Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Bremen-Nord Klinikum Nord entschuldigt sich

Fähr-Lobbendorf. Am Klinikum Nord gibt es offenbar Nachlässigkeiten in der Pflege. Vergangene Woche hat sich das Krankenhaus schriftlich für einen Vorfall entschuldigt, der sich bereits Anfang August ereignet hat.
11.09.2012, 05:00 Uhr
Lesedauer: 2 Min
Zur Merkliste
Klinikum Nord entschuldigt sich
Von Jürgen Theiner

Fähr-Lobbendorf. Am Klinikum Nord gibt es offenbar Nachlässigkeiten im pflegerischen Bereich. Ende vergangener Woche hat sich das Krankenhaus schriftlich für einen Vorfall entschuldigt, der sich bereits Anfang August ereignete und für Außenstehende schwer nachvollziehbar ist.

Leidtragender war ein schwerbehinderter Rentner aus Fähr-Lobbendorf. Rudolf Nerger hatte sich wegen Atemwegsbeschwerden mehrere Tage stationär behandeln lassen müssen, am 3. August wurde er entlassen. Wie das vonstatten ging, treibt seiner Frau Anke Nerger immer noch die Zornesröte ins Gesicht. Die Besatzung eines Krankenwagens lieferte Rudolf Nerger barfuß und nur mit dem "Engelhemd" sowie einer Serviette bekleidet an seinem Haus in der Ludwig-Jahn-Straße ab. "Menschenunwürdiger kann ein Patient wohl kaum transportiert werden", entrüstet sich Anke Nerger.

Das Fehlverhalten lasse sich auch nicht dadurch entschuldigen, dass die "grundsätzlich wirklich bemühten" Krankenhausmitarbeiter wegen der Unterbesetzung vieler Stationen "hoffnungslos überfordert" seien, schrieb sie am 9. August in einem geharnischten Protestbrief an Klinikchef Manfred Glasmeyer. Drei Wochen gingen ins Land, bevor eine erste Reaktion erfolgte. Nach Nergers Darstellung erhielt sie einen Anruf aus der Pflegedienstleitung mit dem Tenor: Sorry, tut uns schrecklich leid.

Anke Nerger fand das ungenügend, sie wollte auf ihre schriftliche Beschwerde auch eine formelle Reaktion. Am vergangenen Sonnabend nun, fünf Wochen nach dem Ereignis, erhielt sie Post vom Klinikum. Zwar nicht vom Chef persönlich, aber immerhin. "In Rücksprache mit der zuständigen Stationspflegeleitung und den verantwortlichen Mitarbeiter/innen können wir uns an dieser Stelle für die Vorgehensweise nur entschuldigen", schreibt eine Mitarbeiterin der Pflegeleitung. Zur Versorgung im Krankenhaus gehöre auch "eine Entlassung, bei der die Patienten korrekt gekleidet sind", wird eingeräumt. Und weiter: "Wir bedauern außerordentlich, dass dieses bei Ihrem Ehemann nicht der Fall war und hoffen, solche Situationen zukünftig vermeiden zu können."

Wie es zu dem Fauxpas kommen konnte, lässt sich offenbar nicht mehr präzise rekonstruieren. Der Sprecher des Klinikverbundes Gesundheit Nord, Daniel Goerke, will in Erfahrung gebracht haben, "dass Herr Nerger keine sauberen Sachen mehr hatte". Doch dieser Umstand, beeilt sich Goerke hinzuzufügen, sei natürlich keine Entschuldigung für das, was mit dem Patienten gemacht wurde.

Die Unabhängige Patientenberatung fällt ein eindeutiges Urteil über den Vorgang. "Ich finde das völlig indiskutabel", sagt Geschäftsführerin Elisabeth Goetz, "und ich kann verstehen, dass die Ehefrau sich aufregt." Jedes moderne Krankenhaus verfüge heutzutage über ein Entlassmanagement, das in der Regel bei der Sozialstation angesiedelt sei und sich darum kümmere, wie ein genesener Patient nach Hause kommt. "Dass jemand dabei vernünftig angezogen ist, ist definitiv eine pflegerische Aufgabe", findet Elisabeth Goetz.

Vergleichbare Fälle seien ihr bisher kaum untergekommen. Wenn bei der Patientenberatung Beschwerden über die Umstände einer Entlassung eingehen, dann habe dies in der Regel andere Hintergründe. "Es kommt öfter mal vor, dass Leute das Gefühl haben, sie seien noch nicht wirklich fit und müssten trotzdem schon ihr Bett räumen", so Goetz. Aber ein genesener Patient, der halb nackt zu Hause abgeladen wird – das habe doch großen Seltenheitswert.

Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+! Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)