Krankenhäuser : Streit über steigende Zahl von Notfallpatienten
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Notaufnahme in der Frankfurter Uniklinik Bild: Wolfgang Eilmes
Die Krankenhäuser fühlen sich überlastet: Die niedergelassenen Ärzte schicken zu viele Patienten in die Notaufnahme, heißt es. Der Marburger Bund hat jetzt Vorschläge zur Verbesserung vorgelegt.
Die Notfallversorgung in deutschen Krankenhäusern wird immer stärker zum Zankapfel zwischen Krankenhausträgern und niedergelassenen Ärzten. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) warf den Kassenärzten am Dienstag vor, zu viele Patienten an die Krankenhausambulanzen zu verweisen. „Es kommt der Verdacht auf, dass den Kliniken Behandlungskosten aufgebürdet werden, um die Budgets der Kassenärztlichen Vereinigungen zu schonen“, sagte DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum. Dahinter steht der Vorwurf, die Kassenärzte kämen ihrem Gesetzesauftrag nur unzureichend nach, die ambulante ärztliche Versorgung auch nachts, am Wochenende und an Feiertagen sicherzustellen.
Der Bundesvorsitzende der Kassenärzte, Andreas Gassen, wiederum reagierte auf das Verlangen der DKG nach mehr Geld für die vielen ambulanten Behandlungen mit folgendem Vergleich: „Der simple Ruf nach immer mehr Geld ist wie das Schütten von immer mehr Wasser in einen löchrigen Eimer.“ Gassen fürchtet, dass mehr Geld für die Notfallbehandlung in Kliniken auf Kosten der Ärzte ginge. Einig waren sich Baum und Gassen darin, dass das System verbesserungswürdig sei. Man müsse darüber reden.
Einen Vorschlag für eine bessere Versorgung unterbreitete indes der Marburger Bund. Laut der Ärztegewerkschaft werden jedes Jahr 25 Millionen Notfallpatienten in knapp 1500 deutschen Krankenhäusern aufgenommen, rechnerisch wäre das also jeder dritte Bundesbürger einmal. Ambulante und stationäre Versorgung müssten stärker vernetzt „und dem Patientenverhalten angepasst werden“, auch durch mehr Kassenarztpraxen an Kliniken. Notwendig seien einheitliche Standards für die Dringlichkeit der Behandlung der Patienten. Bezahlt werden solle das zusätzlich aus Steuergeldern, nicht aber durch eine Patientenbeteiligung.
Der Verband der Klinikärzte kritisierte, die Kassenärzte täten nicht genug dafür, um die kostenlose Telefonnummer für den kassenärztlichen Notdienst, 116 117, bekannter zu machen. Zuständigkeiten, Öffnungszeiten und Erreichbarkeiten des ambulanten Notdienstes seien „unübersichtlich und den meisten Patienten unzureichend bekannt“.