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Die Charité behält ihre 3000 Betten.

© Thilo Rückeis

Klinik Berlin: Charité behält nun doch ihre 3000 Krankenhausbetten

Eigentlich war die Streichliste lang, Europas größtes Universitätsklinikum sollte Betten verlieren. Nun kommt alles anders. Der Senat korrigiert frühere Sparbeschlüsse.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Die Charité behält ihre Krankenhausbetten. Eigentlich sollten in Europas größtem Universitätsklinikum Ende 2015 weitere 300 Betten gestrichen werden. Also zehn Prozent des Bestands. Aber der Senat hat den geplanten Abbau am Dienstag gestoppt. Dieser Beschluss ist ein Vorgriff auf den neuen Krankenhausplan, der bis zum Sommer fertig sein soll. Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres (SPD) kündigte an, dass es angesichts der steigender Einwohnerzahlen in Berlin voraussichtlich einen Bettenzuwachs in den Krankenhäusern geben wird.

Von dieser Entwicklung soll auch die Charité profitieren. Von derzeit 3011 Krankenhausbetten bleiben 3001 erhalten. Hinzu kommen 15 tagesklinische Plätze für das Behandlungszentrum für Folteropfer in Moabit. Auch an der Verteilung auf die großen Standorte werde sich kaum etwas ändern, sagte Charité-Vorstand Ulrich Frei. Das Klinikum Virchow hat künftig 1230 Betten, Benjamin Franklin 900 und der Campus Mitte 870.

Mit seiner Entscheidung zugunsten der Charité machte der Senat frühere Beschlüsse teilweise rückgängig. 2012 wurden 200 Betten abgebaut. Ende dieses Jahres sollten zusätzlich 300 Betten gestrichen werden. Im Ergebnis hätte die Charité „einen Deckungsbeitrag von 15 Millionen Euro verloren“, sagte der Ärztliche Direktor Frei am Dienstag. Die seit Jahren positive Bilanz des Uni-Klinikums wäre durcheinander geraten und es wäre schwierig geworden, die Charité wirtschaftlich wieder zu stabilisieren. Außerdem hätte man voraussichtlich 600 Stellen streichen müssen.

Der weitere Abbau von Betten in einer wachsenden Stadt sei nicht mehr begründbar, sagte Senatorin Scheeres. Zumal die Auslastung der Kapazitäten, mit durchschnittlich 90 Prozent an den Werktagen und allen Standorten, hoch sei. Das Universitätsklinikum und seine Mitarbeiter hätten nun Planungssicherheit. Auch für Forschung und Ausbildung auf Spitzenniveau sei eine ausreichende Zahl von Krankenhausbetten wichtig.

Im Rahmen des Krankenhausplans 2016 bis 2020, der noch nicht beschlossen ist, wird es auch strukturelle Veränderungen geben. Beispielsweise wird am Benjamin Franklin erstmals eine Fachabteilung für Geriatrie eingerichtet. Die Verhandlungen über eine enge Kooperation zwischen der Kardiologie der Charité und der Herzchirurgie beim Deutschen Herzzentrum Berlin sind fast abgeschlossen. Die drei Charité-Standorte werden sich noch mehr als bisher auf Schwerpunkte konzentrieren: Neurowissenschaften, Kopffächer und Entzündungen (Mitte); Mutter und Kind, Tumore, Herz und Kreislauf (Rudolf-Virchow) und degenerative Erkrankungen bei älteren Menschen (Benjamin Franklin).

Auf den Abschied vom Bettenabbau mussten sich die Senatsverwaltungen für Wissenschaft, Gesundheit und Soziales sowie Finanzen einigen. Dies wurde erst möglich, nachdem der frühere Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) sein Amt aufgab. Er hatte das Uni-Klinikum, aber auch den landeseigenen Krankenhausbetrieb Vivantes finanziell stets kurz gehalten. Jetzt behält die Charité nicht nur ihre Betten, sondern bekommt zusätzliche Mittel für dringend notwendige Sanierungsarbeiten aus dem neuen Investitionsfonds des Senats. Und aus frei werdenden BaföG-Zuschüssen, die der Bund zur Entlastung der Länder übernahm.

Aus diesen Töpfen wird unter anderem der Hubschrauberlandeplatz am Campus Benjamin Franklin in Steglitz erneuert, der nicht mehr den EU-Richtlinien entspricht. Außerdem die Starkstromversorgung und die Hochschulambulanzen. Auf dem Campus Mitte werden die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, die historischen Hörsäle, das Hauptgebäude, die Raumlufttechnik und Aufzugsanlagen saniert.

Höchste Priorität hat allerdings die Erneuerung des Charité-Bettenhochhauses in Mitte, für das im Landeshaushalt 202,5 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Ob das Hochhaus im Zeit- und Kostenrahmen bleiben wird, ist derzeit noch nicht absehbar. „Senat und Charité müssen sich anstrengen“, sagte der Wissenschafts-Staatssekretär Steffen Krach kürzlich im Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses. Am 15. April wird sich der Wissenschaftsausschuss des Parlament auf Antrag der Koalitionsfraktionen SPD und CDU mit der weiteren Entwicklung der einzelnen Kliniken und Institute an den drei großen Standorten der Charité befassen. Dessen Chef, Karl Max Einhäupl, soll angehört werden.

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