Fehler im Spital bekämpfen

Behandlungsfehler in einem Spital können fatale Folgen haben. Der Kanton Zürich macht den Akutspitälern nun klare Auflagen, wie sie Fehler intern registrieren müssen.

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Dank dem neuen Meldesystem sollen kritische Zwischenfälle besser erfasst und später vermieden werden. (Bild: Gaetan Bally / Keystone)

Dank dem neuen Meldesystem sollen kritische Zwischenfälle besser erfasst und später vermieden werden. (Bild: Gaetan Bally / Keystone)

(jhu.)

Ein falscher Griff kann ein Leben kosten. So ist es bei einer 55-Jährigen, die im Kantonsspital Luzern wegen eines geplatzten Blinddarms behandelt wird. Statt einer Kochsalzlösung bekommt sie versehentlich Kalium initiiert. Die Patientin stirbt. Im Medikamentenschrank lagen die beiden Ampullen direkt nebeneinander, sahen praktisch gleich aus. So, dass man sie in der Hektik verwechseln konnte. Das ist bald 20 Jahre her. Heute sind die Kalium-Ampullen grell orange beschriftet.

Doch das Thema bleibt aktuell, denn Fehler passieren auch heute noch. Damit sie schon erkannt und behoben werden, bevor sie solch fatale Konsequenzen haben, gibt es das sogenannten Critical Incident Reporting System (Cirs). Ärzte und Pflegende können darauf auch anonym Behandlungsfehler vermerken. Seit 2012 müssen alle Spitäler, die einen Leistungsauftrag vom Kanton Zürich haben, das Cirs installiert haben. Wie es aber im Einzelnen gehandhabt wird, das war bisher nicht geregelt.

Regelmässige Audits

Das will der Kanton nun ändern. Wie die Gesundheitsdirektion am Montag bekanntgegeben hat, gelten für die Listenspitäler ab 1. Januar 2016 klare Anforderungen für den Umgang mit dem Cirs. So ist in 14 Punkten unter anderem festgehalten, dass der Entscheid zu jeder Meldung dokumentiert werden muss oder dass das jeweilige Spital gewährleisten muss, dass Melder unbestraft bleiben. Mit Audits will der Kanton überprüfen, ob die Spitäler die neuen Anforderungen auch erfüllen. Die erste Kontrolle soll im Frühling nächsten Jahres stattfinden.

Gesicherte Daten gibt es zwar nicht, aber aufgrund von amerikanischen Studien hat das Bundesamt für Sozialversicherungen einst berechnet, dass in Schweizer Spitälern jedes Jahr 2000 bis 3000 Patienten wegen Behandlungsfehlern sterben. Hier anzusetzen lohnt sich also. Erika Ziltener, Präsidentin der Zürcher Patientenstelle, sprach denn am Montag auch von einem wichtigen Meilenstein. Mit den Audits werde sichergestellt, dass das Cirs in den Spitälern nicht nur installiert, sondern tatsächlich auch eingesetzt werde. Davon profitierten nicht nur die Patienten, sondern auch die Spitalangestellten. Auch für sie könnten Fehler extrem belastend sein.

Lernen von anderen

Ziltener sieht die Offensive des Kantons aber nur als ersten Schritt. «Es reicht nicht aus, dass die Spitäler Fehler in ihre eigenen Häusern korrigieren, sie müssen auch voneinander lernen.» Das «Cirrnet» bietet schon die Grundlage. Auf dem Netzwerk tauschen die Spitäler Männedorf, Bülach und Limmattal bereits heute wichtige Meldungen untereinander aus.

Wird das nun für alle Listenspitäler verbindlich? In einer ersten Phase gehöre dies noch nicht dazu, sagt Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger. «Das muss aber aus meiner Sicht die Zukunft sein.» Und was geschieht, wenn ein Spital das Cirs nicht so einsetzt, wie es der Kanton gerne hätte? Dann werde man Anpassungen verlangen und diese nochmals überprüfen. Kommt ein Spital den Verpflichtungen nicht nach, droht ihm im Extremfall die Streichung von der Spitalliste.

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