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Balgrist-Schriftzug nervt Anwohner

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... den Anwohnern in die Fenster.
Die Uniklinik ist Nachbarn ein Dorn im Auge.
Die Leuchtreklame zündet...

Die Leuchtschrift «Der Balgrist» am Hauptgebäude der Klinik an der Forchstrasse stört seit längerem die Einwohner am gegenüberliegenden Abhang. Eine Frau, deren Wohnung an der Weh­renbachhalde in Witikon direkt auf die Klinik ausgerichtet ist, spricht von der «klassischen Faust aufs Auge». Sie könne sich nicht vorstellen, dass sich jemand aufgrund dieser «grässlichen Werbung» im Balgrist behandeln lasse. In ihr rufe die Schrift die Assoziation «Puff» hervor.

Die Leuchtschrift ist zudem nicht statisch einfarbig, sondern wechselt in einem Farbenspiel ständig von Violett über Blau bis zu Grün und erinnert auch ihre Nachbarn im Quartier ans Wollishofer Bordell Petite Fleur. Oder an einen Glacestand. «Die Leuchtreklame zieht wie ein Magnet den Blick an.» Mit diesen Worten beschwerte sich eine andere Person in einem Mail beim Amt für Städtebau. Dieses ist für Reklameanlagen und deren Bewilligung zuständig. Vor allem gegen Abend, wenn die Dämmerung komme und die warmen Lichter aus der Stadt, aus den Häusern und Hügeln aufscheinten, fühle sie sich vom «aggressiven Farbenspiel» enorm geblendet.

Klinikdirektor Serge Altmann sagt dazu: «Wir wollen keine Anwohner stören. Aus unserer Sicht haben wir eine moderate Leuchtschrift angebracht. Der Farbverlauf verändert sich nur langsam.» Die jetzigen Farben seien deutlich wärmer als das Weiss des alten Logos. Die neue Schrift leuchte nicht heller als die Fenster an der gleichen Fassade, die wegen des 24-Stunden-Betriebs des Spitals auch in der Nacht beleuchtet seien.

Direktor weist Vorwurf zurück

Unmittelbar vor dem Klinikeingang bemerkt man die mehr als fünf Meter breite und über ein Meter hohe Schrift kaum. Sie ist zuoberst an der Hauswand installiert. Anwohner in nächster Nähe nehmen das Logo hingegen sehr wohl wahr. Einer von ihnen spricht von einem «ästhetisch billigen Logo», das «eines Spitals unwürdig» sei.

Diesen Vorwurf weist Balgristdirektor Altmann zurück, er erläutert den Sinn des Werbeauftritts so: «Da sich der Balgrist medizinisch auf den Bewegungsapparat konzentriert, bewegt sich das Logo.» Die Leuchtschrift komme ausser bei der Gebäudebeschriftung auch in den elektronischen Medien, bei Präsentationen sowie auf den Informationsbildschirmen zum Einsatz. Über die Kosten des animierten Logos macht das Spital «keine Angaben».

Nach mehreren Versuchen im Sommer und Herbst 2016 liess die Fachstelle Reklamebewilligungen vom Amt für Städtebau von Mitte November bis Mitte Dezember 2016 die Anlage testen. Ziel war es, die Verträglichkeit der Leuchtreklame mit der gebauten und landschaftlichen Umgebung zu überprüfen und die Erkenntnisse in die Bewilligung einfliessen zu lassen. «Dabei wurde berücksichtigt, dass in der Umgebung gewohnt wird und die Anlage eine gewisse Fernwirkung erzeugt», wie Mediensprecher Matthias Wyssmann vom Hochbaudepartement erklärt.

Stadt macht Einschränkungen

Seither darf «Der Balgrist» nur noch von morgens 6 Uhr bis abends 22 Uhr leuchten, wobei die Farben des Schriftzugs ab 18 Uhr ruhig erscheinen müssen, statisch statt dynamisch, wie der Witiker «Quartier-Anzeiger» unlängst berichtete. Darüber hinaus soll die Stadt vom Spital verlangt haben, ein wärmeres Licht zu verwenden, weil es als zu kalt empfunden wurde – im Gegensatz zum warmen Licht, welches das Panorama im Hintergrund ausstrahlt. Seit Januar läuft die umstrittene Reklameanlage auf Basis der strengeren Auflagen. Diese können juristisch noch immer angefochten werden. Anwohner sehen jedoch von einem Rekurs gegen den bewilligten Betrieb der Anlage ab – «wegen der zeitlichen Belastung und hoher Anwaltskosten». Im Gegensatz zur Klinik selber; diese hat wegen der einschränkenden Vorgaben Beschwerde beim Baurekursgericht eingereicht. Zum laufenden Verfahren äussert sie sich nicht. Balgrist­direktor Altmann sagt bloss: «Wir halten uns an die gültigen Vorgaben der erlaubten Lichtstärken.»

Doch laut einer Messung von Dark-Sky Switzerland, einer Organisation, die gegen Lichtverschmutzung kämpft, erfüllt die Leuchtreklame eine Vorgabe der Stadt bis heute nicht. Es geht dabei um die sogenannte Farbtemperatur – ein Mass, das den Farbeindruck einer Lichtquelle quantitativ bestimmt. Die Einheit ist Kelvin. Sie darf, so die städtische Auflage, die Marke von 3000 nicht übersteigen. Dark-Sky-Präsident Lukas Schuler hat mit seinem Spektrometer nach­gemessen. Dabei habe sich der Wert von 8000 Kelvin ergeben. Die Organi­sation findet es «stossend, dass allem Anschein nach niemand sich darum bemüht hat, die Farbtemperatur herunterzubringen».

Gardinen als Augenschutz

Dark-Sky sowie betroffene Quartierbewohner fordern die Stadt auf, dafür zu sorgen, dass die Vorschriften durchgesetzt werden. Doch die Stadt wartet ab. Derzeit werde das Amt für Städtebau, das SP-Stadtrat André Odermatt untersteht, keine Nachkontrolle der Farbtemperatur anordnen, heisst es. Die Bewilligung sei ohnehin noch nicht rechtskräftig, solange die Beschwerde beim Baurekursgericht hängig sei.

Resigniert hat derweil eine Bewohnerin in Witikon. Sie verzichtet schweren Herzens auf die freie Aussicht über den See und auf den Albis. Seit ein paar Tagen schirmt sie ihre Augen mit blickdichten und «sehr teuren» Gardinen vor dem «nervigen Balgrist-Logo» ab.