Geschäftsführer Ranftl ist trotzdem nicht zufrieden - Seine Mitarbeiter sind es auch nicht Klinikum schreibt schwarze Zahlen

Von Frank Schmälzle
Das Klinikum Bayreuth macht Gewinn. Doch Stadträte fragen sich, ob es auch genug für seine Mitarbeiter tut. Foto: Köpplinger Foto: red

Gut die Hälfte der Krankenhäuser in Deutschland arbeitet nicht wirtschaftlich. Anders das Klinikum Bayreuth: 2012 hat die Klinikum Bayreuth GmbH mit ihrem Medizinischen Versorgungszentrum 1,8 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet. "Und ich bin der Hoffnung, dass wir nach Vorlage des Jahresabschlusses auch 2013 eine schwarze Null erreicht haben." Dies erklärte Klinikum-Geschäftsführer Roland Ranftl bei seinem Bericht zur Lage des Klinikums im Stadtrat. Viele andere Fragen allerdings ließ der Geschäftsführer allerdings offen.

 
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Obwohl es dem Klinikum wirtschaftlich besser geht als vielen anderen Krankenhäusern in Deutschland: Zufrieden ist Ranftl mit dem Ergebnis seines Hauses nicht. Bei einem, Jahresumsatz von über 200 Millionen Euro sei der erzielte Gewinn "faktisch eine schwarze Null. Eigentlich müssten wir sieben, acht Millionen Euro Gewinn machen." Die Auslastung der Klinikum Bayreuth GmbH habe 2012 bei 81 Prozent gelegen. Dies bezeichnete Ranftl als einen "guten Wert".

Vor den Stadträten stellte der Geschäftsführer  die Entwicklung des Klinikums positiv dar. Er sprach davon, dass derzeit eine neue Unterabteilung für plastische Chirurgie und Handchirurgie aufgebaut werde. Zudem werde das Medizinische Versorgungszentrum im Bereich der Chirurgie erweitert. Und doch musste er sich kritische Nachfragen der Stadträte gefallen lassen, die sich Sorgen um die Arbeitsbedingungen am Klinikum machen: Warum der Gewinn nicht dafür eingesetzt werde, um das Pflegepersonal zu entlasten und in Krankheitsfällen für funktionierende Vertretungsregelungen wollte Maria Hebart-Herrmann wissen. Der Personaleinsatz sei ebenso Sache der Pflegedirektion wie die Steuerung von Überstunden, sagte der Klinikum-Geschäftsführer. Das Klinikum habe im vergangenen Jahr kein Personal abgebaut, sondern stattdessen seine Beschäftigtenzahl leicht erhöht. Zahlen nannte Ranftl nicht - auch nicht auf die Frage der Grünen-Stadträtin Sabine Steininger nach der Krankheitsquote unter den Mitarbeitern des Bayreuther Krankenhauses. Wie viele Schüler der klinikum-eigenen Berufsfachschulen in diesem Jahr übernommen werden, auch das ließ Ranftl offen. Christine Düreth-Trat (BG) hatte danach gefragt. Ranftl sagte nur: "Wir sind guter Dinge, dass wir die übernehmen, die wir brauchen können."

Wer im Klinikum direkt nachfragt, hört anderes: Mitarbeiter klagen darüber, dass die Zahl der Pflegekräfte, die einem sogenannten Springerpool angehören und Lücken schließen können, zu gering sei. Zum Jahresende habe die aufsummierte Zahl der Überstunden bei über 50000 gelegen. Und dass das Klinikum zuletzt sein Personal aufgestockt habe, sei zwar vordergründig richtig. Allerdings seien neue Aufgaben hinzugekommen - so sei etwa das Intensivzentrum erweitert worden. Zusätzlichem Personal stünden zusätzliche Aufgaben entgegen. Bessere Arbeitsbedingungen seien nicht entstanden.

Vor dem Stadtrat verteidigte Ranftl sein Vorhaben, die Küche und den Hol-und Bringdienst umzustrukturieren. Die Küche des Klinikums und der Hol- und Bringdienst an der Hohen Warte sollen künftig an Dienstleister vergeben werden, mit denen das Klinikum jetzt bereits zusammenarbeitet. Ein Urteil des Bundesarbeitsgerichtes mache dies notwendig. Kritiker sagen: Damit würden Mitarbeiter für gleiche Arbeit unterschiedlich entlohnt - so, wie schon einmal zu Zeiten der inzwischen abgeschafften Servicegesellschaft. Ranftls sieht dies anders: Kein Klinikum-Mitarbeiter verliere seinen Arbeitsplatz oder müsse zu einem anderen Unternehmen wechseln. Keiner werde schlechter gestellt. Aufsichtsräte der Klinikum Bayreuth GmbH stehen jetzt aber vor der Frage, ob die Kalkulation des Geschäftsführers tatsächlich stimmt. Ranftl soll die Personalkosten für die Mitarbeiter im Hol- und Bringdienst um ein Fünftel zu hoch angesetzt haben. Damit hätte der Geschäftsführer die Kostendifferenz zwischen den eigenen Mitarbeitern und den Beschäftigten der Fremdfirmen um 200000 Euro zu hoch angesetzt. Zudem muss der Aufsichtsrat prüfen, ob Ranftl seine Kompetenzen überschritten hat. Er soll die Lagerlogistik des Klinikums europaweit ausgeschrieben haben, ohne zuvor die Genehmigung des Kontrollgremiums eingeholt zu haben.

Knapp fiel Ranftls Antwort auf die Frage der SPD-Fraktionsvorsitzenden Christa Müller-Feuerstein aus, ob ein Neubau einer Sanierung des Klinikums vorzuziehen sei. Die Staatsregierung habe eine Zielplanung für den Umbau genehmigt, für den ersten Bauabschnitt stünden 42,65 Millionen Euro zur Verfügung. Ansonsten wolle er dem Aufsichtsrat nicht vorgreifen. Antworten wollte auch Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe, die derzeit stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende ist, nicht. Sie verwies auf ihre Verschwiegenheitspflicht.

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