23.05.2017 - 19:02 Uhr

Klinikum St. Marien machte 2016 Defizit - Keine Kooperation mit dem Landkreis: Methode kalte Schulter

1,29 Millionen Euro Minus machte das Klinikum St. Marien im Jahr 2016 beim Betriebsergebnis. Nachdem hier sogar schon einmal 3,6 Millionen Euro befürchtet worden waren, erzeugte diese Zahl im Stadtrat eher zufriedene Gesichter. Auf Kritik aber stieß die Haltung des Landkreises.

Bild: Hartl Klinikum St. Marien Amberg

Das operative Betriebsergebnis 2016 (Einnahmen und Ausgaben für den Betrieb) lag rund 2 Millionen Euro im Plus, aber das investive Ergebnis (vor allem eigenfinanzierte Bau- und Beschaffungsmaßnahmen) mit 3,26 Millionen Euro im Minus. Klinikums-Vorstand Manfred Wendl sprach am Montag bei der Vorstellung des Geschäftsberichts im Stadtrat von der "völlig unzureichenden Investitionsfinanzierung der Kliniken". Der Staat stelle hier nicht ausreichend Mittel zur Verfügung. In Bayern etwa seien es 500 Millionen Euro im Jahr, der Investitionsbedarf aller bayerischen Kliniken liege aber bei 800 Millionen.

Als weiteren Grund für das Defizit nannte Wendl die "niedrige Steigerung des Landesbasisfallwertes" (der Grundpreis für medizinische Leistungen im Krankenhaus). Er sei viel weniger gestiegen als die Personal- und Sachkosten. Nur "aufgrund der sehr positiven Leistungsentwicklung ist es uns gelungen, ein deutlich besseres Betriebsergebnis zu erreichen als im Wirtschaftsplan prognostiziert". Für 2017 gilt laut Wendl ein um 1,16 Prozent erhöhter Landesbasisfallwert, "während wir mit einer Personalkostensteigerung ... von rund 3,5 Prozent rechnen". Deshalb sei "ein sehr hoher ungedeckter Anteil der Kostensteigerungen" abzusehen, also wohl wieder ein Defizit.

42 Prozent aus Landkreis

Wendls Bericht zeigte zudem: 2016 kamen die vollstationär behandelten Patienten zu 42 Prozent aus Amberg-Sulzbach, zu 29 Prozent aus Amberg, zu 15 Prozent aus dem Landkreis Schwandorf, zu 6 Prozent aus Weiden/Neustadt/Tirschenreuth und zu 7 Prozent aus dem restlichen Bayern. CSU-Fraktionssprecher Dieter Mußemann fragte angesichts dieser Zahlen nach, ob es seitens des Landkreises inzwischen Gesprächsbereitschaft in Sachen Kooperation (oder sogar Fusion) zwischen den jeweiligen Krankenhäusern gebe. "Weder Gespräche noch Signale von Gesprächsbereitschaft", antwortete Wendl. Er bedauere das sehr, weil man hier durch eine Zusammenarbeit schnelle Ergebnisse erreichen könne.

Weiden als Partner

"Wir haben oft angefragt", ergänzte OB Michael Cerny. Die Tür bleibe natürlich auch immer offen, aber da der Landkreis der Stadt die kalte Schulter zeige, müsse man sich eben in Richtung Weiden - zu einer Kooperation mit den Kliniken Nordoberpfalz - bewegen. Cernys Schlussfolgerung aus den Zahlen zur Patientenherkunft lautete: "Wir bringen hier als Stadt eine große Leistung für die gesamte Region. Es wäre manchmal schön, wenn man das sehen würde."

Lob von allen Seiten gab es für die Mitarbeiter des Klinikums, die mit ihrem Einsatz oft ans Limit gegangen seien, um das befürchtete Defizit zu reduzieren. "Das hat der Stadt Probleme erspart", sagte Konrad Wilfurth (CSU). Klaus Mrasek (ÖDP) machte das an den Zahlen von 900 Patienten mehr bei nur 41 Vollzeitkräften mehr fest. Klaus Ebenburger (Grüne) lobte die neue zentrale Bereitschaftspraxis am Klinikum, die 2018 in Betrieb gehen soll: Sie entlaste sowohl das Krankenhaus als auch die Kollegen im Bereitschaftsdienst.

Lauter Rekorde

Vorstand Manfred Wendl legte einen Geschäftsbericht des Klinikums für 2016 vor, der bei den erbrachten Leistungen einen neuen Rekordwert an den anderen reihte: 27 658 stationär behandelte Patienten (im Vorjahresvergleich +3,1 Prozent), wobei hier 2016 die Palliativstation nicht mehr enthalten ist; 27 317 abgerechnete Case-Mix-Punkte (+2,2 Prozent); 39 797 ambulant versorgte Patienten (+ 3,3 Prozent); 1405 geborene Kinder (0,9 Prozent); 15 617 ambulante Patienten im Gesundheitszentrum (+30,1 Prozent).

Die durchschnittliche Verweildauer lag 2016 bei 5,76 Tagen (2015: 6,06). Die Anzahl der Vollkräfte stieg von 1130 auf 1171. Davon waren 196 (+ 6) im ärztlichen Dienst beschäftigt, 437 (+19) im Pflegedienst und 537 (+16) beim übrigen Personal. Die Personalaufwendungen des Klinikums liegen mittlerweile bei knapp 82 Millionen Euro.

Als besonders krasses Beispiel für ein Missverhältnis zwischen der Leistung eines Krankenhauses und der Vergütung dafür nannte Wendl die 4,74 Euro, die man zukünftig tagsüber für die Erstbegutachtung eines Notfallpatienten bekomme. (ll)

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