Wer als Patient in die Klinik muss, möchte dort gut behandelt werden, medizinisch wie menschlich. Wie zufrieden Patienten sind und ob sie sich wieder für die Häuser entscheiden würden, hat die Techniker Krankenkasse (TK) in einer Umfrage unter ihren Versicherten ermittelt. Danach sind in Baden-Württemberg 82 Prozent der Befragten mit ihrem Klinikaufenthalt zufrieden. Die Krankenhäuser im Südwesten liegen somit knapp über dem Bundesdurchschnitt (81 Prozent). Über 80 Prozent waren auch der Meinung, dass sich Ärzte und Pflegepersonal angemessen Zeit nahmen.

Das Vincentius-Krankenhaus Konstanz schneidet in der Region zwischen Lörrach, Villingen-Schwenningen über Singen, Konstanz und Überlingen bis nach Friedrichshafen und Ravensburg in diesem Punkt am besten ab. 94 Prozent waren dort mit ihrem Aufenthalt zufrieden. Am unteren Ende der Skala rangieren das Helios Spital Überlingen (71 Prozent) und das Kreiskrankenhaus Lörrach (67 Prozent).

Nähe zum Wohnort spielt entscheidende Rolle

Gefragt wurde auch nach der Zufriedenheit mit dem Behandlungsergebnis, der medizinisch-pflegerischen Versorgung, nach Information und Kommunikation sowie Organisation und Unterbringung. Auf die Frage, weshalb sie sich für dieses Krankenhaus entschieden hätten, antworteten mehr als die Hälfte der Patienten, dass sie einer Empfehlung ihres Arztes gefolgt seien.

Für fast 38 Prozent spielte die Nähe der Klinik zum Wohnort eine entscheidende Rolle. 21 Prozent hatten sich im Vorfeld gezielt über die Behandlungsqualität des Krankenhauses informiert und jeder Fünfte gab an, eine Klinik nach einem Tipp aus dem Freundeskreis ausgewählt zu haben.

Interessant ist auch, dass Orthopädie-Patienten am meisten sensibilisiert sind: Rund 40 Prozent von ihnen holten sich vor dem Krankenhausaufenthalt eine Zweitmeinung ein, gefolgt von HNO-Patienten (29 Prozent), Urologie- (24 Prozent) und Gynäkologie-Patienten (23 Prozent).

Gute Noten für kleinere Häuser bei Organisation und Unterbringung


Dabei nehmen diejenigen, denen die Meinung eines anderen Arztes wichtig ist, auch eher einen längeren Anfahrtsweg in Kauf, um sich gut behandeln zu lassen. Die Ergebnisse fließen in den TK-Klinikführer ein (www.tk.de). So könnte man auch die Meinung Dritter bei der Entscheidung für ein Krankenhaus einbeziehen, sagt TK-Pressereferentin Nicole Battenfeld.

Es fällt auf, dass kleinere Häuser bessere Noten bei der Organisation und Unterbringung erhalten als große. So loben in Kliniken mit 50 bis 149 Betten 84 Prozent den reibungslosen Informationsaustausch zwischen Ärzten und Pflegepersonal, die Aufnahme, Sauberkeit und das Essen, aber nur 76 Prozent in Häusern mit 500 bis 799 Betten.

Die Schwäche des Systems liegt im Übergang vom Krankenhaus in die Nachbehandlung. So fühlte sich jeder fünfte Patient durch die Klinik nicht gut auf die Weiterbehandlung vorbereitet. „Immer mehr ältere Menschen leben allein und sind nach der Entlassung aus dem Krankenhaus aufgrund ihrer körperlichen Verfassung nicht in der Lage, gleich einen Arzt aufzusuchen“, sagt Andreas Vogt, Leiter der TK-Landesvertretung. Hier will auch Landesgesundheitsminister Manfred Lucha ansetzen, der eine Bund-Länder-Kommission fordert.

Diese soll Konzepte entwickeln, wie sich die Honorierungssysteme von Ärzten an die der Kliniken anpassen lassen und der Bedarf an Ärzten gemeinsam geplant werden kann. So ließe sich feststellen, in welcher Region es einen Ärzte- oder Klinikmangel gibt – und man könnte gegensteuern.

Die Umfrage

Befragt hat die Techniker Krankenkasse Patienten, die sich 2015 für mindestens zwei Tage vollstationär in einer der Kliniken aufhielten. Dazu wurden mehr als 83 000 Versicherte jeden Alters in Baden-Württemberg angeschrieben. 17 800 Fragebögen kamen zurück, das heißt, jeder Fünfte hat die Fragen auch beantwortet. Nicht befragt wurden psychisch kranke und schwerst pflegebedürftige Menschen. (ink)