Lassen sie die Klinik am langen Arm verhungern?

Lassen einige Krankenkassen das Marienkrankenhaus am ausgestreckten Arm verhungern? In dieser Deutlichkeit würde es Geschäftsführer Michael Osypka nie formulieren. Dennoch...

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FLÖRSHEIM. Lassen einige Krankenkassen das Marienkrankenhaus am ausgestreckten Arm verhungern? In dieser Deutlichkeit würde es Geschäftsführer Michael Osypka nie formulieren. Dennoch hat sich die Zusammenarbeit mit den Kostenträgern bezüglich der Erstattung von Leistungen seit einem Rechtsstreit deutlich verschlechtert. Hintergrund ist eine Auseinandersetzung, ob das Marienkrankenhaus die Voraussetzungen für die orthopädische Komplexbehandlung, also die fachübergreifende konservative Therapie von orthopädischen Erkrankungen, erfüllt.

Dazu müsste nämlich von montags bis freitags zu 50 Prozent der Zeit ein Arzt im Haus sein, so Osypka. Mit den Belegärzten wird diese Vorgabe erfüllt, argumentiert das Marienkrankenhaus und hat vor Gericht bei dieser Darstellung Ende 2016 auch Recht bekommen, berichtet der Geschäftsführer.

Zunächst eine Art Burgfrieden erreicht

Um bis zu einer höchstrichterlichen Klärung vor dem Bundessozialgericht auf der sicheren Seite zu sein, habe das Marienrankenhaus aber dennoch einen ärztlichen Leiter eingestellt. Nachdem in dieser Frage mit den Krankenkassen auf diese Weise eigentlich eine Art Burgfrieden erreicht wurde, habe nun der medizinische Dienst einiger Krankenkassen ein besonders strenges Auge auf das Flörsheimer Krankenhaus geworfen.

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Die Zahl der Einzelfallprüfungen sei seit Mitte 2016, als das Krankenhaus den Rechtsweg schon beschritten hatte, signifikant gestiegen, berichtet die kaufmännische Direktorin Sabine Saal im Gespräch mit dieser Zeitung.

Die Folge: Viele Behandlungen würden von den Kassen infrage gestellt und darauf hin nicht voll erstattet. Dem Krankenhaus, das in den Jahren 2013, 2014 und 2015 noch eine schwarze Null habe schreiben können, bliebe in diesem Fall nur der langwierige Klageweg, um die Zahlungen beizutreiben. Der so entstandene Fehlbetrag habe sich mittlerweile auf rund zwei Millionen Euro aufsummiert, die Liquidität fehle, so Osypka. Unter diesen Umständen sei das Haus wirtschaftlich nicht mehr zu führen.