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Teures Krankenhausprojekt Neubau Klinikum Mitte wird über 400 Millionen Euro kosten

Die Gesamtkosten für das neue Klinikum Mitte in Bremen werden die 400-Millionen-Grenze überschreiten - wie sehr, steht in den Sternen. Viele Unsicherheitsfaktoren belasten das Projekt weiterhin.
19.06.2017, 18:55 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Neubau Klinikum Mitte wird über 400 Millionen Euro kosten
Von Jürgen Theiner

Der Neubau des Klinikums Bremen-Mitte wird unterm Strich mindestens 408 Millionen Euro kosten. Diese Zahl ergibt sich, wenn man zu den reinen Baukosten die Aufwendungen für moderne Medizintechnik und die Aufstockung mehrerer Gebäude um einen Trakt für Geburtshilfe und Frühchenversorgung addiert.

Das geht aus einem aktuellen Papier der Gesundheitsbehörde hervor, das dem WESER-KURIER vorliegt. Das Dokument bewertet den jüngsten Risikobericht für das Bauprojekt, der im Mai mächtig Staub aufgewirbelt hatte.

Wie berichtet, hatten die Projektsteuerer – das Ingenieurbüro Hitzler aus München – für das Klinikum Mitte einen abermaligen drastischen Kostenschub vorhergesagt. War man beim Baustart im Jahr 2011 noch von 230 Millionen Euro ausgegangen, so hatten sich zwischenzeitlich bereits Steigerungen auf gut 301 Millionen Euro ergeben.

Zusätzlich, so Hitzlers Risikobericht im Mai, sei nun mit Mehrkosten von über 59 Millionen Euro zu rechnen. Einer der dicksten Brocken dieser Zusatzbelastung ist die Sanierung schadhafter Lüftungskanäle. Das Münchener Büro setzt für diesen Posten rund 18 Millionen Euro an. In diese Zahl sind die finanziellen Verluste für den städtischen Klinikverbund Geno durch die Verzögerung des gesamten Bauprojekts bereits eingearbeitet. Die Geno selbst, so ist dem Papier zu entnehmen, sieht den Punkt Lüftungskanäle inzwischen allerdings deutlich optimistischer.

Es könnte alles noch mehr werden

Weil die Schächte nicht mehr komplett herausgerissen, sondern nachbearbeitet werden könnten, seien lediglich sechs Millionen Euro zusätzlicher Kosten zu veranschlagen – zwölf Millionen weniger als von Hitzler angenommen. Die Geno landet dadurch in ihrer eigenen Bewertung bei einem Mehraufwand für das Gesamtvorhaben von 47 Millionen Euro.

Dieser Betrag ist indes nicht das Ende der Fahnenstange. Erstmals beziffert die Geno die voraussichtlichen Kosten für neue Medizintechnik. War in der Vergangenheit immer mal vage von rund 30 Millionen Euro die Rede, so wird jetzt die Zahl 36,6 Millionen Euro genannt.

Das Büro Hitzler setzt für diesen Posten sogar weitere 5,3 Millionen Euro an und begründet diesen Ansatz mit allgemeinen Preissteigerungen, die der Bauzeitverlängerung um inzwischen drei Jahre geschuldet sind. „Die Geno kann diese These des Projektsteuerers bisher nicht nachvollziehen“, heißt es in dem Papier der Gesundheitsbehörde.

Einen weiteren größeren Kostenblock stellen die geplanten Aufstockungen dar. Die Errichtung zusätzlicher Etagen für Geburtshilfe und Frühchenversorgung ist mit 23,4 Millionen Euro veranschlagt. Die derzeitige Rechnung der Geno sieht also so aus: 348 Millionen Euro für den eigentlichen Bau plus 36,6 Millionen für Medizintechnik zuzüglich 23,4 Millionen für die Aufstockung – macht 408 Millionen Euro.

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Es könnte allerdings auch mehr werden. Dann nämlich, wenn sich die Schätzungen des Büros Hitzlers in Sachen Lüftungskanäle und Medizintechnik als realitätsnäher entpuppen als die zuversichtlichen Annahmen der Geno.

Die Gesundheitsbehörde selbst macht in ihrem Papier noch auf einen weiteren möglichen Kostentreiber aufmerksam: Bei Umzügen von Kliniken, wie sie bei der Inbetriebnahme des Neubaus Ende 2018 unumgänglich sein werden, träten „erfahrungsgemäß kurzfristige Mehrbedarfe auf“. Für „solche Eventualitäten“ sei ein „zusätzlicher Verfügungsrahmen in Höhe von 10 Millionen Euro aufzubauen“. Anders gesagt: Wenn das Mammutprojekt Klinikum Mitte irgendwann einmal spitz abgerechnet sein wird, könnten unterm Summenstrich gut und gern auch 420 oder 430 Millionen Euro stehen.

Geno stark belastet

Klar ist eines: Die jetzt schon feststehenden Kostensteigerungen und die dadurch notwendige erhöhte Kreditaufnahme werden das Jahresergebnis der Geno bis etwa 2030 mit jährlich rund drei Millionen Euro zusätzlich belasten.

Der Krankenhausverbund ist allerdings seit Jahren wirtschaftlich angeschlagen und befindet sich in einem Sanierungsprozess. „Vor diesem Hintergrund können die unmöglich drei Millionen Euro zusätzlich ausschwitzen“, sagt ein Insider. Das Land Bremen werde nicht umhin kommen, die Geno finanziell zu entlasten.

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