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Heinz Locher von der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International fordert neue Regeln bei der Vergütung von Spitalärzten.
Heinz Locher: Nein, da braucht es Transparenz. Gehören Betreibergesellschaften von Spitälern dem Staat, müsste dieser in der Eignerstrategie festhalten, dass die Spitäler diese Löhne offenlegen müssen. Das Gleiche gilt für Listenspitäler, denen der Standortkanton 55 Prozent der Fallpauschalen für stationäre Behandlungen an Grundversicherten bezahlt. Sie sollten ihren Leistungsauftrag nur erhalten, wenn sie für Lohntransparenz sorgen und auf falsche Anreize bei der Bezahlung ihrer Kaderärzte verzichten.
Das ist ein Modell, das ich unterstütze. Die Transparenz in Sachen Entlöhnung unserer Spitäler ist tatsächlich verbesserungsbedürftig.
Problematisch ist, wenn Boni von Leistungsmengen abhängig sind. Es gilt den Anreiz zu unterbinden, mehr Behandlungen oder Operationen durchzuführen. Boni dürfen nur für Qualitätsziele ausgeschüttet werden, beispielsweise, wenn die Patientenzufriedenheit steigt oder die Zahl der Infektionen- oder Nachoperationen sinkt.
Ich sitze im Beirat von Transparency International. Gemäss unserer Definition sind solche Boni eine Art von Korruption. Ein Arzt verdient mehr, wenn er möglichst viel operiert. Er nützt seinen Wissensvorsprung und damit seine Machtstellung gegenüber dem Patienten aus, um sich einen Bonus zu verschaffen. Davon profitieren er sowie sein Arbeitgeber, das Spital.
Wir klären diese Fragen seriös ab. Eine Option ist, ein Label für Spitäler zu lancieren, die über ein transparentes Lohnsystem verfügen und keine mengenabhängige Boni ausschütten.