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Schweizer Konzern übernimmt die Häuser in Bremerhaven und Langen-Debstedt / Harsche Kritik aus Politik und Gewerkschaft Ameos kauft DRK-Kliniken

Die DRK-Kliniken in Bremerhaven und Langen-Debstedt werden an den Ameos-Konzern verkauft. Das hat der Verwaltungsrat der Stiftung DRK Krankenanstalten Wesermünde beschlossen. Er verspricht sich davon Standortsicherung, Investitionen und eine Zukunftsperspektive. Politiker und Vertreter der Beschäftigten werfen den Verwaltungsratsmitgliedern dagegen Mutlosigkeit und Desinteresse an der eigenen Belegschaft vor.
06.09.2014, 00:00 Uhr
Lesedauer: 2 Min
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Von Frank Miener

Die DRK-Kliniken in Bremerhaven und Langen-Debstedt werden an den Ameos-Konzern verkauft. Das hat der Verwaltungsrat der Stiftung DRK Krankenanstalten Wesermünde beschlossen. Er verspricht sich davon Standortsicherung, Investitionen und eine Zukunftsperspektive. Politiker und Vertreter der Beschäftigten werfen den Verwaltungsratsmitgliedern dagegen Mutlosigkeit und Desinteresse an der eigenen Belegschaft vor.

Acht Monate nach der Verkaufsankündigung ist die Entscheidung gefallen: Rückwirkend zum 1. Juli übernimmt der Schweizer Krankenhausbetreiber Ameos die Klinik am Bürgerpark und das St. Joseph-Hospital in Bremerhaven sowie die Seepark-Klinik in Langen-Debstedt. Bislang verwaltet Ameos 33 Standorte mit 6900 Betten und etwa 10 200 Mitarbeitern.

Man habe „mit der Ameos-Gruppe einen finanzkräftigen Träger für die drei Krankenhäuser gefunden“, teilte der Verwaltungsrat mit. Ameos biete die beste Gewähr dafür, die Krankenhausversorgung für die Bevölkerung in Bremen und Bremerhaven sicherzustellen.

Verkauft werden die Häuser, da Umsatzerwartungen und Umsatzentwicklung deutlich auseinanderklafften, hieß es während des Verkaufsverfahrens immer wieder. Das Verfahren hatte sich in die Länge gezogen, da in Fragen zur Personalentwicklung und zu den Grundstücksfragen zunächst keine Einigung erzielt werden konnte.

Nun aber soll alles klar sein: Dem Vernehmen nach sind die Kaufverträge bereits unterschrieben. Der neue Eigentümer soll bereits viele Zusagen gemacht haben: Dazu gehören unter anderem ein Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2015, Investitionen im mehrstelligen Millionenbereich, der Erhalt aller drei Standorte sowie ein Konzept zur medizinischen Weiterentwicklung, schreibt der stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende Rolf Sünderbruch in einer Mitteilung an die Belegschaft.

Die ist nicht begeistert von dem neuen Eigentümer und befürchtet massive Sparrunden und Arbeitsplatzabbau über Auslagerungen. „Der Konzern ist dafür bekannt“, sagte ver.di-Sekretär Gunnar Wegener am Donnerstagsabend vor der Sitzung des Verwaltungsrats. Zunächst verspreche man, dass alles so bleibt. Im Hintergrund gebe es aber bereits Pläne zum Arbeitsplatzabbau, um die Rendite der Häuser zu erhöhen, so Wegener weiter.

Gestern zeigten sich Betriebsräte und Personal dann empört über den Verkauf – zumal es auch eine andere Möglichkeit gegeben hätte: Ein Klinikverbund unter Beteiligung der Stadt, des Landes und mit Zuwendungen von Krankenkassen. Einen solchen Verbund hatten Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD), Gesundheitssenator Hermann Schulte-Sasse (parteilos) und AOK-Chef Olaf Woggan Anfang der Woche zwar in Aussicht gestellt. Allerdings lehnten sie es ab, in der Kürze der Zeit ein entsprechendes Konstrukt zu entwerfen.

Aus Unternehmenskreisen verlautet nun, dass es für eine Entscheidung höchste Zeit war: Wäre es nicht zu einem Verkauf oder zu einer Bürgschaft gekommen, hätte man in der kommenden Woche den Gang zum Insolvenzgericht antreten müssen. Unbestätigten Aussagen zufolge soll das Minus der Gruppe bei deutlich über 20 Millionen Euro liegen.

Grantz wiederum wirft der Stiftung mangelnde Courage vor. „Es fehlte wohl der Mut, eine im Interesse der Beschäftigten und der Patienten angebotene Lösung anzunehmen“, sagte er. Seine Gesprächsangebote seien immer abgelehnt worden, später habe man in kürzester Zeit eine Lösung versucht. Bremerhavens SPD-Chef Martin Günthner wählt deutlich drastischere Worte: „Eine falsche Entscheidung nach der anderen und sich dann davonstehlen“, kommentierte er den Verkauf. Dass man alle Gesprächsangebote abgelehnt habe, sei ein „unglaublicher Vorgang“: „Wie hier mit den Interessen der Beschäftigten umgegangen wird, ist unverschämt.“

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