OB Klaus Muttach: Klinikum Achern ist unverzichtbar
Oberbürgermeister Klaus Muttach will um den Erhalt des Klinikums in Achern kämpfen. In einer Stellungnahme, die er auch dem Gemeinderat unterbreitete, setzt er darauf, dass die gute Entwicklung des hiesigen Krankenhauses letztlich dessen Schließung verhindert.
Der Krankenhausausschuss des Kreistags hat wie berichtet zur Weiterentwicklung des Ortenau Klinikums drei Maßnahmenpakete beschlossen, die auch den Standort Achern betreffen:
◼ Kurzfristige Maßnahmen für das gesamte Ortenau Klinikum sollen wirtschaftliche Potentiale in Höhe von 2 bis 4 Millionen Euro jährlich heben.
◼ Veränderungen sollen Standorte bis auf weiteres sichern: Unter anderem soll die Allgemeinchirurgie, Gynäkologie und HNO von Kehl nach Achern und Offenburg verlagert werden.
◼ Ein Gutachten soll prüfen, ob es langfristig neben den Standorten Lahr und Wolfach künftig nur noch ein drittes Klinikum Mitte/Nord durch einen Neubau geben soll (privater Betreiber) oder ein drittes Klinikum in Offenburg und ein viertes in Achern.
Potenzial würdigen
Für OB Klaus Muttach ist es unverzichtbar, wie er sagt, dass in der Prüfung der langfristigen Perspektive das Potenzial des Standorts Achern und dessen Bedeutung für die Menschen der Region angemessen gewürdigt wird. Er hält den Standort Achern für die medizinische Versorgung im nördlichen Ortenaukreis und für bestimmte Bereiche auch für den Raum Bühl für unverzichtbar. So hat sich die Zahl der Entbindungen in Achern nach der Schließung der Geburtshilfe in Bühl von 200 bis 300 pro Jahr auf jetzt jährlich 500 verdoppelt.
Muttach hofft, dass die ebenfalls erfolgreiche Geburtshilfe in Oberkirch möglichst lange fortbesteht. Allerdings gibt es dazu die Beschlusslage des Kreistags, die Geburtshilfe in Oberkirch aufzulösen, sobald einer der beiden dortigen Belegärzte seinen Dienst beendet (wir berichteten). Dann wären außer in Achern Entbindungen nur noch in Baden-Baden oder Offenburg möglich.
Laut Muttach hat das Gutachten von »Pro Klinik« von 2013 klar festgestellt, dass eine Klinikschließung in der Peripherie des Ortenaukreises nicht bei der Verbesserung der Wirtschaftlichkeit der Schwerpunktversorger hilft. Im Gegenteil: Die Schwerpunktversorger würden von der Sicherung des Marktes durch die peripheren Häuser profitieren, sagt Muttach.
Es drohen Verluste
Auch das neue Gutachten von CMK von 2017 habe festgestellt, dass bei einer Zusammenführung aller Standorte im nördlichen Ortenaukreis zu einem Klinikum Mitte/Nord Patientenverluste von etwa 20 Prozent entstehen. Darüber hinaus werde von CMK ausgeführt, dass sich die Fallzahlen am Standort Achern in den vergangenen vier Jahren um 12,9 Prozent erhöht haben von 7429 im Jahr 2013 auf 8387 im Jahr 2016. Die Fallzahlen im gesamten Ortenau Klinikum stiegen im gleichen Zeitraum dagegen laut Muttach nur um vier Prozent.
Dass der Standort Achern optional in der langfristigen Perspektive dennoch in Frage gestellt wird, ist für den OB unverständlich: »Hierin sehe ich einen klaren Widerspruch. Die beschriebene Entwicklung zeigt, dass die in den letzten zehn Jahren für unser Klinikum in Achern erreichten Investitionen von 16,4 Millionen Euro richtig waren und unser Klinikum in Achern auf einem guten Weg ist.«
Die Acherner Krankenhausärzte würden ambulante Leistungen (etwa Schmerztherapie) erbringen, die sonst in der Region nicht vorhanden sind. Gleiches gilt für die Notarztversorgung, die unter anderem tagsüber am Krankenhaus angesiedelt ist. Und schließlich profitierten auch niedergelassene Ärzte vom Klinikum in Achern, indem sie die radiologische Praxis oder die Endoskopie nutzen.
