Medizinische Versorgung:Ebersberg gibt stationäre Psychosomatik auf

Medizinische Versorgung: Von der Ebersberger Kreisklinik werden psychosomatisch Erkrankte nur noch ambulant behandelt.

Von der Ebersberger Kreisklinik werden psychosomatisch Erkrankte nur noch ambulant behandelt.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Nur noch Tagesklinik: Wegen akuten Platzmangels wird die Behandlung im Kreiskrankenhaus eingestellt.

Von Anja Blum, Ebersberg

Von Herbst an werden Menschen, die in einer psychischen Krise stationären Behandlungsbedarf haben, in Ebersberg keine Aufnahme mehr finden, denn in der Kreisklinik wird es dann keine Betten für solche Patienten geben. Grund ist der chronische Platzmangel: Um zu verhindern, dass immer wieder akut Kranke notdürftig auf dem Gang untergebracht werden müssen, wird die psychosomatische Station in eine Erweiterung der somatischen Abteilungen umgewandelt.

Die Herleitung der Begriffe aus dem Altgriechischen macht den Unterschied klar: psyché steht für die Seele; soma für den Körper. Die stationäre psychosomatische Behandlung überträgt das Kreiskrankenhaus an die Kliniken des Bezirks Oberbayern (kbo) in Wasserburg und Haar. Die psychosomatische Tagesklinik in Ebersberg bleibt jedoch bestehen und soll langfristig um weitere ambulante Angebote ergänzt werden.

Obwohl die Kreisklinik seit Jahrzehnten saniert und erweitert wird, kam und kommt es immer wieder zu gravierenden Engpässen, da die Patienten seit Jahren immer mehr werden. Laut Stefan Huber, Geschäftsführer der Kreisklinik, lagen die Zahlen im ersten Quartal 2017 um etwa zehn Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. Besonders schlimm sei es im Winter und vor allem in den chirurgischen und internistischen Abteilungen. "Es gab schon Momente, in denen wir mit 30 Gangbetten arbeiten mussten", sagt Huber. Das aber sei sowohl für die Patienten als auch für das Personal unzumutbar. Deswegen habe die Klinikleitung entschieden, schnell zu handeln und fortan auf eine eigene psychosomatische Station zu verzichten.

Über 19 Betten in vornehmlich Einzel- und ein paar Doppelzimmern verfügt die psychosomatische Abteilung, die im Hauptgebäude der Klinik untergebracht ist, momentan. Sie sollen umgewandelt werden in 34 Plätze für die somatische Akutversorgung. "Das ist sehr gut, ich denke, damit sind wir dann auf der sicheren Seite", sagt Huber, denn 2019/20 werde ohnehin der Bettenbau, der gerade saniert wird, fertig. Doch wieso fiel die Wahl nicht auf einen anderen Bereich?

Die Klinik ist nicht in der Pflicht

Das habe zwei Gründe, erklärt Huber. Zum einen sei die psychosomatische Abteilung, wie etwa auch die Palliativ- oder die Intensivstation, "nicht flexibel": Von der Pflege bis zu den Geräten gebe es hier eine ganz andere Infrastruktur als in den Hauptabteilungen, so dass die Betten nicht einfach mit Patienten der somatischen Bereiche belegt werden könnten. Zum anderen sei die Klinik nicht verpflichtet, eine psychosomatische Station anzubieten. "Das ist eine freiwillige Leistung", so Huber, "die eigentlich in die Zuständigkeit des Bezirks Oberbayern fällt."

Deswegen gebe es hier auch die Möglichkeit einer Kooperation mit den beiden Kliniken des Bezirks. Geplant ist, dass diese nicht nur die stationäre psychosomatische Versorgung von Ebersberger Patienten übernehmen, sondern auch in der Kreisklinik tätig werden: Der Bezirk soll in wenigen Jahren dort den Betrieb der psychosomatischen Tagesklinik übernehmen und zusätzlich eine psychiatrische tagesklinische und institutsambulante Versorgung anbieten.

"Geplant ist - bei Zustimmung der Krankenhausplanung des Freistaats - der Ausbau zu einer kombinierten psychosomatischen und psychiatrisch-psychotherapeutischen Tagesklinik mit einer entsprechenden Institutsambulanz", erklärt Huber. Das nämlich entspräche dem Trend hin zu einer nicht stationären Behandlung in diesem Bereich und hätte zudem den Vorteil, dass Patienten in akuten Erkrankungsphasen sofort in Ebersberg versorgt werden könnten - was heute nicht der Fall ist. "Eine Anlaufstelle für psychische Notfälle dürfen wir als Kreisklinik nämlich gar nicht anbieten."

Der Zeitplan für diese Vorhaben sieht wie folgt aus: Im September soll die psychosomatische Station aufgelöst und im Oktober umgebaut werden, so dass im November die Betten für die akutsomatische Versorgung bereit stehen. Parallel wollen die Beteiligten die Genehmigungen für die Erweiterung der Tagesklinik einholen, geplant ist, diesen ganzen Komplex dann auf einer eigenen Etage im Neubau für die Berufsfachschule unterzubringen.

Und was hält der Chef der psychosomatischen Abteilung, Claus Krüger, von den Plänen? "Er hätte die Station sicher gerne noch weitergeführt", sagt Huber. Persönlich Stellung nehmen dürfe Krüger dazu allerdings nicht: "Presseanfragen an dieses Haus beantworte nur ich."

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