«Ich konnte mich nie wahnsinnig für die Spital-Fusion begeistern»

Warum betreiben die Spitäler kein gemeinsames Herzzentrum und ist eine grosse Spital-Fusion nun vom Tisch? Die Vorsteherin des Stadtzürcher Gesundheitsdepartements, Claudia Nielsen, nimmt Stellung.

Interview: Jan Hudec
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Für Claudia Nielsen, Vorsteherin des Stadtzürcher Gesundheitsdepartements, lohnt sich der Verbund. (Bild: Karin Hofer)

Für Claudia Nielsen, Vorsteherin des Stadtzürcher Gesundheitsdepartements, lohnt sich der Verbund. (Bild: Karin Hofer)

Frau Nielsen, ursprünglich war es ja der Plan, ein gemeinsames Herzzentrum am Universitätsspital Zürich (USZ) zu schaffen. Warum gehen Triemli-Spital und USZ stattdessen jetzt nur einen Verbund in der Herzchirurgie ein?

Man darf ja immer träumen. Aber im Moment ist es wichtig, dass wir das machen, was machbar und sinnvoll ist. Und dass wir eine Lösung haben, die keine zusätzliche Bürokratie verursacht.

Wie hat man es denn nun geschafft, aufeinander zuzugehen? Vorher schienen die Fronten ja verhärtet zu sein.

Wir sind immer im Gespräch geblieben. Den Ausschlag gegeben hat aber vor allem, dass die beiden Häuser miteinander verhandelt haben, dass wir also nicht mehr eine riesige Runde waren, die zu einer gemeinsamen Lösung kommen musste.

Waren vorher zu viele verschiedene Interessen im Spiel?

Man kann sagen, dass wir etwas realistischer geworden sind.

Lohnt sich denn diese Herz-Allianz in ihrer jetzigen Form?

Natürlich lohnt sich der Verbund. Er lohnt sich für die Patientinnen und Patienten, die von den gemeinsamen Kompetenzen profitieren können. Er lohnt sich aber auch für den Medizinstandort und für den Wissensstandort Zürich, weil man so Innovationen schaffen und Synergien realisieren kann. Und er lohnt sich auch im Wettbewerb um die Fachkräfte.

Zahlt er sich auch finanziell aus? Mit einem Kompetenzzentrum an einem einzigen Standort wäre das Potenzial für Synergien doch viel grösser.

Das ist wohl eher die Sicht der Schreibtischtäter. Man hat ja bei vielen Fusionen schon gesehen, dass das versprochene Sparpotenzial am Ende doch nicht so immens war. Der Aufwand, eine Zusammenlegung zu erzwingen, ist viel zu gross. Es ist viel sinnvoller, einen solchen Prozess Schritt für Schritt zu machen. Ich bin überzeugt, dass der Weg, den wir nun eingeschlagen haben, sich längerfristig auch finanziell lohnt.

Vor Kurzem wurde ein Geriatrie-Verbund zwischen Stadt und Universitätsspital gegründet, nun folgt eine Allianz in der Herzchirurgie. Wie geht es weiter?

Darüber denken wir laufend nach und bleiben im Gespräch. Ich kann ihnen heute weder ein Datum noch einen bestimmten Bereich nennen, aber irgendwann werden wir ganz sicher eine neue strategische Kooperation eingehen. Nun müssen aber zunächst einmal diese beiden Partnerschaften mit Leben gefüllt werden.

Der Zürcher Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger hat ja auch einmal die Idee ins Spiel gebracht, das USZ und die beiden Stadtspitäler zu fusionieren. Ist diese Idee gestorben? Versucht man es stattdessen nun einfach mit Kooperationen in einzelnen Bereichen?

Nun, wie sie sagen, die grosse Fusion war ja nicht meine Idee. Ich bin überzeugt, dass die Zukunft solchen Kooperationen und Netzwerken gehört. Deshalb sind wir nun genau auf dem richtigen Weg.

Ein Zusammenschluss ist für sie also kein Thema mehr?

Natürlich kann man weiterhin Visionen und Träume haben. Meine Träume gehen aber nicht in diese Richtung. Die Strukturen dieser drei Spitäler zu fusionieren, wäre derart aufwendig, dass wir auf Jahre hinaus grosse Rechtsunsicherheiten und Blockaden hätten. Daraus würde sich keine produktive Lösung ergeben. Das ist der Grund, warum ich mich für die Fusionsidee nie wahnsinnig begeistern konnte.

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