Kreis Lippe. In den nächsten zehn Jahren werden die lippischen Krankenhäuser aus den Richtfesten nicht herauskommen. Die acht Um- und Erweiterungsbauten mit einem Kostenvolumen von 64 Millionen Euro gehen nach der Eröffnung des Hubschrauber-Landeplatzes in Detmold mit dem Intensiv-Kubus im Juli in Lemgo weiter. Nach jahrelangen Verhandlungen stehen die Kredite – Grund genug für die Geschäftsführung der Klinikum Lippe GmbH (KLG), den Kreis als Gesellschafter und die Sparkassen Lemgo sowie Paderborn-Lippe zu einer Pressekonferenz einzuladen. Denn bezahlt wird das Ganze „mit Geld hauptsächlich aus Lippe für Lippe", freute sich Landrat Dr. Axel Lehmann. Die Investitionen seien ein „Bekenntnis zur stationären Behandlung auf allerhöchstem Niveau." Was bedeutet das für die Menschen in Lippe? Zunächst mal, sich auf eine „patientengerechte Krankenhausversorgung mit zeitgemäßen Standards" verlassen zu können, versprach KLG-Geschäftsführer Dr. Johannes Hütte. Die Intensivstation Lemgo etwa hätte ein H-Nummernschild (für Oldtimer) verdient, sie sei ordentlich in die Jahre gekommen. Im neuen Intensiv-Kubus werden alle Fachleute der Intensivmedizin auf einer Ebene und an einem Ort gebündelt, sagte der medizinische Geschäftsführer Dr. Helmut Middeke. Hinzu kommen eine Weaning-Station (zur Beatmungs-Entwöhnung), mehr Betten für Schlaganfall-Erkrankte (von sechs auf zehn) sowie eine Palliativstation. Im Oktober 2018 soll der Kubus fertig sein. Die weitere Prioritätenliste steht laut Hütte noch nicht fest – er wolle dazu neun Projektgruppen mit Fachleuten aller Disziplinen bilden, um den „Blickwinkel des Patienten und des Mitarbeiters" zu bekommen. Natürlich gehe es nicht nur darum, Patientenzahlen zu halten, sondern auch, Arbeitsabläufe zu optimieren, um die Gelder zu erwirtschaften. Der Umbau der Notaufnahme in Detmold bis zur optimalen Ver- und Entsorgung der Krankenhauswäsche – alle Investitionen müssten aufeinander abgestimmt sein, schließlich werde unter Vollbetrieb im Bestand gebaut. Und: die Geldinstitute müssen Gelder zur richtigen Zeit zur Verfügung stellen, sagte Arnd Paas (Sparkasse Paderborn-Detmold). Das markante Bettenhaus in Detmold wird entgegen früherer Plänen teilweise als solches weitergenutzt, allerdings bekommen alle Zimmer Nasszelle und Toilette, kündigte Middeke an. Der „dritte Zahn", der Neubau neben der Familienklinik, wird nicht in ursprünglich geplanter Höhe kommen. Bei aller Freude über die Verbesserungen sparten Kreis und KLG nicht mit Kritik an Düsseldorf. „Unabhängig von der politischen Couleur der Landeregierung ist mehr Augenmaß nötig", sagte Hütte. Die Baupauschale für Krankenhäuer sei seit Jahrzehnten bei steigenden Baukosten viel zu niedrig. Der Investitionsstau sei hoch, die Last trügen die Mitarbeiter. Zwei Millionen Euro fließen jedes Jahr nach Lippe. „viel zu wenig ", urteilte Kreiskämmerer Rainer Grabbe. Kommentar: 64 Millionen für die Zukunft von Martin Hostert Das ist nicht weniger als ein Meilenstein für die Gesundheitsversorgung in Lippe und damit für die Zukunft des Kreises. Das größte Investitionsprogramm seit vielen Jahren in Lippe stärkt das Klinikum enorm. Und zwar nicht in homöopathischen Dosen, sondern es gibt einen mehr als ordentlichen Schluck Ginseng aus der Medizinflasche für sie: Kreditverträge in dieser Höhe haben weder Landrat und KLG-Leitung noch lokale Geldgeber – die großen lippischen Sparkassen – jemals unterzeichnet. Schon 2013 hatten die damalige Geschäftsführung und der Kreis als Gesellschafter neue Wege für die Ausrichtung des Klinikums angekündigt. Im November 2014 war das 60-Millionen-Paket erstmals Thema im Aufsichtrat. Dann gab es neue Leute auf allen Entscheidungsebenen. Doch die schwierigen Verhandlungen sind nicht nur auf Personalwechsel zurückzuführen: Stehen den Krankenhäusern doch komplizierte OPs am offenen Herzen bevor. Da braucht es filigrane Instrumente, der Holzhammer nutzt da nix. Im im Dezember 2016 ließ Landrat Axel Lehmann schließlich weißen Rauch aus dem Klinik-Schornstein aufsteigen. Zwar kommt nun nicht alles so, wie angedacht – von einer Total-Umwidmung des Detmolder Bettenhauses zum Verwaltungsgebäude etwa ist keine Rede mehr. Dass Krankenhaus-Chef Johannes Hütte aber die Kompetenz der Belegschaft nutzen und sie beteiligen will, wenn es an die Prioritätenliste geht, hört sich gut an. Am Erfolg muss er sich messen lassen.