Teure Dienstwagen: Affäre um fränkischen Klinikvorstand

6.7.2017, 05:41 Uhr
Teure Dienstwagen: Affäre um fränkischen Klinikvorstand

© Montage: nordbayern.de

Bisher hat Helmut Nawratil die großzügige Ausstattung mit Dienstfahrzeugen immer verteidigt. Neben einer Limousine der Oberklasse, die ihm zur Verfügung steht, gehört dazu ein komfortabler Campingbus. Wie bei solchen Führungspositionen üblich, stehen die Wagen auch für die private Nutzung zur Verfügung.

Nach Informationen unserer Zeitung wird der Klinikmanager jetzt auf eines der Fahrzeuge verzichten. Am Mittwoch wollte Nawratil auf Anfrage nichts dazu sagen, möglicherweise geschieht das auf einer Pressekonferenz, zu der die Bezirkskliniken kurzfristig für Freitag eingeladen haben.

Dabei sollen vor dem Hintergrund der aktuellen Berichterstattung "bestehende Irritationen" ausgeräumt werden. Neben dem Klinikmanager Nawratil will dann auch Bezirkstagspräsident Richard Bartsch (CSU) dazu Stellung nehmen. Der Politiker ist Vorsitzender des Verwaltungsrates, des Aufsichtsgremiums für das Kommunalunternehmen Bezirkskliniken mit Standorten in Erlangen, Engelthal (Kreis Nürnberger Land) und Ansbach. In dem Kontrollgremium sitzen neben Bartsch noch vier Bezirksräte von der CSU, je zwei von SPD und Freien Wählern (FW) sowie je einer von den Grünen und der Piraten-Partei.

Nähe zur eigenen Familie

Wie aus politischen Kreisen des Bezirks zu hören war, soll Helmut Nawratil in Zukunft - sein Vertrag wurde kürzlich um weitere fünf Jahre bis Ende 2022 verlängert - gegenüber dem Verwaltungsrat über seine Dienstgeschäfte gründlicher Rede und Antwort stehen. Das gelte, so die Informationen, zum Beispiel für Verträge mit anderen Unternehmen, die eine große Nähe zu ihm oder zu Angehörigen seiner Familie aufweisen. Da hatte Nawratil bisher offenbar weitgehend freie Hand.

Näher ansehen wollen sich die Mitglieder des Kontrollgremiums offenbar auch Personalentscheidungen. Der Klinikmanager hat zwar seit Amtsantritt vor fünf Jahren das früher hohe Defizit der Bezirkskliniken durch sein Sanierungskonzept schnell abgebaut - inzwischen schreibt das Unternehmen sogar schwarze Zahlen -, sein Stil auch im Umgang mit Spitzenkräften, wie etwa Chefärzten, gilt aber intern zum Teil als äußerst fragwürdig.

Auch da will der Verwaltungsrat künftig offenbar ein gewichtigeres Wörtchen mitreden und so für mehr Transparenz sorgen. So wird laut Insidern bereits darüber diskutiert, ob dort zum Beispiel nicht Vertreter der Ärzteschaft stärker eingebunden werden können.

Wie es heißt, gab es in der Vergangenheit schon Versuche, die Satzung entsprechend zu ändern. Dafür sei aber nie eine politische Mehrheit zustande gekommen. Die CSU-Fraktion im Bezirkstag sei dagegen gewesen, und die Freien Wähler hätten bisher auch nicht mitgemacht, wie ein Kenner der Abläufe sagte.

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