Künftig erlaubt :
Bald kommt die Erstdiagnose via Smartphone

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So kann eine Ferndiagnose aussehen (Aufnahme mit dem Chef der Radiologie in Rostock aus dem Juli 2016).
Ärzte in Baden-Württemberg sollen in Zukunft auch per Telefon oder Skype ihre Erstdiagnosen stellen können. Die Ärzteschaft will so verhindern, dass Patienten bei fragwürdigen Callcentern Rat suchen.

In Baden-Württemberg werden Ärzte demnächst auch Erstdiagnosen per Fernbehandlung stellen können. Die Patienten kommunizieren mit ihren Hausärzten etwa per Skype oder über ihr Smartphone. Bislang ist diese Form der Telemedizin nur für „Bestandspatienten“ üblich, bei denen schon eine Diagnose gestellt ist.

In mehreren Modellprojekten sollen Ärzte und Patienten per Internet kommunizieren, um eine telefonische Anamnese zu erstellen und Befunde zu erheben. Der Arzt soll mit per Smartphone übertragenen Fotos eine Diagnose erstellen, die Patienten beraten, eine Therapie anordnen und sogar Rezepte ausstellen.

Der Präsident der baden-württembergischen Ärztekammer, Ulrich Clever, sagte, die Ärzteschaft dürfe nicht in die Situation geraten, dass Patienten bei fragwürdigen indischen Callcentern Rat suchten, die modernen Techniken der Telemedizin in Baden-Württemberg aber verboten seien.

Die Landesärztekammer hatte im Sommer 2016 die Berufsordnung geändert, um solche Modellversuche zu ermöglichen. Die Kammer rechnet damit, dass in den nächsten fünf Jahren im Südwesten 500 Hausärzte fehlen werden. Die Zahl der Ärzte nimmt zwar zu, aber immer mehr Mediziner machen von den Möglichkeiten der Teilzeitarbeit Gebrauch.

Bei dem Schweizer Telemedizin-Anbieter „Medgate“ in Basel arbeiten schon 80 Ärzte, die an manchen Tagen bis zu 4500 Patienten in der Internetsprechstunde behandeln. Der baden-württembergische Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) befürwortet eine „modellhafte Lockerung der Regeln zur Fernbehandlung“. Lucha sagte: „Ziel soll es aber nicht sein, den direkten Kontakt zwischen Arzt und Patient generell durch telemedizinische Verfahren zu ersetzen.“