SPITALVERBUND: Letzte Frist fürs Spital Heiden

Mit einem Wachstum bei den Patientenzahlen und einer grösseren Produktivität soll das Spital Heiden finanziell gesunden. 2021 könnten andere Optionen ein Thema werden.

Jesko Calderara
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Die Anzahl stationärer Fälle am Spital Heiden soll von heute 2250 auf 2900 im Jahr 2021 gesteigert werden – bei gleichbleibendem Personalbestand. (Bild: Peer Füglistaller)

Die Anzahl stationärer Fälle am Spital Heiden soll von heute 2250 auf 2900 im Jahr 2021 gesteigert werden – bei gleichbleibendem Personalbestand. (Bild: Peer Füglistaller)

Mit viel Spannung wurden die Entscheidungen zur künftigen Unternehmensstrategie des krisengeplagten Spitalverbunds Appenzell Ausserrhoden (Svar) erwartet. Seit der gestrigen Pressekonferenz steht fest: Das Spital Heiden, in dem in den letzten Jahren ein Grossteil der Millionenverluste angefallen sind, soll in der heutigen Form weiter bestehen – zumindest bis 2021. Bis dann strebt der Verwaltungsrat des Svar den Turnaround an. «Der Prozess braucht Zeit, in einem halben Jahr ist das nicht zu schaffen», stellte Paola Giuliani, CEO des Spitalverbunds Appenzell Ausserrhoden, klar. Notwendig sei ein grosses Engagement aller Beteiligten. Um den Umschwung zu schaffen, setzen die Verantwortlichen nicht primär auf Kooperationen mit Partnern wie beispielsweise dem Kantonsspital St. Gallen, sondern vor allem auf interne Abläufe und darauf, Prozesse zu optimieren.

Gleichbleibender Personalbestand in Heiden

Das Stichwort dazu heisst «Produktivitätssteigerung bei gleichem Leistungsauftrag». Konkret sieht die mittelfristige Finanz- und Aufgabenplanung in den nächsten vier Jahren ein Wachstum bei den stationären Fallzahlen von ungefähr einem Drittel vor. Mit 2900 würde der Wert noch immer unter den Zahlen von 2016 liegen, bevor der Einbruch erfolgte. Giuliani sprach denn auch von einer «konservativen» Planung. Der Personalbestand in Heiden soll hingegen wie heute bei 137 bleiben. Möglich ist dies, weil das Spital zurzeit nicht ausgelastet ist. «Daher kann das Wachstum mit den bestehenden Mitarbeitern bewältigt werden», sagte Giuliani. Bis Ende Sommer will sie auch das Hebammenteam wieder komplettieren. Dort ist es aufgrund der Turbulenzen zu Kündigungen gekommen. Am 1. Juli hat die neue Standortleiterin der Frauenklinik, Alia Soliman, ihre Stelle angetreten. Sie ersetzt Monika Böhler.

Verwaltungsrat hat drei Varianten geprüft

Eine Schlüsselrolle bei der Gewinnung neuer Patienten kommt den Hausärzten zu. Auf ihre Unterstützung als Zuweiser zählt der Verwaltungsrat. «Es braucht darüber hinaus ein klares Bekenntnis der Bevölkerung zu den Spitälern in Ausserrhoden», sagte Svar-Verwaltungsratspräsidentin Christiane Roth. Nur wenn das medizinische Angebot genutzt werde, könne das Defizit des Spitals Heiden reduziert werden. Vertrauen schaffen will der Spitalverbund auch mit qualifizierten Mitarbeitenden und einer hohen Qualität. Als weitere Massnahme wird die Zusammenarbeit der Akutspitäler Herisau und Heiden intensiviert. Zu diesem Zweck wird die Svar-Geschäftsleitung mit mehreren Chefärzten ergänzt. Noch stärker als bis anhin werden die Leistungen an den beiden Standorten aufeinander abgestimmt. Das Spital Heiden will jedoch den gültigen Leistungsauftrag in den Fachgebieten innere Medizin, Chirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe erfüllen.

Letztlich sollen durch Produktivitätssteigerungen innerhalb des Spitalverbunds die Kosten substanziell gesenkt werden. Die Einsparungen seien mit der nun gewählten Lösung am höchsten, sagte Svar-Verwaltungsrat Hugo Keune. Wie hoch genau, wollte er allerdings nicht sagen. Angestrebt wird eine Reduktion des Aufwands, so dass die anvisierten Budgetziele und die Vorgaben der Eignerstrategie erreicht werden. Im laufenden Jahr wird der Svar erneut rote Zahlen schreiben. Eine genaue Zahl nannte Roth nicht. Das Defizit werde kleiner ausfallen als 2016. Der Verwaltungsrat hat noch zwei andere strategische Varianten für das Spital im Vorderland geprüft und berechnet. Sie hätten erhebliche Konsequenzen, insbesondere für die betroffene Region. Denkbar wäre demnach die Umwandlung in ein ambulantes Versorgungszentrum ohne stationären Bereich. In diesem Fall würde sich die Zahl der Mitarbeitenden auf ungefähr 20 verringern. Nachteile hätte ein Versorgungszentrum auf das Spital Herisau. Weil die Kosten der zentralen Dienste nicht linear abgebaut werden könnten, gäbe es dort einen Mehraufwand.

Noch grössere Auswirkung hätte die dritte Option, die Schliessung des Spitals Heiden. Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben (siehe Kasten) ist diese Variante zurzeit nicht möglich. «Sollten aber die finanziellen Ziele bis 2021 nicht erreicht werden, müssen wir eine der anderen beiden Lösungen verfolgen», sagte Keune. Das Aus des Spitalstandorts Heiden dürfte dann definitiv ein Thema werden.

Regionalpolitische Unterstützung bis 2018

Der Ausserrhoder Regierungsrat hat die überarbeitete Unternehmensstrategie diese Woche beraten und zur Kenntnis genommen. «Wir halten sie für geeignet, um die Vorgaben der Eignerstrategie zu erreichen», sagte Landammann und Svar-Verwaltungsrat Paul Signer an der Medienkonferenz. Um die schwierige Zeit zu überbrücken, will der Kanton den Spitalverbund weiterhin finanziell unterstützen. Die Regierung hatte Ende 2016 beschlossen, für 2017 zwei Millionen Franken zusätzlich als regionalpolitische Unterstützung zu zahlen. Dieser Betrag wird auch 2018 in die Kassen des Spitalverbunds fliessen. Ab 2019 fällt diese Form der Unterstützung dann allerdings weg.