Ein Beispiel dafür ist die Tarifpolitik: Jährlich steigen die Gehälter über die Summe, die den Krankenhäusern zur Verfügung gestellt wird. Also muss jedes Jahr erneut eingespart werden...
Ich persönlich erkläre das immer mit folgendem Bild: Wenn ich in eine Pizzeria gehe und eine Pizza Vier-Jahreszeiten bestelle, kann ich am Ende auch nicht nur eine halbe Pizza Margeritha bezahlen. Politik und Krankenkassen müssen die Kriterien festlegen – ob Peperoni oder Salami auf der Pizza drauf sein soll. Es geht nicht, doppelt Käse zu verlangen und den am Ende nicht zu bezahlen.
Auch die vielen Flüchtlinge, die in den Landkreis Diepholz strömen, brauchen medizinische Hilfe. Wie wirkt sich das auf die Alexianer-Kliniken aus?
Pilz: Wir haben die Gesundheitsüberprüfung für die 400 Flüchtlinge in der Erstaufnahmestelle Diepholz übernommen. Dafür haben wir Praxisräume organisiert. Freiwilliges Personal aus allen Häusern (zwei Ärzte und drei medizinische Fachangestellte) kümmert sich um die Menschen. Ein Dolmetscher kommt meist aus der Erstaufnahmestelle mit – oder einer unserer Mitarbeiter, der sprachkundig ist, hilft.
Diese Betreuung ist am vergangenen Montag gestartet und läuft gut. Bisher haben wir einen Patienten stationär aufgenommen. Die Abrechnung der Untersuchungen erfolgt über das Land. Das läuft.
In Berlin wartet ein neuer Lebensabschnitt auf Sie – mit ihrer Familie. Welche positiven Erfahrungen und Erinnerungen nehmen Sie aus Ihrer so langen Zeit als Krankenhaus-Geschäftsführer im Landkreis Diepholz mit – und welche negativen?
Pilz: Wenn Menschen Veränderungen wollen und wenn diese Menschen miteinander klar kommen, dann geht ganz viel! Dann ist viel möglich. Das ist eine Erfahrung, die ich in den vergangenen Jahren immer wieder gemacht habe. Die Psychiatrie oder die Sucht-Reha zum Beispiel: Wenn solche Projekte nicht von Menschen gewollt gewesen wären in der festen Überzeugung: „Das kriegen wir schon hin!“, dann wären sie nie zum Tragen gekommen. Wobei die Psychiatrie das größte Projekt war.
Der Wunsch nach Veränderungen ist unverzichtbar dafür. Die Beteiligten müssen wollen und sich vertrauen. Dann ist es einfach. Ich hatte das Glück, dass ich ganz viele Menschen getroffen habe, die Veränderungen wollten und mit mir gestaltet haben – und das über einen langen Zeitraum.
Und die negativen Erfahrungen?
Pilz: Negativ waren die politischen Veränderungen im Gesundheitswesen. Dass es immer wieder neue Vorgaben gibt, die alles nur komplizierter machen. Der Druck auf die Mitarbeiter am Patienten wird immer größer – und das ist durch die Bundespolitik und die Krankenkassen ausgelöst!
Da sitzen Sie als Geschäftsführer zwischen den Stühlen. Sie müssen den Druck, die Vorgaben einzuhalten, an die Mitarbeiter weitergeben. Politik ist da weit weg...
Wo sehen Sie sich selbst in zehn Jahren – und wo die Krankenhäuser im Landkreis Diepholz?
Pilz: Der Druck auf das Gesundheitswesen wird mindestens gleich groß bleiben – wenn nicht sogar größer. Und die Entwicklungen werden immer schneller. Wenn ich zurückdenke, wie die Krankenhäuser vor zwölf Jahren waren und einschätze, wie es in zehn Jahren ist: Es wird massive Veränderungen geben! Keiner wird die Häuser dann mehr so kennen, wie sie heute sind. Da werden alle nur staunen.
Der demografische Wandel wird ganz sicher ein wichtiger Faktor sein. Deshalb haben wir ja schon die Geriatrie, die Altersmedizin, auf den Weg gebracht.
Und ganz persönlich?
Pilz: Was ich für die Krankenhäuser erwarte, das wird auch auf mich privat zukommen: Veränderungen. Ich glaube nicht, dass ich noch einmal so einen langen Zeitraum wie bisher in einem Bereich beruflich tätig sein werde. Denn das Berufsleben wird immer hektischer, die Anforderungen ändern sich immer schneller. Man muss bereit sein, in einem Unternehmen andere Aufgaben zu übernehmen. In unseren Häusern haben die Mitarbeiter diese Flexibilität immer wieder gezeigt.
Wünschen würde ich mir privat, mit Familie, Hund und Enkelkind abends mal auf der Terrasse sitzen zu dürfen – als Ausgleich für das immer schneller und hektischer werdende Berufsleben.