Hochtaunus-Kliniken : Leiharbeit als Chance für die Personalsuche
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Kurze Pause: Die Kliniken können kurzzeitig von der Zuweisung von Notfallpatienten abgemeldet werden. Bild: Junker, Patrick
Mehr Patienten an den Hochtaunus-Kliniken bedeuten mehr Arbeit für Ärzte und Pfleger. Dennoch ist die Zahl der Überlastungsanzeigen gesunken.
In den Hochtaunus-Kliniken sind im Jahr 2016 insgesamt 9322 Überstunden angefallen. Das entspreche der Arbeitszeit von 4,4 Vollzeitkräften, hat Pflegedirektorin Yvonne Dintelmann am Mittwoch im Sozialausschuss des Kreises berichtet. Dafür machte sie eine ganze Reihe von Gründen verantwortlich. Die Urlaubssperren aus dem Jahr 2014, in dem die Kliniken ihre Neubauten in Bad Homburg und Usingen bezogen haben, hätten sich auch in den Folgejahren noch ausgewirkt. Durch eine Betriebsvereinbarung, mit der die Umkleidezeiten als Arbeitszeit berücksichtigt würden, seien außerdem rückwirkend Zeitkontingente gutgeschrieben worden.
Nicht zuletzt hätten die Kliniken aber auch gestiegene Leistungszahlen und mehr Patienten verzeichnet. Das sei natürlich erfreulich, führe aber zu einer hohen Mitarbeiterbelastung. Die Grünen hatten sich in einem Antrag nach der Personalsituation in den Hochtaunus-Kliniken erkundigt. Anlass waren die allgemeine Diskussion über den Pflegenotstand und die Überlastung des Personals in deutschen Krankenhäusern, aber auch individuelle Erfahrungen in den Kliniken des Kreises, wie sie in einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 19. März zum Ausdruck gekommen waren.
Pflegekräfte werden von Servicekräften unterstützt
Mit Blick auf die Konkurrenz sind detaillierte Zahlen, etwa zur Vergütung, auf Anregung von CDU und SPD nur dem Aufsichtsrat vorgelegt worden. Der Aufbau der geriatrischen Abteilungen in Usingen und Königstein im vergangenen Jahr hat nach Worten Dintelmanns ebenfalls für zusätzlichen Personalbedarf gesorgt. Deshalb habe man auf Zeitarbeitsfirmen und Leiharbeiter zurückgreifen müssen. Sie machte deutlich, dass dahinter keine Kosteneinsparung steckt. Das externe Personal müsse von den internen Mitarbeitern unterstützt und eingeführt werden, außerdem sei der Kostensatz höher.
Es sei aber gelungen, Leiharbeiter als feste Mitarbeiter abzuwerben. „Fachkräfte sind Mangelware“, sagte die Pflegedirektorin. Auch die Qualifikation hatte die Kreistagsabgeordneten interessiert. Von den 763 Mitarbeitern in Pflege- und Funktionsdiensten hätten 88 Prozent eine mindestens dreijährige Qualifikation als Gesundheits- und Krankenpfleger oder medizinischer Fachangestellter. „Damit liegen wir im Mittelfeld oder oberen Drittel.“ In den Neubauten in Bad Homburg und Usingen würden die Pflegekräfte von Servicekräften unterstützt, die hauswirtschaftliche Arbeiten wie die Essensausgabe übernähmen.
Zehn Intensivbetten stehen zur Verfügung
Eher selten seien kurzfristige Änderungen im zwei Monate vorher ausgegebenen Dienstplan. Statistisch veränderten sich 5,2 Prozent der Dienste gegenüber der ursprünglichen Planung, das sei im Vergleich sehr wenig. Die Zahl der Überlastungsanzeigen, mit denen Mitarbeiter auf drohende Gefahren oder Haftungsrisiken durch das Arbeitspensum hinweisen können, ist nach Worten der Pflegedirektorin von 157 im Jahr 2015 auf 124 im Jahr 2016 zurückgegangen. Sie sei weiter rückläufig. 2015 habe vor allem die völlige Neuausrichtung der Abläufe im Intensivbereich zu Überlastungsanzeigen geführt.
Das habe sich auch dadurch verbessert, dass man die Klinik stundenweise von der Zuweisung von Notfallpatienten in der Region abmelden könne, falls ein schwerer Fall kurzzeitig die ganze Aufmerksamkeit beanspruche. Drei solcher temporärer Schließungen in einem halben Jahr seien sehr wenig. Inzwischen stünden auch alle zehn Intensivbetten zur Verfügung, während Anfang 2016 mangels Personal nur acht genutzt worden seien.