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"Imtech Deutschland" meldet Insolvenz an Klinik-Neubau gefährdet

Erstaunen, Sorge, Rettungsversuche – die Nachricht, dass die Bautechnik-Firma "Imtech Deutschland" einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt hat, sorgt in Bremen für Gesprächsstoff.
10.08.2015, 19:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Klinik-Neubau gefährdet
Von Wigbert Gerling

Erstaunen, Sorge, Rettungsversuche – die Nachricht, dass die Bautechnik-Firma "Imtech Deutschland" einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt hat, sorgte in der Hansestadt postwendend für Gesprächsstoff. Denn das Unternehmen, das unter anderem für den Berliner Flughafen engagiert wurde, ist auch am Bau des kommunalen Krankenhauses an der Bismarckstraße beteiligt. Der Auftragswert in Bremen beträgt nach Angaben der städtischen Klinik-Dachgesellschaft Gesundheit Nord (Geno) rund 25 Millionen Euro. Noch ist unklar, wie es weitergeht. Die CDU-Fraktion will im Parlament von der rot-grünen Landesregierung wissen, „welche Auswirkung der Senat erwartet“.

Krisengeschüttelt ist der Neubau des Klinikums Mitte seit Jahren. Erst sollte ein Investor gefunden werden, um das Krankenhaus zusammen mit der öffentlichen Hand („Public-Private-Partnership“) zu erstellen. Dies war mit Beginn des rot-grünen Regierungsbündnisses vor rund acht Jahren politisch nicht mehr gewollt, sodass die Gesundheit Nord, die zu 100 Prozent in öffentlichem Eigentum ist, die Rolle der Bauherrin übernahm. Zu der Dachgesellschaft, die rund 8000 Beschäftigte hat und einen Jahresumsatz von rund einer halben Milliarde Euro macht, gehören die vier kommunalen Krankenhäuser in Bremen-Ost, Nord, Links der Weser und Mitte. Der Neubau an der Bismarckstraße hatte in der vergangenen Wahlperiode bereits das Parlament beschäftigt, das einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss einsetzte, weil es mit dem 260-Millionen-Euro-Projekt nicht voranging, es Verzögerungen und Kostensteigerungen gab.

Die „Imtech Deutschland“ gehört mit einem Volumen von rund 25 Millionen Euro zu den großen Auftragnehmern in der Hansestadt. Die Firma ist laut Geno beim Klinikneubau an der Bismarckstraße mit der Elektromontage und der Einrichtung der Informationstechnologie befasst. Die „Imtech“ selbst habe dazu eine Reihe von Subunternehmen eingeschaltet.

Daniel Goerke, Sprecher der Gesundheit Nord, erklärte am Montag, nach der Information über den Insolvenzantrag sei unverzüglich der Kontakt zu den beteiligten Betrieben aufgenommen worden. Sollten die „Imtech“-Subunternehmen wie geplant weiter auf der Baustelle arbeiten, könne alles laut Plan weitergehen. Wenn nicht, gebe es eine andere Lage – im schlimmsten Fall sei eine neue Ausschreibung für die Elektromontage und die IT-Einrichtung nötig. Das allerdings könne Verzögerungen und auch zusätzliche Kosten bedeuten.

Um die Situation beurteilen zu können, so Goerke, werde auch mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter gesprochen. Laut „Imtech“ wurde Rechtsanwalt Peter-Alexander Borchardt vom Hamburger Amtsgericht bestellt.

Der Leiter der „Imtech“-Unternehmenskommunikation, Harald Prokosch, erklärte am Montag, dass von dem vorläufigen Insolvenzantrag nicht nur der Berliner Flughafen berührt sei, sondern alle anderen Baustellen den Unternehmens in der Republik, darunter die in Bremen. Es handele sich um eine „Schutzmaßnahme“, die dazu dienen solle, „den Geschäftsbetrieb fortzuführen“. Fraglos sei die aktuelle Lage nicht erfreulich, aber es werde alles versucht, um auch die Arbeitsplätze zu sichern.

An der Bismarckstraße seien die „Imtech“-Arbeiten auch am Montag weitergegangen – wenn auch in etwas verringertem Maßstab. Das Unternehmen habe Kontakt zu seinen beauftragten Subunternehmen. Harald Prokosch: „Wir wollen in den Gesprächen das Verständnis für den Schritt wecken.“

Die „Imtech Deutschland“ hat rund 4.000 Arbeitsplätze, hieß es bei der Agentur, die den Insolvenzverwalter vertritt. Die Arbeiten am Klinikum in der Hansestadt würden „derzeit mit Zustimmung von Peter-Alexander Borchardt“ fortgesetzt. Einige der Subunternehmen seien am Montag allerdings nicht auf der Baustelle an der Bismarckstraße erschienen. Laut Borchardt würden derzeit „riesige Datenmengen“ der „Imtech“ ausgewertet. In einigen Tagen werde es möglich sein, „ein genaueres Bild zur wirtschaftlichen Gesamtsituation“ zu erstellen. Ziel sei es, so heißt es auch in der Stellungnahme des Insolvenzverwalters, den Geschäftsbetrieb der Imtech fortzusetzen.

Trotz ihres Insolvenzantrags will die „Imtech Deutschland“ auch die Arbeiten am Berliner Hauptstadtflughafen wie geplant fortsetzen – dies berichtete die Deutsche Presse Agentur am Montag ebenfalls unter Berufung auf den eingesetzten Insolvenzverwalter Peter-Alexander Borchardt. In der Bundeshauptstadt hätten die Mitarbeiter sämtlicher Gewerke sowie die Subunternehmer zugesagt, „den Flughafenbau bis auf weiteres unverändert fortzuführen“.

Der Insolvenzantrag der deutschen Tochter des niederländischen Gebäudeausstatters „Imtech“ war Ende vergangener Woche in Hamburg eingereicht worden. Die „Imtech“ ist eine der wichtigsten Baufirmen auf der Berliner Baustelle.

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