Passau
Vorwürfe gegen Klinikum Passau - Kündigungswelle bei Anästhesisten

31.05.2017 | Stand 20.09.2023, 6:52 Uhr

Wie schlimm sind die Zustände im Klinikum Passau? Aus Mitarbeiterkreisen dringen schwere Vorwürfe nach außen. Ärztlicher Direktor und Chefarzt sagen: "Es gibt kein Problem". − Foto: Jäger

Am Klinikum Passau hat innerhalb von drei Monaten ein Fünftel der Anästhesisten die Kündigung eingereicht. Mehrere gut unterrichtete Quellen erheben Vorwürfe gegen das Klinikum, dass die Qualität der Behandlung und Betreuung stark abgenommen habe. In der Chefetage zeigt man sich überrascht über die Anschuldigungen. Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Jürgen Koehler bestätigte auf PNP-Nachfrage die Kündigungswelle. Allerdings habe er keine Kenntnis davon, dass die Arbeitsbedingungen dabei eine Rolle gespielt hätten. Vielmehr seien persönliche Gründe oder Karriereaussichten in anderen Häusern ausschlaggebend gewesen.

Rund zehn Kündigungen gab es nach PNP-Informationen, Mitarbeiter hätten die Situation nicht mehr mittragen wollen. Assistenzärzte würden kaum angeleitet, müssten Aufgaben übernehmen, denen sie nicht gewachsen seien, so kritische Stimmen, zu denen Ärztlicher Direktor Koehler gestern Stellung bezog. Man würde nie zulassen, dass das Patientenwohl oder die Qualität der Versorgung in irgendeiner Art und Weise gefährdet werden.

Chefetage: Problem des Ärztemangels hat auch Passau erreicht

Das lange bekannte Problem des Ärztemangels habe nun auch Passau erreicht, sagt Dr. Johann Nußer, Chefarzt der Anästhesie. 42,4 der 44 Planstellen für Anästhesisten seien derzeit besetzt, die Abteilung umfasse inklusive Chefarzt und Teilzeitkräften 48 ärztliche Mitarbeiter. Das Problem sei kein quantitatives, sondern ein qualitatives: Erfahrene Ärzte seien auf dem Arbeitsmarkt Mangelware, man müsse auf Berufseinsteiger oder Ärzte aus dem Ausland zurückgreifen, die zunächst von einem erfahrenen Arzt angeleitet werden müssen.

Beide versichern, es gebe kein Problem. Um dem Fall vorzubeugen, dass ein solchen Problem künftig eintreten könnte, habe man aber bereits Umstrukturierungen vorgenommen, unter anderem auf der Intensivstation. Zudem seien einige Leistungen reduziert oder an externe Kräfte ausgelagert worden, darunter geplante Operationen. "In der Notfallversorgung gibt es keinerlei Veränderung", bekräftigt Nußer.

Mitarbeiter hatten die Sorge geäußert, dass Passau eine wichtige Zertifizierung für die Notfallversorgung aberkannt werden könnte, sollten sich die Zustände nicht bessern. Unfallpatienten mit schweren Verletzungen müssten dann künftig in Regensburg oder München behandelt werden. Auch dies weisen Nußer und Koehler als unbegründet zurück.

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