Mit richtigem Willen
Wichtig ist für Muttach deshalb zum einen die Auswahl des Gutachters, zum anderen müssten in den Vorgaben für das zu erstellende Gutachten das Potenzial und die Interessen des Klinikstandorts Achern konkret Berücksichtigung finden. Muttach: »Ich bin sicher, dass der Standort Achern bei entsprechendem Engagement und Willen aller Verantwortlichen wirtschaftlich geführt werden kann und für das gesamte Ortenau Klinikum neben der Patientenversorgung auch wirtschaftlich Vorteile bringt.«
Überzeugungsarbeit
Acherns OB sei der festen Überzeugung, dass das Ortenau Klinikum Achern mit seinen 500 Beschäftigten für die Menschen unverzichtbar ist. In der jüngsten Gemeinderatssitzung hatte er bei den Stadträten darum geworben, Überzeugungsarbeit bei den Verantwortlichen des Kreises und des Landes zu leisten.
Karl Früh, Kreisrat und Chef der Acherner Gemeinderatsfraktion der CDU, pflichtet OB Klaus Muttach in seinem Kampf um den Erhalt des Standorts Achern des Ortenau Klinikums bei. Er erinnert daran, dass auf den Entwicklungsflächen Illenauwiesen, Lott, Glashütte oder Süwag in den nächsten Jahren etwa 800 Wohneinheiten entstehen, die Einwohnerzahl Acherns wachse dadurch sicher um 2000 an, sagte Früh.
Für Karl Früh ist das ein sehr gewichtiges Argument für den Bedarf eines Klinikstandorts Achern.
Patienten sind kein Wirtschaftsgut
In der Sitzung des Laufer Gemeinderats am Dienstag nahm Bürgermeister und Kreisrat Oliver Rastetter (Foto) Stellung zur Diskussion um das Ortenau-Klinikum. »Ich halte es für wichtig, dass die medizinische Versorgung im ländlichen Raum erhalten bleibt«, betonte Rastetter, dazu gehöre auch der Standort Achern mit mehr als 500 Beschäftigten und hohem medizinischem Standard. Als GAU für die Region bezeichnete er eine Schließung der Standorte Achern und Oberkirch und möglicherweise auch Bühl. Der Verlust der Notarztversorgung der Kliniken hätte verheerenden Folgen für Notfallpatienten, sagte Rastetter. Negativ wäre auch der Wegfall der Geburtshilfe in Oberkirch und/oder Achern.
Er werde sich als Bürgermeister und Kreisrat für den Erhalt des Standortes Achern sowie für die Beibehaltung der Geburtshilfe in Oberkirch einsetzen, versicherte Rastetter. Eine Politik, die den Patienten als reines Wirtschaftsgut betrachtet, lehne er ab.m
Klinik für die Region
Von Matthias Heidinger
Natürlich muss das Krankenhaus in Achern erhalten bleiben. Da gibt es keine zwei Meinungen, selbst wenn man die lokalpatriotische Brille mal beiseite legt. Nicht nur die Zahlen des Acherner Klinikums mit seinen Millioneninvestitionen, den Arbeitsplätzen, steigenden Patientenzahlen und dem medizinischen Angebot sprechen eine klare Sprache. Die Region braucht dieses Klinikum.
Schon jetzt ist das Einzugsgebiet groß. Und damit sind jetzt etwa nicht nur die Spezialkünste eines Dr. Renner gemeint, der die Knie von (Hobby-)Sportlern aus ganz Baden repariert hat. Nein, schon jetzt ist es zum Beispiel für einen Seebacher im Notfall ein weiter Weg ins Acherner Klinikum. Der Wegfall dieses Krankenhauses würde die ländlichen Gemeinden weiter ausbluten lassen. Und: Achern boomt, Achern baut, Achern wächst: Immer mehr Menschen und damit potenzielle Patienten kommen in die Region. Die langfristige Planvariante mit Kliniken in Achern und Offenburg ist die einzig vernünftige.
@ Wie ist Ihre Meinung? Schreiben Sie an
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