die Fusion der drei zuvor selbstständigen Spitäler Liestal, Laufen und Bruderholz, die Auslagerung aus der Kantonsverwaltung und die Einführung der Fallpauschalen. «Das war nicht einfach zu handeln», gab Aebi zu bedenken. Vermutlich habe man zu viele Themen in zu kurzer Zeit abwickeln wollen.

Zu den Sorgen des Personals: Um das Vertrauen herzustellen, will der interimistische Chef näher an die 3800 Mitarbeitenden. Aebi hat bereits Mitarbeiterversammlungen an den Standorten besucht. Die hohe Belastung stellt eine grosse Sorge des Personals dar. Aebi macht deutlich: «Es wäre gefährlich, jetzt im Rahmen von Kostensenkungsmassnahmen Personal abzubauen. Kurzfristig hätte man damit zwar Erfolg, mittelfristig holt einem das aber ein.» Gerade im Pflegebereich sei das KSBL auf gut qualifiziertes Personal angewiesen – dies zudem in genügender Anzahl.

Zum Abgang von Chefarzt Hänggi: Die Kündigung von David Hänggi als Chefarzt der Frauenklinik Ende Januar war der berüchtigte Tropfen, der das Fass am kriselnden KSBL zum Überlaufen gebracht hat. «David Hänggi ist ein hervorragender Arzt. Es ist schade, hat er gekündigt», kommentiert Aebi. Nun würden Gespräche mit Hänggi und Mitarbeitenden der Frauenklinik geführt. Wie Hänggi bereits in einem bz-Interview anklingen liess, ist nicht ausgeschlossen, dass er dem KSBL erhalten bleibt. Allgemein hält Aebi zu wichtigen Posten fest: «Wir brauchen Verstärkung.»

Zum umstrittenen Bruderholz-Chef: Kurz nach Entlassung von CEO Schneider berichtete die bz, dass aus Sicht der Assistenz- und Oberärzte nicht Schneider, sondern Bruderholz-Standortleiter Markus Nydegger der «faule Zahn» sei, den es zu ziehen gelte. Gegenüber dem «Regionaljournal» sagte Aebi: «Dieses Thema ist mir und dem Verwaltungsrat nicht unbekannt. Wir arbeiten daran und führen Gespräche.» Weitere Angaben machte Aebi nicht. Eine vorbehaltlose Unterstützung von Standortleiter Nydegger klingt anders.