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Neue Ärzte gefunden Notaufnahme in Zeven ab Montag wieder besetzt

Notaufnahme und Intensivstation des Martin-Luther-Krankenhauses in Zeven sind ab Montag, 31. Juli, 6 Uhr, wieder geöffnet. Sie waren am 21. Juli wegen Ärztemangel kurzfristig geschlossen worden.
28.07.2017, 17:08 Uhr
Lesedauer: 4 Min
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Von Johannes Heeg

Notaufnahme und Intensivstation des Martin-Luther-Krankenhauses in Zeven sind ab Montag, 31. Juli, 6 Uhr, wieder besetzt. „Nach intensiver Suche“ sei es den Verantwortlichen der Ostemed Kliniken und Pflege GmbH gelungen, neue Mediziner für den Bereich Notaufnahme und Intensivstation zu finden. Ab Montag könne die Wiederaufnahme der stationären Versorgung im Rahmen des Grund- und Regelversorgungsauftrags wieder vollumfänglich gewährleistet werden, heißt es in einer Mitteilung.

Notaufnahme und Intensivstation im Martin-Luther-Krankenhaus Zeven waren am Freitag voriger Woche kurzfristig bei der Rettungsleitstelle des Landkreises Rotenburg abgemeldet worden. Trotz intensiver Bemühungen sei es nicht gelungen, eine ausreichende fachärztliche Besetzung zu gewährleisten, so der Geschäftsführer der Ostemed, Sven Freytag. „Die kurzfristige Schließung war alternativlos, da wir ansonsten die Sicherheit der Patienten in der akuten Notfallversorgung gefährdet hätten.“ Er bittet die Bevölkerung um Entschuldigung, aber durch den Ärztemangel gerade auf dem Land sei die Ostemed nicht alleine mit dem Problem. Selbst größere Kliniken im ländlichen Niedersachsen seien mit zunehmendem Fachärztemangel konfrontiert.

VDEK: "Nicht die Augen vor der Realität verschließen"

Der Verband der Ersatzkassen (VDEK) in Niedersachsen sieht für die Zevener Klinik Probleme grundsätzlicher Art. In einer aktuellen Pressemitteilung schreibt der Verband: „Bei allem Verständnis für die Verbundenheit mit dem örtlichen Krankenhaus hilft es nicht, die Augen vor der Realität zu verschließen. Wenn die mangelnde Inanspruchnahme eines Krankenhauses keine Mindestbetriebsgröße für eine qualitativ hochwertige und wirtschaftliche Versorgung ermöglicht, ist dieses Krankenhaus nicht zukunftsfähig.“

Wenn die urlaubsbedingte Abwesenheit eines einzigen Arztes dazu führe, dass ein Krankenhaus seiner Kernaufgabe nicht mehr nachkomme, könne sich die Bevölkerung nicht mehr auf die Versorgung durch dieses Haus verlassen, heißt es weiter. Mit nur noch 80 Betten sei das Krankenhaus als Einheit ganz offensichtlich zu klein, um eine ausreichende Personalvorhaltung sicherzustellen. Gerade die notwendige Rund-um-die-Uhr-Versorgung in einem Krankenhaus erfordere zwingend Möglichkeiten, jederzeit auf Personalausfälle zu reagieren.

Zahl der Betten ging seit 2000 zurück

Die Entwicklung zeige sehr deutlich die Perspektiven des Zevener Krankenhauses im Wettbewerb der Kliniken um Patienten ebenso wie um Ärzte. So sei die Zahl der Betten in Zeven infolge mangelnder Auslastung seit 2000 von 126 um 46 zurückgegangen. Das Haus sei in dieser Zeit also um mehr als ein Drittel kleiner geworden. Es gebe im Umkreis von rund 30 Fahrminuten in allen Richtungen andere Krankenhäuser als Wahlmöglichkeit für die Patienten, darunter das Krankenhaus in Rotenburg als Haus der Maximalversorgung.

„Solche Rahmenbedingungen führen naturgemäß zu erheblichen Problemen, Ärzte für eine dauerhafte Tätigkeit zu gewinnen“, heißt es vom Kassenverband. Kurzfristige Einsätze von Aushilfsärzten seien nicht geeignet, den Patienten die Perspektive einer nachhaltig hochwertigen Versorgung zu bieten. Diese Analyse sei bereits Gegenstand des vom niedersächsischen Sozialministerium Anfang 2015 initiierten Krankenhaus-Strukturgesprächs für diese Region gewesen.

Leider bestätige nun die Schließung der Notaufnahme und der Intensivstation genau diese Analyse, schreibt die Interessenvertretung aller sechs Ersatzkassen, die in Niedersachsen zusammen rund 2,6 Millionen Menschen versichern.

Landrat will neues Konzept endlich umsetzen

Dass die Krankenkassen schon seit einiger Zeit keine Zukunft mehr für das Krankenhaus in Zeven sehen, kommentiert Landrat Hermann Luttmann so: „Kreistag und Kreisverwaltung haben sich seinerzeit mit großer Mehrheit für den Erhalt der Klinik mit einer konzeptionellen Neuausrichtung ausgesprochen und wir werden auch alles dafür tun, diesen Beschluss umzusetzen." Hier sei auch die Landesregierung angesprochen, sich klar und deutlich zur Zukunft des Krankenhauses zu äußern. Luttmann: “Wir haben im vergangenen Jahr ein tragfähiges Konzept vorgelegt, das wir endlich umsetzen wollen, auch im Sinne der Mitarbeiter und Patienten, denen eine solche Hängepartie nicht länger zugemutet werden kann.“

Um die chronisch defizitären Kliniken Zeven und Bremervörde vor der Schließung zu retten, hat der Landkreis zum 1. Januar 2016 für einen Euro 51 Prozent der Ostemed Kliniken und Pflege GmbH an die ebenfalls kommunale Stader Klinik-Gesellschaft verkauft. Die Rettung der Krankenhäuser werde den Steuerzahler mindestens 31 Millionen Euro kosten, hieß es vor dem Beschluss im Rotenburger Kreistag. Der Landkreis Rotenburg verpflichtet sich, von 2016 bis 2020 Verluste bis zu einer Obergrenze von sieben Millionen Euro zu übernehmen. Für die Klinik und die Pflegeeinrichtung in Zeven muss der Landkreis darüber hinaus ab 2021 für die erwarteten Verluste von rund 600 000 Euro im Jahr auf Dauer und in voller Höhe aufkommen. Sollte für den Defizitausgleich in Zeven ab 2021 kein Beschluss des Kreistags zustandekommen, geht die Zevener Klinik für einen Euro an den Landkreis zurück.

Weiter wird im Vertrag geregelt, dass der Landkreis Rotenburg bis 2021 15,2 Millionen Euro in die beiden Kliniken investieren muss. Zusätzlich musste der Landkreis sicherstellen, dass die Ostemed bis zur Übertragung an die Elbe-Kliniken ein Eigenkapital in Höhe von mindestens zehn Millionen Euro aufweist.

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