Telemedizin :
Sie können Ihren Arzt langsam hochfahren

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Hausbesuche: Günter Pfitzmann und Anita Kupsch haben ihre Patienten in der Fernsehserie „Praxis Bülowbogen“ noch per Telefon oder persönlich beraten und versorgt – heute geht das auch übers Internet.
Ein Klick noch bis zum Durchbruch? Die Telemedizin ist im Wechselbad zwischen Digitalrausch und -angst. Der Minister macht Dampf. Und die Angst vor Ärztemangel und Versorgungslücken erzeugt einen Fortschritt „von unten“.

Viel verändert sich, nichts wird mehr sein, wie es war, nur an einem klammern sich alle fest: am Vertrauen der Patienten. Wer es mit der Telemedizin ernst meint, und das sind mittlerweile viele im Gesundheitssystem (auch wenn die meisten nach mehr als einem Jahrzehnt selbst kaum telemedizinische Erfahrungen mit Patienten haben), der lässt früher oder später diesen Hinweis einfließen: bloß nicht das Vertrauen verspielen. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, der einen „Turbo“ mit dem E-Health-Gesetz gezündet hat, wie gelegentlich geschrieben wird, hat seine Ärzte-Sommerfahrt durchs Land quasi der Digitalisierung des fortschrittslahmen deutschen Gesundheitswesens gewidmet. „Wer blockiert, zahlt.“ Dieser zentrale Satz Gröhes (siehe F.A.Z. vom 13. Januar) gibt den Ärzten, Kassen, Verbänden und Firmen zwar die politische Richtung vor. Aber psychologisch trifft er, wenn man die befürchtete Vertrauenskrise ernst nimmt, am Kern vorbei. Denn ob die Bürger Vertrauen in eine Medizin gewinnen können, die von oben herunter eine digitale Umformung aufgezwungen bekommen hat und hinter der womöglich nicht einmal der eigene Arzt - die Vertrauensperson schlechthin - steht, lässt sich nach den Erfahrungen mit der IT-Odyssee im weiten Gesundheitsland, vor allem aber mit dem bisherigen erbärmlichen Abschneiden der elektronischen Gesundheitskarte, leicht verneinen.

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