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MTK-Kliniken: Das Wasser steht bis zum Hals

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Sorgenvolle Mienen bei den Verantwortlichen der Krankenhäuser in Bad Soden und Hofheim. Die Existenznot der Kliniken werde noch weiter verschärft, befürchten sie. Ihre Prognose: längere Wartezeiten für die Patienten und noch stärker belastetes Personal.

„Die Perspektive des Gesetzes ist verheerend,“ sagt Rainer Greunke, Chef der hessischen Krankenhausgesellschaft, und zielt dabei auf das geplante Strukturgesetz zur Krankenhausreform, das im Jahr 2016 in Kraft treten soll. Wo die Macher im Bund die Kliniken angeblich mehr fördern wollen, sehen diese eher das Gegenteil als Folge. Tobias Kaltenbach, Geschäftsführer der Main-Taunus-Kliniken, brachte gestern seine Sorgen in einer Pressekonferenz auf den Punkt. Er kann nicht nachvollziehen, „warum die Existenznot der Kliniken erneut zum Spielball politischer Interessen gemacht wird und durch eine völlig unzureichende Finanzierung noch weiter verschärft werden soll“. Tobias Kaltenbach fürchtet längere Wartezeiten für die Patienten, stärker belastetes Personal und eine „höhere Arbeitsverdichtung in allen Bereichen der Kliniken“.

Keine schwarze Null?

Laut Kaltenbach erhalten die MTK-Kliniken bis zum Jahr 2017 rund eine Million Euro weniger, als sie nach der jetzigen Gesetzgebung geplant haben. In den folgenden vier Jahren erhöht sich dieser Betrag um weitere 5,5 Millionen Euro. Die angekündigten Förderungen, etwa für den Pflegedienst oder die Anhebung der Pauschale für die ambulante Notfallbehandlung, können das nicht kompensieren. Die Frage, ob Kaltenbach unter diesen Umständen die „schwarze Null“, also das operative Geschäft der Kliniken aus dem Minus herauszuführen, noch wahrmachen kann, mochte er nicht beantworten. Für 2014 war das Defizit bereits unter eine Million Euro gedrückt worden, für das laufende Jahre war sogar ein kleines Plus in der Kalkulation (wir berichteten). Immer wieder auftauchenden Gerüchten über eine Privatisierung, von der SPD auch zum Thema für die nächste Sitzung des Kreistages gemacht, wollte Kaltenbach keine Nahrung geben: „Privatisierungsthemen spielen im operativen Geschäft keine Rolle.“ Deutlicher wurde Greunke: „Die Probleme, die jetzt auf der Agenda stehen, lösen auch die privaten Krankenhäuser nicht.“ Kaltenbach bekräftigte sein Unverständnis gegenüber der Politik: „Uns steht das Wasser bis zum Hals.“

Die Gemengelage ist so leicht nicht zu durchschauen. Wenn die Kliniken etwa der Forderung nach Qualitätssicherung positiv gegenüberstehen, seien diese doch fest etabliert im laufenden Betrieb, so halten sie die neuen Kriterien für bedenklich. Vor allem wehren sie sich gegen den medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) als eine Art „Gesundheitspolizei“. Kaltenbach: „Die Überprüfung der Qualität muss von einer qualifizierten, neutralen Institution vorgenommen werden. Der MDK ist nicht neutral und ist daher für diese Aufgabe ungeeignet.“ Der Klinikchef weiter: „Wir wehren uns nicht gegen Qualitätskontrollen. Problematisch wird es da, wo man das mit der Vergütung verknüpft.“ „Qualitätsmessung ist schwierig“, ergänzt Greunke, der strukturelle Vorgaben durchaus für sinnvoll hält. So werde beispielsweise nach Hüftgelenkoperationen überprüft, wann der Patient wieder gehen kann. Doch bestehe hier die Gefahr einer „Risikoselektion“, wenn etwa Kliniken schwierige Fälle nur ungern annehmen, weil die ihnen die Statistik trüben könnten.

Wo Kaltenbach die MTK-Kliniken auf einem „guten Weg der Sanierung“ sah, drohen nun Rückschläge. So würden Mehrleistungen der Krankenhäuser beschränkt, womit auch neue Vorhaben, etwa in der Geriatrie oder der Kardiologie, blockiert werden könnten.

Keine Überkapazität

Gar nicht einverstanden ist Kaltenbach mit der immer wieder auftauchenden Behauptung, im Rhein-Main-Gebiet gebe es eine Überkapazität an Krankenhäusern. So seien die Intensivstationen streckenweise überlastet, die Notfallambulanz überfordert. Der Abbau von Krankenhauskapazitäten werde die Situation nicht verbessern, grundsätzlich bleibe die Finanzierung von Investitionen mangelhaft.

In diesem Zusammenhang erinnerte Greunke an die Grippewelle im Februar/März, als Rettungsdienste aus den Krankenwagen vergeblich bei den überfüllten Kliniken anklopften, um Patienten „loszuwerden“.

Mit Blick auf die „Bestrafung von Mehrleistungen“ oder eine „Reduzierung der allgemeinen Preissteigerungsrate“ (Tariferhöhungen, Energiekosten) im neuen Gesetz bleibt den Machern in den MTK-Kliniken nur die „Hoffnung, dass die Politik an diesen Rahmenbedingungen noch etwas ändert“.

Noch eine gute Nachricht zum Schluss: Ungeachtet der aktuellen Probleme auf dem Pflegesektor und dem Konkurrenzkampf im Rhein-Main-Gebiet konnten die MTK-Kliniken laut Pflegechef Helmut Krechel 40 offene Stellen in den vergangenen Monaten besetzen.

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