Mike Ruoss, Swisscom

Mobile Patientenakte – das Gesundheitswesen holt auf

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von Mike Ruoss, Head Hospital Services bei Swisscom Enterprise Customers

Noch gehören Papierberge zum Alltag. Doch immer mehr Spitäler stellen auf digital um und nutzen neue Anwendungen wie die mobile Patientenakte. Ein grosser Gewinn für Patienten und Ärzte, die Befunde nun direkt am Spitalbett besprechen können.

Mike Ruoss, Head of Hospital Sercices Swisscom. (Quelle: Swisscom)
Mike Ruoss, Head of Hospital Sercices Swisscom. (Quelle: Swisscom)

Wenn es um moderne Technologie geht, ist die Schweiz Weltspitze. Kein anderes Land auf der Welt zählt eine so hohe Smartphone-Dichte und so viele mobile Zugriffe aufs Internet. Auch viele Ärzte checken im Alltag ihre E-Mails oder recherchieren Medikamente. Die Wichtigkeit medizinischer Daten hat für die Menschen in der Schweiz zugenommen. Sie möchten ihre Daten einsehen und Kontrolle darüber haben. Die Anhänger der Quanti­fied-Self-Bewegung zeichnen ihre Gesundheitsdaten selbst akribisch auf und werten sie aus.

Viel Potenzial im Gesundheitswesen

Anders als die Patienten, die im Alltag Gesundheitsapps und Fitnessarmbänder nutzen, funktioniert das Schweizer Gesundheitswesen jedoch weitgehend auf Papier. Das Beratungsunternehmen PwC hat im Jahr 2014 den Überweisungsprozess vom Haus- oder Facharzt ans Spital untersucht sowie den Versand der Austrittsberichte. Fazit: Die Prozesse sind kaum digitalisiert. Fax und Brief dominieren. Durch eine Digitalisierung dieser Prozesse könnten rund 90 Prozent der Prozesskosten gespart werden – das sind jedes Jahr 81 bis 139 Millionen Franken. Und es gibt weitere Vorteile: Die elektronische Daten­übermittlung sorgt für einen schnelleren, qualitativ besseren Austausch zwischen Ärzten, Spezialisten und Spitälern – das kommt wiederum den Patienten zugute.

Verschiedene Systeme als Herausforderung

In der heutigen Praxis arbeiten niedergelassene Ärzte, Spitäler und Leistungserbringer noch mit unterschiedlichen IT-Systemen. Oft findet man einen Mix aus digitaler Ablage und Ablage auf Papier. Anwender müssen sich mehrmals in verschiedene Systeme einloggen, Ärzte müssen für einen Patienten Laborwerte, Röntgenbilder und Befunde aus verschiedenen Quellen mühsam zu­sammensuchen. Es wird zu viel Zeit mit administrativen Aufgaben verbracht – obwohl die Spitäler unter Kostendruck stehen und eine Effizienzsteigerung dringend notwendig ist.

Wertvoller Blick von aussen

Damit die Digitalisierung gelingt, ist ein ganzheitlicher Blick wichtig. In der Regel steht ein Health Consulting am Anfang. Das Universitätsspital Basel hat so ein Consulting bei Swisscom in Auftrag gegeben. Zuerst hat man alle Prozesse und Strukturen des Spitals untersucht und Ärzte sowie Pflegepersonal bei der täglichen Arbeit begleitet. In dieser Phase geht es auch darum, Verbesserungspotenzial zu entdecken. Die HNO-Abteilung hat danach die mobile Patientenakte eingeführt. Dahinter verbirgt sich ein mobiles Portal, das Swisscom für Ärzte und Pflegende entwickelt und das ab Herbst auch als App genutzt werden kann.

Die mobile Patientenakte

Die Neuerungen sind im Berufsalltag der Mediziner und Pflegenden ein grosser Gewinn: Sie erhalten ortsunabhängig per Smartphone oder Tablet Zugang auf das gesamte spitalinterne Patientendossier ihrer ambulanten und stationären Patienten. Am Patientenbett holen Ärzte per Fingerstrich alle Informationen auf den Bildschirm und können so Befunde, Röntgenbilder oder Laborwerte sofort mit dem Patienten besprechen. Das spart Zeit, weil Befunde anders als früher ad hoc abgerufen werden – ein grosser Mehrwert für den behandelnden Arzt und für den Patienten.

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