WHO macht Sepsis zum Schwerpunktthema

Infektionen können eine so starke Entzündungsreaktion im Körper hervorrufen, dass die Organe geschädigt werden. Damit Patienten mit einer solchen Sepsis richtig betreut werden, hat die WHO eine Resolution verabschiedet.

Alan Niederer
Drucken
Trotz intensivmedizinischer Behandlung sterben viele Patienten mit Sepsis an Multi-Organ-Versagen. (Bild: pd)

Trotz intensivmedizinischer Behandlung sterben viele Patienten mit Sepsis an Multi-Organ-Versagen. (Bild: pd)

Sie ist eine der häufigsten, aber oft falsch diagnostizierten Krankheiten: die Sepsis, die auch unter dem Namen schwere Blutvergiftung bekannt ist. Nun hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Erkrankung zu einem der vorrangig anzugehenden Gesundheitsprobleme erklärt. Dies hat die Global Sepsis Alliance am Freitag bekanntgegeben. Die Organisation fordert seit Jahren eine solche Resolution zur Verbesserung der Prävention, Diagnose und Behandlung der Sepsis.

Überschiessende Abwehrreaktion

Laut WHO-Generaldirektorin Margaret Chan erkranken jedes Jahr 31 Millionen Menschen an Sepsis. Dabei handelt es sich um eine lebensbedrohliche Krankheit, die dann entsteht, wenn die körpereigene Abwehrreaktion im Kampf gegen eine Infektion überschiesst und das eigene Gewebe und die eigenen Organe schädigt.

Mit der neuen WHO-Resolution werden die 194 Uno-Mitgliedstaaten verbindlich aufgefordert, Massnahmen zu ergreifen, damit weniger Menschen an Sepsis erkranken und die erkrankten Patienten schneller und besser behandelt werden können. Um diese Ziele zu erreichen, sieht die Resolution zum Beispiel die Förderung von hygienischen Geburtsbedingungen vor, Massnahmen zur Infektionsprävention bei chirurgischen Eingriffen sowie den Zugang zu sicheren sanitären Anlagen und sauberem Wasser.

Nummer eins bei den vermeidbaren Krankheiten

Die Sepsis fordert inzwischen mehr Todesopfer pro Jahr als Darm- und Brustkrebs sowie Aids zusammen, sagt Konrad Reinhard, Vorsitzender der Global Sepsis Alliance, gemäss Mitteilung seiner Organisation. Die Krankheit sei zudem die Nummer eins bei den vermeidbaren Todesfällen. Die neue WHO-Resolution sei daher ein Meilenstein zur Erhöhung der Patientensicherheit auf der ganzen Welt, so der Professor aus Jena.

Um die weltweite Umsetzung der Resolution zu unterstützen, soll eine Task-Force aus Vertretern von WHO und Global Sepsis Alliance ins Leben gerufen werden. Zudem ist der WHO-Generaldirektor aufgerufen, regelmässig über den Umsetzungsgrad der Resolution in den einzelnen Ländern zu berichten.

Folgen Sie der Wissenschaftsredaktion der NZZ auf Twitter.