Delmenhorst - Das Klinikum Delmenhorst hat seit Herbst 2014 ein weitaus höheres Defizit eingefahren als bisher offiziell bekannt war. Mit Folgen für die städtischen Finanzen: Statt 2,4 Mio. Euro zum Ausgleich werden dem Vernehmen nach 5,4 Mio. Euro, mehr als das Doppelte, benötigt. Der Grund: Immer mehr Betten am Klinikum bleiben leer.

Seit Oktober seien die Belegungszahlen an dem städtischen Krankenhaus um bis zu 30 Prozent eingebrochen, wie aus gut unterrichteten Kreisen zu hören ist. Dieser Trend habe sich auch nach Weihnachten und dem Jahreswechsel entgegen der Erwartung, dass sich die Belegung wieder stabilisieren werde, ungebrochen fortgesetzt. Gegensteuern durch Schließung einer Überhangstation habe nur einen marginalen Kostenspareffekt gezeitigt. Es ist offensichtlich: Die Hypothek Niels Högel lastet schwer auf dem Delmenhorster Krankenhaus, Patientinnen und Patienten weichen auf umliegende Kliniken aus. Der Beginn des Belegungsrückgangs stimmt zeitlich überein mit dem Beginn der Landgerichts-Verhandlung gegen den ehemaligen Krankenpfleger wegen dreifachen Mordes und zweifachen versuchten Mordes.

Lesen Sie hier die Chronik zum Fall Niels Högel

„Wir haben uns dazu entschieden, uns nicht zu äußern“, sagt Klinikums-Sprecherin Mandy Lange. Es sei aber nicht übertrieben, von einem „erschreckenden Rückgang“ der Belegungszahlen zu sprechen. Der könnte weiter anhalten, denn die Causa Högel ist noch lange nicht zu den Akten gelegt.

Oberbürgermeister Axel Jahnz bejahte auf NWZ-Nachfrage, dass das Klinikum ein massives Belegungsproblem habe. Geschäftsführer Thomas Breidenbach, der Auskunft über die absoluten Zahlen hätte geben können, war am Montag wegen anderer Termine nicht zu erreichen.