Achern

OB Klaus Muttach: Klinikum Achern ist unverzichtbar

Matthias Heidinger
Lesezeit 4 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
02. Juni 2017
Wird Achern in ein paar Jahren kein Krankenhaus mehr haben? Mit dieser Vorstellung kann sich Oberbürgermeister Klaus Muttach nicht anfreunden. Er glaubt daran, dass für den Standort Achern genügend gute Argumente sprechen. Er wünscht sich, dass die Entscheidungsträger dies auch im richtigen Maße würdigen.

Wird Achern in ein paar Jahren kein Krankenhaus mehr haben? Mit dieser Vorstellung kann sich Oberbürgermeister Klaus Muttach nicht anfreunden. Er glaubt daran, dass für den Standort Achern genügend gute Argumente sprechen. Er wünscht sich, dass die Entscheidungsträger dies auch im richtigen Maße würdigen. ©Archivfoto: Andreas Cibis

Oberbürgermeister Klaus Muttach will um den Erhalt des Klinikums in Achern kämpfen. In einer Stellungnahme, die er auch dem Gemeinderat unterbreitete, setzt er darauf, dass die gute Entwicklung des hiesigen Krankenhauses letztlich dessen Schließung verhindert.

Der Krankenhausausschuss des Kreistags hat wie berichtet zur Weiterentwicklung des Ortenau Klinikums drei Maßnahmenpakete beschlossen, die auch den Standort Achern betreffen:

◼   Kurzfristige Maßnahmen für das gesamte Ortenau Klinikum sollen wirtschaftliche Potentiale in Höhe von 2 bis 4 Millionen Euro jährlich heben.

◼   Veränderungen sollen Standorte bis auf weiteres sichern: Unter anderem soll die Allgemeinchirurgie, Gynäkologie und HNO von Kehl nach Achern und Offenburg verlagert werden.

◼   Ein Gutachten soll prüfen, ob es langfristig neben den Standorten Lahr und Wolfach künftig nur noch ein drittes Klinikum Mitte/Nord durch einen Neubau geben soll (privater Betreiber) oder ein drittes Klinikum in Offenburg und ein viertes in Achern.

Potenzial würdigen

Für OB Klaus Muttach ist es unverzichtbar, wie er sagt, dass in der Prüfung der langfristigen Perspektive das Potenzial des Standorts Achern und dessen Bedeutung für die Menschen der Region angemessen gewürdigt wird. Er hält den Standort Achern für die medizinische Versorgung im nördlichen Ortenaukreis und für bestimmte Bereiche auch für den Raum Bühl für unverzichtbar. So hat sich die Zahl der Entbindungen in Achern nach der Schließung der Geburtshilfe in Bühl von 200 bis 300 pro Jahr auf jetzt jährlich 500 verdoppelt.

Muttach hofft, dass die ebenfalls erfolgreiche Geburtshilfe in Oberkirch möglichst lange fortbesteht. Allerdings gibt es dazu die Beschlusslage des Kreistags, die Geburtshilfe in Oberkirch aufzulösen, sobald einer der beiden dortigen Belegärzte seinen Dienst beendet (wir berichteten). Dann wären außer in Achern Entbindungen nur noch in Baden-Baden oder Offenburg möglich. 

Laut Muttach hat das Gutachten von »Pro Klinik« von 2013 klar festgestellt, dass eine Klinikschließung in der Peripherie des Ortenaukreises nicht bei der Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der Schwerpunktversorger hilft. Im Gegenteil: Die Schwerpunktversorger würden von der Sicherung des Marktes durch die peripheren Häuser profitieren, sagt Muttach.

- Anzeige -

Es drohen Verluste

Auch das neue Gutachten von CMK von 2017 habe festgestellt, dass bei einer Zusammenführung aller Standorte im nördlichen Ortenaukreis zu einem Klinikum Mitte/Nord Patientenverluste von etwa 20 Prozent entstehen. Darüber hinaus werde von CMK ausgeführt, dass sich die Fallzahlen am Standort Achern in den vergangenen vier Jahren um 12,9 Prozent erhöht haben von 7429 im Jahr 2013 auf 8387 im Jahr 2016. Die Fallzahlen im gesamten Ortenau Klinikum stiegen im gleichen Zeitraum dagegen laut Muttach nur um vier Prozent.

Dass der Standort Achern optional in der langfristigen Perspektive dennoch in Frage gestellt wird, ist für den OB unverständlich: »Hierin sehe ich einen klaren Widerspruch. Die beschriebene Entwicklung zeigt, dass die in den letzten zehn Jahren für unser Klinikum in Achern erreichten Investitionen von 16,4 Millionen Euro richtig waren und unser Klinikum in Achern auf einem guten Weg ist.«

Die Acherner Krankenhausärzte würden ambulante Leistungen (etwa Schmerztherapie) erbringen, die sonst in der Region nicht vorhanden sind. Gleiches gilt für die Notarztversorgung, die unter anderem tagsüber am Krankenhaus angesiedelt ist. Und schließlich profitierten auch niedergelassene Ärzte vom Klinikum in Achern, indem sie die radiologische Praxis oder die Endoskopie nutzen.

