Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Stadt muss zur Holding-Gründung mit dem Josef-Stift noch Schulden begleichen / Geschäftsführerin verabschiedet Klinikum benötigt 2,4 Millionen Euro

Delmenhorst. Es steht fest, wie hoch die Summe „X“ ist: 2,4 Millionen Euro. So viel Geld muss die Stadt an das Klinikum zahlen, Schuldenausgleich für Altlasten, damit das städtische Krankenhaus nicht zu hoch verschuldet in die neue Holding überführt wird.
27.06.2015, 00:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
Zur Merkliste
Von Andreas D. Becker

Es steht fest, wie hoch die Summe „X“ ist: 2,4 Millionen Euro. So viel Geld muss die Stadt an das Klinikum zahlen, Schuldenausgleich für Altlasten, damit das städtische Krankenhaus nicht zu hoch verschuldet in die neue Holding überführt wird. Das Geld soll dem Vernehmen nach über einen Nachtragshaushalt aufgebracht werden, über den auch das Geld für die Unterbringung von Flüchtlingen und die Flüchtlingssozialarbeit bereitgestellt werden soll.

Die 2,4 Millionen Euro für das Klinikum setzen sich dabei allerdings nicht nur aus den Verlusten des vergangenen Jahres zusammen. Die dürften allerdings auch nicht unerheblich sein, denn nach dem Prozessauftakt gegen den ehemaligen Krankenpfleger Niels. H. verzeichnete das Klinikum deutliche Rückgängen bei den Patientenzahlen – und bis heute sind nach Informationen des DELMENHORSTER KURIER die Nachwirkungen noch zu spüren, erholt haben sich die Belegungszahlen nicht. Aber auch andere Altlasten des städtischen Krankenhauses fließen in die 2,4 Millionen Euro ein. Und es sei nicht ausgeschlossen, dass sich später noch weitere Löcher auftun, die mit Geld gestopft werden müssen, heißt es aus politischen Kreisen.

Doch trotz der andauernden finanziellen Misere des Krankenhauses seien bereits viele Baustellen eröffnet worden, um das Haus zukunftsfähig zu machen. Das war zumindest der Tenor am Freitag, als Klinikum-Chefin Sonja G. Drumm verabschiedet wurde. Jetzt, da Delmenhorsts Krankenhäuser verschmelzen und aus Klinikum und Josef-Stift die Holding Josef-Hospital wird, braucht es auch nur noch einen Chef für diese Einheit. Deswegen wurde der Ende dieses Monats auslaufende Vertrag mit der im Februar 2014 als Sanierungsmanagerin für das Klinikum geholten und im Mai auch zur Geschäftsführerin berufenen Sonja G. Drumm nicht mehr verlängert. Gestern wurde sie im kleinen Rahmen verabschiedet, warme Worte, kaltes Büfett.

Sonja Drumms größtes Verdienst in der knapp anderthalbjährigen Amtszeit seien laut dem Aufsichtsratsvorsitzenden Harald Groth und ihrem Kogeschäftsführer Thomas Breidenbach ihre Bemühungen für die Klinikfusion gewesen. „Ohne Frau Drumm wäre es nicht zum Zusammenschluss gekommen“, sagte Breidenbach. Ein Seitenhieb auf den Ex-Chef des Klinikums, Peter Stremmel, mit dem Breidenbach dem Vernehmen nach so gar nicht konnte. Allerdings soll das anfangs so herzliche Verhältnis zwischen ihm und seiner Kollegin bereits deutlich abgekühlt sein, wie mehrere enge Beobachter und Mitverhandler des Fusionsprozesses erzählen.

„Innerhalb der letzten 17 Monate wurden im Rahmen der Sanierung durch Frau Drumm wichtige Sektoren des Klinikums überprüft und optimiert, hier sind zum Beispiel Veränderungen in den Bereichen OP, Intensivmedizin, Codierung, Lagerhaltung der Küche, Datenmanagement und die Renovierung der Mitarbeiterappartements zu nennen“, erklärte Groth gegenüber unserer Zeitung. Auch sei es ihr gelungen, seit Langem gesuchte Fachärzte wieder ans städtische Krankenhaus zu holen, wie zum Beispiel den Lungenfacharzt Christof Göbel. Dass dem Klinikum diese Ärzte fehlten – dazu gehört auch ein Neurologe –, führt teilweise dazu, dass medizinische Leistungen mit den Krankenkassen nicht optimal abgerechnet werden können und das Krankenhaus deswegen nicht so viel Geld einnimmt, wie es im Optimalfall könnte. Nur: Wie viel Geld das Haus dadurch gespart hat, wird nicht verraten. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir auf Zahlen aktuell nicht detailliert eingehen“, heißt es aus dem Krankenhaus.

Aber – bei allem Lob – Sonja Drumm war mitnichten jedermanns Liebling im Krankenhaus. „Es wäre schlimm, wenn die Arbeit einer Sanierungsmanagerin nicht auch Friktionen auslöst – die hat es auch mit der Belegschaft gegeben“, wie Groth beim Abschiedsempfang auch ganz offen zugab. Immer wieder wurde aus der Klinikumbelegschaft heraus Kritik an ihrer Art und Weise der Kommunikation geübt. Mit der Politik und dem Aufsichtsrat gab es diese Reibungen aber offenbar nicht. Groth jedenfalls lobte die „Kommunikation, sie war von Anbeginn an offen und transparent“.

Entscheidend für die Zukunft der neuen Holding wird jetzt übrigens sein, wie sich die Gewerkschaften Verdi und Marburger Bund verhalten, schließlich gibt es einen Zukunftssicherungsvertrag: Die Klinikum-Mitarbeiter verzichten zum Überleben ihres Hauses auf einen Teil ihres Einkommens. Derzeit verhandelt Holding-Chef Thomas Breidenbach mit den Gewerkschaften mit dem Ziel, den Vertrag auf die Holding zu übertragen.

Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+! Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)