Vom Patienten zum Gesundheitsmanager: Wie Cloudlösungen für mehr Selbstbestimmung im Gesundheitswesen sorgen

Der diesjährige Digital-Gipfel, der am 12. und 13. Juni in Ludwigshafen stattfindet, steht unter dem Motto „Vernetzt besser leben“. Welchen Einfluss die Digitalisierung auf unser Leben hat, beweist allein die Tatsache, dass die Menschen immer gesünder älter werden.

Ein Grund dafür liegt u.a. darin, dass mehr und mehr digitale Anwendungen und Lösungen Einzug ins Gesundheitswesen halten. Das beweisen mehrere Studien. So zeigt die aktuelle Umfrage des Digitalverbandes BITKOM „Mobile Health: Der Arzt rückt in den Mittelpunkt“, dass die Befragten große Potenziale in mobilen digitalen Gesundheitsanwendungen sehen. Vor allem therapeutische Maßnahmen für chronisch Kranke können hohen Nutzen bieten, sowohl für die Patienten wie auch für die behandelnden Ärzte. An den noch eher zurückhaltenden Anwendungen von M-Health-Angeboten seien keineswegs Datenschutzbedenken der Grund, sondern fehlende passgenaue Angebote, so die Ergebnisse der Studie.

Digitalisierung nimmt in der Gesundheitsbranche an Fahrt auf

Genau hier setzen die Entwickler der Gesundheitsindustrie an. Neben mobilen, internetfähigen Endgeräten wie Fitness-Tracker oder Smartwatches werden mehr und mehr cloudbasierte Lösungen für spezifische Bedürfnisse einzelner Bevölkerungs- und Patientengruppen hergestellt. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das in den kommenden vier Jahren eine Umsatzsteigerung von knapp 22 % bzw. 662 Millionen Euro, ermittelten die Marktforscher von statista.

Dass die Digitalisierung zunehmend von den Ansprüchen der Patienten getrieben wird, verdeutlicht eine andere Bitkom-Studie. Sie ergab, dass jeder dritte Befragte eine Online-Sprechstunde mit dem Arzt nutzen würde. 75 Prozent würden ihr Erbgut auf jeden Fall durch Big Data-Technologien zur Prävention, Diagnose und Behandlung von Krankheiten checken lassen und zwei Drittel der Internetnutzer informieren sich hin und wieder im Internet über Gesundheitsthemen.

Eine von der Apotheker- und Ärztebank in Auftrag gegebene Studie ergab, dass auch die Marktakteure die Digitalisierung als positive Entwicklung wahrnehmen, weil sie u.a. eine Verbesserung in der Kommunikation und dem Datenmanagement sehen, da digital große Datenmengen innerhalb kürzester Zeit für Entscheidungsprozesse ausgewertet und daraus personalisierte Therapien entwickelt werden können.

Der Patient als Gesundheitsmanager

Doch wo befinden sich die Gesundheitsdaten eines Patienten? Leider zumeist nicht an einem zentralen Ort. Ob Röntgenbilder, Laborberichte, Informationen über Untersuchungen, Impfungen oder verschiedene Medikamente, die einem Mensch über Jahre hinweg von unterschiedlichen Ärzten verordnet wurden, alle diese Daten liegen verstreut in unterschiedlichen Praxen, Kliniken oder Rehazentren.

Damit ist jetzt Schluss. Die Digitalisierung macht aus einem Menschen einen selbstbestimmten Patienten. So entwickelte das Unternehmen Vitabook ein Gesundheitskonto, das wie ein Girokonto mit eigener Gesundheitskontonummer funktioniert: Das vitabook wird online eröffnet und ist so geschützt wie ein Bankkonto, nur dass hierauf Gesundheitsdaten und Infos von Ärzten oder Kliniken „überwiesen“ werden.

Gesundheitskonto funktioniert wie Girokonto

Nur der Kontoeigentümer kann und darf über sein Konto verfügen. Wie die EC-Karte bei einem Girokonto, so ist auch das Gesundheitskonto mit einer Karte verknüpft: mit der persönlichen Gesundheitskarte der gesetzlichen Krankenversicherung oder der Privatpatientenkarte. Auf diese Weise kann sich der Patient seine aktuellsten Befunde oder Röntgenbilder direkt auf sein Konto „überweisen” lassen oder sie einem Heilberufler in wenigen Sekunden zur Verfügung stellen.

Der Verbraucher kann aber auch ein Konto für sein Kind in seinem Gesundheitskonto anlegen und auf diese Weise online alle wichtigen Gesundheitsinfos seines Sprösslings managen.

Medikamentenunverträglichkeiten, die zu gesundheitlichen Beschwerden führen oder Doppeluntersuchungen werden durch das vitabook überflüssig. Rezepte können online gesendet werden und Notfalldaten stehen mit einem Klick zur Verfügung.

Verwaltet wird das verschlüsselte, cloudbasierte vitabook in der Microsoft Cloud Deutschland. Dem sichersten Ort, den das Unternehmen finden konnte, sagte CEO Markus Bönig auf der Jahreskonferenz 2017 des Vereins Deutschland sicher im Netz, da es nicht nur die höchsten, vom TÜV Nord bestätigten, Sicherheitsanforderungen erfüllt, sondern der Zugriff auf die Kundendaten auch noch zusätzlich von T-Systems, der Tochterfirma der Deutschen Telekom, als Treuhänder überwacht und kontrolliert wird.

Cloudbasierte medizinische Helfer

Ein weiteres wunderbares Beispiel, das beweist, wie die Digitalisierung medizinische Hilfe leisten kann, ist die Frühstart-App. Sie wurde von der Uniklinik Essen und Partnern entwickelt. Das cloudbasierte Datenversorgungssystem hilft Eltern von Frühchen, die Nachsorge und die Entwicklung ihres Babys online festzuhalten, um so wichtige Informationen den behandelnden Ärzten für Auswertungszwecke übermitteln zu können.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe hat es auf den Punkt gebracht: „Wir müssen Menschen befähigen, Herrin und Herr ihrer Daten zu werden.“

Die technischen Möglichkeiten dafür sind gegeben. Wir müssen sie nur sinnvoll und sicher nutzen.


Ein Beitrag von Renate Radon,
Senior Director Public Sector