Mit richtigem Willen

Wichtig ist für Muttach deshalb zum einen die Auswahl des Gutachters, zum anderen müssten in den Vorgaben für das zu erstellende Gutachten das Potenzial und die Interessen des Klinikstandorts Achern konkret Berücksichtigung finden. Muttach: »Ich bin sicher, dass der Standort Achern bei entsprechendem Engagement und Willen aller Verantwortlichen wirtschaftlich geführt werden kann und für das gesamte Ortenau Klinikum neben der Patientenversorgung auch wirtschaftlich Vorteile bringt.«

Überzeugungsarbeit

Acherns OB sei der festen Überzeugung, dass das Ortenau Klinikum Achern mit seinen 500 Beschäftigten für die Menschen unverzichtbar ist. In der jüngsten Gemeinderatssitzung hatte er bei den Stadträten darum geworben, Überzeugungsarbeit bei den Verantwortlichen des Kreises und des Landes zu leisten.

Karl Früh, Kreisrat und Chef der Acherner Gemeinderatsfraktion der CDU, pflichtet OB Klaus Muttach in seinem Kampf um den Erhalt des Standorts Achern des Ortenau Klinikums bei. Er erinnert daran, dass auf den Entwicklungsflächen Illenauwiesen, Lott, Glashütte oder Süwag in den nächsten Jahren etwa 800 Wohneinheiten entstehen, die Einwohnerzahl Acherns wachse dadurch sicher um 2000 an, sagte Früh.
Für Karl Früh ist das ein sehr gewichtiges Argument für den Bedarf eines Klinik­standorts Achern.

Hintergrund

Patienten sind kein Wirtschaftsgut

In der Sitzung des Laufer Gemeinderats am Dienstag nahm Bürgermeister und Kreisrat Oliver Rastetter (Foto) Stellung zur Diskussion um das Ortenau-Klinikum. »Ich halte es für wichtig, dass die medizinische Versorgung im ländlichen Raum erhalten bleibt«, betonte Rastetter, dazu gehöre auch der Standort Achern mit mehr als 500 Beschäftigten und hohem medizinischem Standard. Als GAU für die Region bezeichnete er eine Schließung der Standorte Achern und Oberkirch und möglicherweise auch Bühl. Der Verlust der Notarztversorgung der Kliniken hätte verheerenden Folgen für Notfallpatienten, sagte Rastetter. Negativ wäre auch der Wegfall der Geburtshilfe in Oberkirch und/oder Achern.

Er werde sich als Bürgermeister und Kreisrat für den Erhalt des Standortes Achern sowie für die Beibehaltung der Geburtshilfe in Oberkirch einsetzen, versicherte Rastetter. Eine Politik, die den Patienten als reines Wirtschaftsgut betrachtet, lehne er ab.m

Kommentar

Klinik für die Region

Von Matthias Heidinger

Natürlich muss das Krankenhaus in Achern erhalten bleiben. Da gibt es keine zwei Meinungen, selbst wenn man die lokalpatriotische Brille mal beiseite legt. Nicht nur die Zahlen des Acherner Klinikums mit seinen Millioneninvestitionen, den Arbeitsplätzen, steigenden Patientenzahlen und dem medizinischen Angebot sprechen eine klare Sprache. Die Region braucht dieses Klinikum.

Schon jetzt ist das Einzugsgebiet groß. Und damit sind jetzt etwa nicht nur die Spezialkünste eines Dr. Renner gemeint, der die Knie von (Hobby-)Sportlern aus ganz Baden repariert hat. Nein, schon jetzt ist es zum Beispiel für einen Seebacher im Notfall ein weiter Weg ins Acherner Klinikum. Der Wegfall dieses Krankenhauses würde die ländlichen Gemeinden weiter ausbluten lassen. Und: Achern boomt, Achern baut, Achern wächst: Immer mehr Menschen und damit potenzielle Patienten kommen in die Region. Die langfristige Planvariante mit Kliniken in Achern und Offenburg ist die einzig vernünftige.
@ Wie ist Ihre Meinung? Schreiben Sie an
lokales.achern@reiff.de  

