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Gastbeitrag aus Krummhörn: „Gravierende Nachteile für die Bürger“: Volksabstimmung über ein Zentralklinikum
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Einfahrt zu einem Krankenhaus
dpa/Armin Weigel Die Kostenersparnisse beträfen vor allem das Personal (Symbolbild)
  • Gastautor (Krummhörn)
Montag, 12.06.2017, 14:31

Am Sonntag, den 11.6.2017, findet im Kreis Aurich und der Stadt Emden eine Volksabstimmung über den Bau eines Zentralklinikums statt.

Aurich, Norden und Emden verfügen über eigene Kliniken, die alle auf den Namen Ubbo-Emmius-Klinik hören, aber getrennte Einheiten sind - zu klein, um bestimmte Leistungen erbringen zu können. Der Plan: Bau eines Zentralklinikum am geografischen Mittelpunkt und Schließen der alten Häuser.

Für die Bürger bedeutet dies erst einmal gravierende Nachteile: der neue Standort wäre nämlich derzeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht zu erreichen, zumindest nicht so, dass man am gleichen Tag wieder nach Hause käme. Die gleichen Probleme hätten auch die Bediensteten: Wo heute ein Fahrrad genügt, wäre morgen der PKW notwendig, um zur Arbeit zu kommen. Es gibt noch weitere Gesichtspunkte, die eine Bürgerbewegung entstehen ließ, deren Aktivitäten schließlich zum Referendum am Wochenende führten.

Ein Pfleger für 20 Patienten

Den Landrat und die Parteilandschaft interessiert das wenig. Die alten Häuser arbeiten derzeit mit Verlust (Emden angeblich mit 10 Mio p. A.), während das neue Haus mit Gewinn oder mindestens mit einer schwarzen Null arbeiten würde. Wie das gehen soll, verschweigen die Befürworter standhaft, doch ihr Schweigen wird schon erklärend, wenn man sie beim Wort nimmt, dass die Kosten hauptsächlich Personalkosten sind, und Einsparungen somit allenfalls durch Personaleinsparungen zu erreichen wären. Personaleinsparungen in einem Bereich, in dem bereits jetzt häufig ein Pfleger für 20 Patienten auf einer Intensivstation in der Nacht zuständig ist.

Geld ist überhaupt der Aufhänger: Die alten Häuser müssten teilsaniert werden, was mit ca. 30-50 Mio € für alle Häuser veranschlagt wird. Dafür gibt es kein Geld, aber für den Zentralbau, der mit ca. 250-500 Mio € zu Buche schlagen wird (wie üblich ist nichts Genaues zu erfahren). Hinzu kommen dann allerdings noch die Kosten für die alten Gebäude, die leer in der Gegend herumstehen und für deren Nutzung keine konkreten Pläne bestehen, es sei denn, man wollte auch diese für vielleicht ebenfalls 50-100 Mio € für andere Nutzungszwecke umbauen.

Ein Großklinikum mit drei Standorten?

Die Alternative zum Neubau wäre eine Neuorganisation der drei Häuser unter einem Dach, d.h. ein Großklinikum mit eben drei Standorten, die jeweils ca. 20-25 km voneinander entfernt sind. Dann wären die Kosten mit den Sanierungskosten erledigt, es wäre aber auch Aufwand notwendig, um eine Gesamtorganisation aufzubauen. Erstaunlich: Wenn man die Argumente für ein Zentralklinikum hört und auf Organisationsänderungen hinweist, so geht das merkwürdigerweise laut den Chefärzten nicht.

Beispiel: Heute machen am Wochenende acht Ärzte an den drei Standorten Notdienst, im Zentralbau benötigt man nur vier. An drei Standorten auch vier Ärzte einzusetzen und den Rettungswagen jeweils mitzuteilen, an welchen Standort sie Patienten im Notfall bringen sollen, übersteigt anscheinend die Organisationsfähigkeit der Klinikleitungen. Jedenfalls hört man nur "das geht nicht", ohne das weiter zu begründen.

Teuerste und unrentabelste Lösung

Umgesetzt werden soll also mal wieder die teuerste und vermutlich auch unrentabelste Lösung. Dabei wird mit allen Tricks gearbeitet. Einer der Chefärzte suggerierten den Anwesenden auf eine Informationsveranstaltung, dass in 10 Jahren im Raum Emden-Aurich-Norden ohne die Zentralklinik überhaupt keine medizinische Versorgung mehr stattfinden wird. Dabei schämte er sich auch nicht, zur Verdeutlichung der Zustände in den vorhandenen Häusern Fotos vorzulegen, die aus den 1920er Jahren oder vielleicht aus der Zeit unmittelbar nach dem 2. WK stammten, aber auf jeden Fall nicht aus den 1970er Jahren, über die er sprach.

"Es wird nicht ehrlich mit der Sache umgegangen"

In den letzten Tagen haben auch größere Werbekampagnen der Pro-Leute stattgefunden: Ganzseitige Werbeanzeigen in Zeitungen, Wahlplakate wie im Herbst zu erwarten, mehrere Posteinwurfsendungen. Jedenfalls ein Aufwand, der den Verdacht entstehen lässt, dass hier auch öffentliche Gelder widerrechtlich eingesetzt werden.

Es wird sicher interessant, welches Ergebnis am Sonntag herauskommt. Ich stimme jedenfalls dagegen, weil (wieder einmal) nicht ehrlich mit der Sache umgegangen wird.

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