Dachauer Krankenhaus:Amperkliniken bekommen neue Leitung

Dachau gegen Krebs

Helios-Geschäftsführer Christoph Engelbrecht, ein ausgewiesener Klinikexperte, verlässt Dachau.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Der von Helios eingesetzte Geschäftsführer Christoph Engelbrecht verlässt das Unternehmen zum 30. September.

Von W. Eitler, H. Zeller, Dachau

Der Geschäftsführer der Helios Amperkliniken AG Dachau, Christoph Engelbrecht, verlässt das Unternehmen zum 30. September. Der Abschied kommt insofern überraschend, als Engelbrecht die Leitung der beiden Krankenhäuser in Dachau und Markt Indersdorf erst vor knapp zwei Jahren übernommen und damals versichert hat, dass er sich in Dachau und Markt Indersdorf häuslich einrichten wolle. Er strebe ein langfristiges Engagement an, sagte er damals.

Christoph Engelbrecht betont im Gespräch mit der SZ, dass "die Kündigung komplett" von ihm ausgegangen sei. Er erzählt von einem Angebot, das er nicht habe ablehnen können. Ein Unternehmen, das international tätig sei und mit dem er schon früher kooperiert habe, sei an ihn mit einer, wie er sagt, "einmaligen Chance" herangetreten: "Ihr konnte ich mich nicht entziehen." Engelbrecht bedauert, dass seine Kündigung bereits an die Öffentlichkeit gesickert ist. "Ich habe noch nicht einmal meine engsten Mitarbeiter informiert."

In einem anonymen Schreiben an die SZ vermutet eine "Gruppe entkräfteter Mitarbeiter", dass Engelbrecht die Amperkliniken AG wegen einer Halbjahresbilanz 2017 verlassen müsse, die als "desaströs" zu bezeichnen sei.

"Herausforderung außerhalb des Krankenhauses"

Das Klinikum in Dachau war wegen Mängel in der Sauberkeit und der massiven Kritik des Pflegepersonals an den Arbeitsbedingungen monatelang in die öffentliche Kritik geraten. Die Konzernleitung in Berlin - Helios unterhält in Deutschland ungefähr 110 Kliniken - habe sich mit Engelbrecht auf eine offizielle Sprachregelung geeinigt. Demnach sei der Weggang aus Dachau auf private Gründe zurückzuführen. Engelbrecht strebe "eine andere Herausforderung außerhalb des Krankenhauses und in einer anderen Branche" an. Fakt sei eher, dass Helios mit Engelbrecht unzufrieden sei.

Der Geschäftsführer weist solche Spekulationen als bloße Unterstellung zurück. Das einzige, das stimme, sei der Hinweis auf eine künftige Tätigkeit in einem Aufgabenfeld, das mit dem Gesundheitswesen nichts zu tun habe. Tatsächlich liege Helios in Dachau und Markt Indersdorf in der Bilanz "fast genau im Plan". Er sei nicht befugt, präzise Zahlen zu nennen, ohne dass der Aufsichtsrat sie beurteilt habe. Aber: "Wir verdienen das Geld, das wir für die Investitionen benötigen." Damit meint Engelbrecht die Erweiterung des Klinikums in Dachau für ungefähr 70 Millionen Euro. Den Betrag von 45 Millionen Euro muss das Unternehmen selbst erwirtschaften. Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Aktiengesellschaft, Landrat Löwl (CSU), bestätigt Engelbrecht: "Die Halbjahresbilanz ist sehr gut." Weder er noch Karin Gräppi, Vorsitzende des Aufsichtsrats der Amperkliniken, seien mit der Geschäftsführung unzufrieden. Das Gegenteil sei der Fall. Vermutlich am Freitag, 21. Juli, wird die Entscheidung über Engelbrechts Nachfolge in Aufsichtsrat und Dachauer Kreistag fallen. Der Geschäftsführer hebt die aktuellen Statistiken zur Patientenzufriedenheit hervor. Demnach monierten im April 13,6 Prozent der Patienten erhebliche Probleme. Im Mai seien es nur noch 3,6 Prozent gewesen.

Auf die Frage, ob er nicht froh sei, das schwierige Terrain der Kliniken und Gesundheitspolitik verlassen zu können, sagt Engelbrecht: "Ich habe eher ein schlechtes Gewissen, in einer nicht optimalen Zeit zu gehen." Die Diskussionen und öffentlichen Vorwürfe, vor allem in den sozialen Medien, hätten seinen "Kämpferwillen herausgefordert". Aber die neue berufliche Perspektive sei einfach zu gut.

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