Weitere Artikel aus der Kategorie: Achern / Oberkirch

Anja Bauer (62), Leiterin der Abteilung für Schule und Bildung im Regierungspräsidium Karlsruhe, wohnt in Achern und wurde nun auch zur Vorsitzenden des Hochschulrats der PH Karlsruhe gewählt.
vor 1 Stunde
Anja Bauer beschreibt Problematiken und Chancen
Anja Bauer aus Achern ist die neue Vorsitzende des Hochschulrats der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Die Schulexpertin leitet auch die Abteilung für Schule und Bildung im RP Karlsruhe.
Im Rathaus Stadelhofen wurde über die neue Hauptsatzung diskutiert.
vor 2 Stunden
Neue Hauptsatzung
Die Ortschaftsräte möchten der Oberkircher Verwaltungsspitze die Möglichkeit geben, Bürokratie abzubauen. Dennoch gibt es große Bedenken wegen der neuen Hauptsatzung.
Wie kaum ein anderer Journalist erlebte Kai Diekmann die Mächtigen der Welt hautnah, mit Putin fuhr er Jetski im Schwarzen Meer. Kai Diekmann wurde im Josefshaus von Julius Geier (rechts) interviewt. 
vor 3 Stunden
Achern
Der frühere "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann stellt im Josefshaus bei der Jungen Union seine Memoiren vor. Er gibt Einblicke in die Welt der Mächtigen.
Oberbürgermeister Gregor Bühler (rechts) und Fachbereichsleiter Mathias Benz (links) begrüßten die Heimattage-Organisatorin Gabriele Schindler.
vor 7 Stunden
Planungen für Großevent werden forciert
Die Heimattage Baden-Württemberg 2026 in Oberkirch nehmen an Fahrt auf: Mit der Besetzung der Geschäftsstelle der Heimattage durch Diplom-Kulturwirtin Gabriele Schindler fällt der Startschuss für die Planungsphase des Eventjahrs.
Die Franz Rapp Schule Oppenau trauert um ihren langjährigen Kollegen Axel Pfundstein. 
vor 11 Stunden
Franz-Rapp-Schule
In den Osterferien ist ein Lehrer der Franz-Rapp-Schule in Oppenau völlig überraschend verstorben. Er war seit 2002 an der Schule tätig.
Beim Wasserverkauf für 2022 gibt es ein Defizit.
vor 14 Stunden
Investitionen in die Wasserversorgung
Bad Peterstal-Griesbach steht vor einer Erhöhung der Wassergebühren. Im Gemeinderat ging es am Montag zunächst um das erhöhte Defizit im Jahresabschluss 2022, das ausgeglichen werden muss.
Im Vortrag „Sax, Wind & Funk“ entfalteten die Saxophone ihre volle Power. 
vor 16 Stunden
Seebach
Der Musikverein Seebach zeigt seine Vielfalt beim Jahreskonzert in der Mummelseehalle. Auch der Musikernachwuchs überzeugt.
Ausgezeichnetes Ehrenamt in Helmlingen (von links): Ortsvorsteherin Stefanie Zervas, Ortschaftsrat Thomas Walther, Friedrich Gärtner, Rosemarie und Walter Fien sowie Bürgermeister Oliver Rastetter.
vor 16 Stunden
Stadtteil bilanziert 2023
Eine mögliche Feuerwehrkooperation mit Lichtenau und das Hochwasserschutzprojekt Untere Rench sind zentrale Themen in der Einwohnerversammlung. In der Fragestunde kommt ein weiteres großes hinzu.
Dieser alternative Standort in Rheinbischofsheim vor dem ehemaligen Polizeigebäude an der L75 soll für eine mögliche Mobilitätsstation geprüft werden.
vor 16 Stunden
Vororttermin soll Fragen klären
Der Rheinbischofsheimer Rat befürwortet die Pläne für die Mobilitätsstation, nicht aber den vorgeschlagenen Platz. Jetzt soll ein Vororttermin zur weiteren Klärung beitragen.
Die Arbeiten am westlichen Bereich des Kirchplatzes stehen vor dem Abschluss. Unser Foto entstand Ende März.
vor 16 Stunden
Bauarbeiten gehen weiter
Am westlichen Oberkircher Kirchplatz ist ein Ende der Bauarbeiten in Sicht. Am Montag verlagern sich die Bauarbeiten Richtung Weierweg. Zu Fuß bleibt der Bereich ums Café Mayers erreichbar.
Die Beleuchtung auf dem Gelände des Hans-Furler-Gymnasiums wird erneuert.
vor 16 Stunden
Anschluss ans Oberkircher Straßenbeleuchtungsnetz
Die Straßen- und Wegebeleuchtung auf dem Campus des Hans-Furler-Gymnasiums wird an die öffentliche Straßenbeleuchtung angeschlossen. Den Auftrag vergab die Stadt freihändig.
Aufpassen beim Einkauf: Die Polizei beriet am Mittwochvormittag im Scheck-in, wie Kunden es vermeiden können, Opfer von Taschendieben zu werden. Polizeioberkommissar Matthias Basler (vorne) und Polizeihauptkommissar Martin Decker suchten dazu das Gespräch mit den Bürgern. Doch das war nicht die einzige Aktion des Polizeireviers.
vor 23 Stunden
Sicherheitstag
Bei ihrem Sicherheitstag hat das Polizeirevier Achern Präsenz gezeigt. Sie überwachte Schulwege, maß die Geschwindigkeit und warnte davor, es Dieben im Supermarkt zu einfach zu machen.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".